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Markthändler in Dorsten schlagen Alarm: Dramatischer Umsatzrückgang seit dem Zwangsumzug
Wochenmarkt in Dorsten
Die Händler des Wochenmarktes in Dorsten machen schlechte Geschäfte. Seit dem Umzug vom Marktplatz zum Lippetor bleiben viele Kunden weg. Wir fragen: Welches ist der beste Standort?
Vier Händler stehen in großem Abstand auf der Lippestraße, zwei weitere haben ihre Stände auf dem Lippetorplatz aufgebaut. Das ist der Wochenmarkt an einem ganz normalen Montag in der Dorstener Altstadt. „Schlimm“ findet Andreas Unnebrink die Situation. „Letzte Woche waren wir sogar nur zu viert.“
Montags und donnerstags bleiben die Kunden weg
Unnebrink ist Sprecher der Markthändler und sieht sich in seinen schlimmsten Befürchtungen bestätigt. Das Ausweichquartier am nördlichen Rand der Dorstener Altstadt wird von vielen Kunden nicht angenommen, vor allem montags und donnerstags nicht. „Uns fehlen zum Beispiel die älteren Menschen aus den Altenheimen. Für die ist der Weg zu weit“, sagt er.

Andreas Unnebrink, Sprecher der Markthändler, möchte mit seinen Kollegen so schnell wie möglich zurück zum Marktplatz. © Stefan Diebäcker
Den Umsatzrückgang beziffert Unnebrink auf „40 bis 50 Prozent, samstags etwas weniger. Das sehen alle Händler so.“ Da ist es aus seiner Sicht ein schwacher Trost, dass die Stadt die Standgebühren reduziert hat.
Beinahe zwangsläufig aus seiner Sicht bleiben wochentags mittlerweile einige Händler weg. Es lohne sich wohl nicht mehr. Am Samstag, dem umsatzstärksten Tag, ist in der Fußgängerzone und gegenüber den Mercaden dagegen laut Unnebrink „zu wenig Platz für alle Händler“.
„Es war klar, dass es schwieriger wird“
Andreas Steinkopf hat seit Anfang Mai einen Stammplatz vor dem Restaurant „Goldener Anker“. „Mir war klar, dass es hier schwieriger wird, aber es ist nicht so schlimm wie gedacht.“ Trotzdem sei der Marktplatz natürlich der bessere Standort, „weil er zentral liegt und die Menschen von allen Seiten kommen“.

Mit der Umgestaltung des Marktplatzes ist vor Kurzem begonnen worden. Sie dauert etwa bis November. © Stefan Diebäcker
Dennoch, der Umzug war alternativlos. Neben der Fußgängerzone wird auch der Marktplatz neu gestaltet. Mittlerweile ist die Baustelle im Zentrum der Altstadt angekommen, nun hat sich für die Markthändler eine weitere Hoffnung zerschlagen.
„Wir hatten gehofft, dass wir jetzt auf der unteren Lippestraße und vor Mensing stehen können, aber letzte Woche hieß es, das neue Pflaster muss sich erst setzen“, erklärt Unnebrink. Zwei Monate, mindestens.
Aber es gibt auch Zustimmung für das Übergangskonzept. „Es ist doch viel entspannter an den Markttagen, besonders über die Sommerzeit, in den Straßencafés zu sitzen, ohne die Gemüsestände und Bauzäune vor der Nase zu haben“, sagt beispielsweise die Dorstenerin Evi Haubs. „Außerdem läuft in der Fußgängerzone jeder Besucher an den Ständen vorbei und nimmt sich seinen Bedarf mit.“
„Lippestraße war schon immer tot“
Dass Geschäfte in der Lippestraße von den Marktständen vor der Ladentür und der erhöhten Kundenfrequenz profitieren, glaubt Dieter Bergling nicht. „Die Lippestraße ist seit 60 Jahren eine tote Straße. Ich gehe da samstags nur hin, um Reibekuchen zu essen.“
Die Übergangszeit werden die Händler schon überstehen, hoffen Edith und Werner Schäpers. „Aber der Marktplatz ist das Zentrum der Altstadt, da sollte dann auch bald wieder der Wochenmarkt sein.“
Veränderungen gab es immer, doch nie waren sie so gravierend. Und nie so spannend. Die Digitalisierung ist für mich auch eine Chance. Meine journalistischen Grundsätze gelten weiterhin, mein Bauchgefühl bleibt wichtig, aber ich weiß nun, ob es mich nicht trügt. Das sagen mir Datenanalysten. Ich berichte also über das, was Menschen wirklich bewegt.
