
© Montage Leonie Sauerland
Sind kleine SB-Filialen auf dem Land noch zeitgemäß?
Meinung
Immer öfter sind Geldautomaten das Ziel von professionellen Banden. Oft sind sie erfolglos, der Schaden ist aber immens. Sind kleine SB-Filialen auf dem Land noch zeitgemäß?
Die Entschlossenheit und Rücksichtslosigkeit, mit der professionelle Täter versuchen, Geld aus Automaten zu holen, ist erschreckend. In Deuten nahmen sie sich sogar die Zeit, zwei Sprengladungen zu zünden. Sie hatten ihr Ziel und den Fluchtweg ausreichend ausgespäht und fühlten sich sicher. Dass sie ohne Beute fliehen mussten, war im Plan nicht vorgesehen.
Auf den ersten Blick ist das erfreulich. Wer jedoch die Bilder vom Tatort gesehen hat, kommt zu dem Schluss: Solchen Banden ist alles egal. Sie hantieren mit lebensgefährlichem Sprengstoff, sie nehmen Schäden an Gebäuden und vielleicht auch von Anwohnern billigend in Kauf.
Geldinstitute haben viel in die Sicherheit investiert. Das macht sich, wenn man so will, bezahlt. Das Bundeskriminalamt (BKA) listet für das Jahr 2020 viel mehr Geldautomaten-Sprengungen auf als jemals zuvor (414), in der Mehrzahl der Fälle (256) blieb es beim Versuch.
Trotzdem erbeuteten die Räuber nach BKA-Angaben insgesamt 17,1 Millionen Euro. Der Schaden an Gebäuden und das Risiko, Menschen psychisch oder physisch zu verletzen, nicht mitgerechnet. Da stellt sich zwangsläufig die Frage, wann der Punkt erreicht ist, dass kleine SB-Filialen auf dem Land keinen Sinn mehr machen. Kundennähe ist ein hohes Gut, aber der Preis darf nicht zu hoch werden.
Veränderungen gab es immer, doch nie waren sie so gravierend. Und nie so spannend. Die Digitalisierung ist für mich auch eine Chance. Meine journalistischen Grundsätze gelten weiterhin, mein Bauchgefühl bleibt wichtig, aber ich weiß nun, ob es mich nicht trügt. Das sagen mir Datenanalysten. Ich berichte also über das, was Menschen wirklich bewegt.
