Medizinerin, Professorin und Zweifach-Mama Dorstenerin ist Vorbild für junge Frauen

Medizinerin, Professorin, Mutter: Franziska Thieken ist Vorbild für Frauen
Lesezeit

Franziska Thieken ist nicht nur zweifache Mutter und erfolgreiche Medizinerin, sondern ist mit nur 34 Jahren bereits Professorin. Sie möchte zeigen, dass man besonders als Frau alles erreichen kann. „Ich glaube, wenn man als Team in der Partnerschaft gut zusammenarbeitet, gibt es gerade als Frau keine Grenzen des Geschlechts wegen.“

Und diese Erfahrung ist es unter anderem, die sie jungen Menschen neben der Vermittlung ihrer fachlichen Kompetenz in der Lehre mit auf den Weg geben möchte. „Manchmal gibt es auch nicht nur einen Weg. Ich habe auch nicht nur ein Fachgebiet, sondern bin mit der digitalen Medizin super breit aufgestellt“, sagt sie.

Technische Hochschule Gießen

Seit Dezember 2024, genau sieben Jahre nachdem sie ihre ärztliche Tätigkeit begonnen hat, wurde sie zur Professorin an der Technischen Hochschule Gießen am Fachbereich Gesundheit berufen. Währenddessen hat sie ihre beiden Söhne bekommen. Ihr Berufsweg stand dabei schon als junges Mädchen fest.

Aufgewachsen und geboren in Dorsten hat ihre Karriere ihre Wurzeln in der Lippestadt: „Bei mir war Medizin schon immer der Beruf, den ich ergreifen wollte“, erzählt sie. „Ich habe das schon in jedes Freundschaftsbuch hineingeschrieben und meine Eltern waren nicht verwundert, als es nach dem Abi hieß, dass ich gerne Medizin studieren möchte.“

Doch auch ihre praktische Ausbildung zog sie nachher wieder in die Heimat zurück: „Ich habe meine Praktika auch in Dorsten in Arztpraxen und im Krankenhaus gemacht“, sagt sie. Beispielsweise hat sie im St. Elisabeth-Krankenhaus in der Pulmonologie ihre Famulatur und das Pflegepraktikum absolviert.

In der Hausarztpraxis von Dr. Henning Köhl war sie ebenfalls für ihre Famulatur. Ihre Facharztausbildung hat die 34-Jährige hingegen in der Neurologie des Universitätsklinikums in Marburg gemacht. „Ich bin aber immer jemand gewesen, der nicht an der Grenze des Fachgebiets Stopp macht.“

Medizinische Expertise

Ihre Expertise kommt dabei nicht nur ihren Patientinnen, Patienten und ihren Studierenden an der Hochschule zugute: Sie ist zusätzlich beratend in der Firma ihres Vaters tätig. Ein Schwerpunkt von Thieken Architekten + Ingenieure GmbH sind die Bauten im Gesundheits- und Krankenhauswesen.

„Da haben wir immer schon eng zusammengearbeitet“, erzählt sie. „Die Kollegen überlegen sich etwas und ich schaue dann nochmal über die Pläne und gucke, ob die Abläufe auch passen“, erklärt sie. Dahinter stecke der Anspruch, dass die Menschen einen Mehrwert im Neubau oder im Umbau von bestimmten Gebäudeteilen merken sollen und keine wichtigen Bestandteile übersehen werden. 2023 wurde Rainer Thieken für seine Arbeit zum Unternehmer des Jahres gekürt.

Familie Thieken
Rainer Thieken wurde 2023 als Unternehmer des Jahres ausgezeichnet. Ehefrau Ursula (r.) war viele Jahre Buchhalterin im Unternehmen, Tochter Theresa (l.) ist seit 2019 Mitgesellschafterin. © Stefan Diebäcker (A)

Um ihren Patientinnen und Patienten die bestmögliche Versorgung zu bieten, hat Franziska Thieken verschiedene Zusatzqualifikationen gemacht. Dazu zählt eine Weiterbildung im Bereich der Psychotherapie, der Notfallmedizin und der medizinischen Hygiene. Ihr Anliegen ist es, ihre Patienten ganzheitlich zu behandeln.

An vielen Stellen sei genau das systembedingt ausbaufähig, sodass Franziska Thieken den Entschluss gefasst hat, tätig zu werden: „Wie kann ich die Versorgung dennoch für die Patienten darstellen?“ Durch das Interesse an chronischen Erkrankungen und der Einsicht, dass die Versorgung dieser Patienten besser sein muss, hat sie sich viel mit der Parkinson-Krankheit beschäftigt und ist unter anderem Kuratoriumsleitung beim Bundesverband Parkinson Youngster in Dorsten.

Parkinson-App

„Ich habe immer mehr digitale Aspekte mit hereingenommen und Unterstützungsprogramme für Angehörige oder Patienten gestaltet“, erklärt die Medizinerin. Letztendlich konnte sie mit ihrem Team im vergangenen Jahr mit einer Parkinson-App am Hessischen Gründerpreis teilnehmen, bei dem sie bis ins Halbfinale gekommen sind.

Die App „ParDi“ soll die Versorgung der Patienten verbessern. „Ich habe festgestellt, das reicht so nicht. Da muss was passieren.“ In fortgeschrittenen Stadien müssen die Patienten viel häufiger gesehen werden, als es momentan möglich ist. Viele Symptome können nicht in einem Kurzkontakt abgebildet werden, erklärt die Expertin. Diese Lücke soll die „ParDi“-App schließen.

Momentan ist die App noch nicht für alle zugänglich, sondern nur für ausgewählte Patienten in dem Projekt. Doch das soll sich bald ändern: „Ich bin da ganz zuversichtlich, dass wir das bald auch einer noch größeren Menge an Patienten zur Verfügung stellen können“, sagt sie.

Medizin ist Menschlichkeit

„Medizin ist für mich auch ganz viel Menschlichkeit. Und das geht für mich auch gerade mit diesem digitalen Aspekt gut einher“, so die Neurologin. Zusammenfassend spricht sie von Ressourcenoptimierung durch digitale Medizin: „Da ist immer viel die Sorge, dass man dem Patienten nicht mehr persönlich gegenübertritt, aber wenn ich weiß, dem Patienten geht es eigentlich gut und wir haben das über beispielsweise die App gecheckt, dann soll er sein Leben so gut leben, wie er es kann. Wenn mich aber jemand häufiger braucht, dann will ich auch die Zeit haben, für diesen Patienten alles Nötige zur Verfügung zu stellen.“

Das alles hat Franziska Thieken mit nur 34 Jahren erreicht. Eine wichtige Stütze war dabei ihr Ehemann. Acht Wochen nach der Geburt ihrer Söhne ist sie jeweils wieder voll in den Beruf eingestiegen.

„Da gehört natürlich auch Mut dazu. Wir haben nicht nur positive Stimmen gehört“, sagt sie. Sie möchte zeigen, dass man seine Ziele trotzdem erreichen kann: „Gerade, wenn man Familienverantwortung hat. Es ist kein Hindernis, sondern es ist ein Motor.“

Hinweis der Redaktion: Dieser Artikel erschien ursprünglich am 26. Januar 2025.