
© Guido Bludau
Vor dem Neuanfang am Wulfener Markt: Mieter überlassen anderen die Drecksarbeit
Meinung
Die Wohnungen am Wulfener Markt strotzen vor Dreck. Sie werden entrümpelt. Ein wichtiges Signal für den Aufbruch, wie unsere Autorin meint.
Die Mitarbeiter einer Fachfirma am Wulfener Markt haben unser Mitgefühl redlich verdient. Sie kämpfen sich die nächsten vier Wochen durch unvorstellbar ekelhafte Hinterlassenschaften in den 130 Wohnungen in der abrissreifen Immobilie am Wulfener Markt.
Was dort alles liegen geblieben ist, spottet jeder Beschreibung: Brandschutt in einer von den Flammen völlig zerstörten Wohnung. Wegen der Hitze geplatzte Fenster haben Tauben Tür und Tor geöffnet, sich dort einzunisten. Haufenweise Taubenkot in dieser Wohnung, in den Fluren der Behausung, aber auch in weiteren Wohnungen muss entfernt werden.
Die Ausscheidungen dürfen nicht im Gebäude verbleiben, bis die Abrissbirne ins Mauerwerk donnert. Der Kot muss fachgerecht entsorgt werden, weil es sich um hochinfektiöses Material handelt. Also müssen die Arbeiter vor Ort mit Maske, Handschuhen und Schutzanzügen zu Werke gehen, sorgfältig den Mist einsammeln und in Behältern verschließen. Die werden am Ende nicht wieder geöffnet, sondern mitsamt ihrem ekligen Inhalt in einer Deponieanlage verbrannt.
Dass einige Mieter über Nacht ihre Wohnung verlassen haben und unvorstellbare Mengen Hausmüll zurückgelassen haben, ist absolut verantwortungslos. Mieter haben Pflichten. Am Wulfener Markt haben sie augenscheinlich nach eigenen Regeln gehaust. Gut, dass diese Zeiten endgültig vorbei sind.
Seit 20 Jahren als Lokalredakteurin in Dorsten tätig. Immer ein offenes Ohr für die Menschen in dieser Stadt, die nicht meine Geburtsstadt ist. Das ist Essen. Ehefrau, dreifache Mutter, zweifache Oma. Konfliktfähig und meinungsfreudig. Wichtige Kriterien für meine Arbeit als Lokalreporterin. Das kommt nicht immer gut an. Muss es auch nicht. Die Leser und ihre Anliegen sind mir wichtig.
