
© Michael Klein
Marco Bühne: Vom Freibad-Aktivisten zum AfD-Bürgermeisterkandidaten
Bürgermeisterkandidat
Marco Bühne tritt in Dorsten für die AfD im Rennen um die Bürgermeister-Kandidatur an. Er hofft auf 12 bis 13 Prozent der Stimmen und will „den Finger in die Wunde legen“.
Es war ein heißer Sommer, als Marco Bühne zum ersten Mal hautnah mit Politik in Berührung kam. „Meine Agenda 2013“ nennt er rückblickend die Ereignisse, die damals den Anstoß dazu gaben, dass er sich mit kommunalpolitischen Themen zu beschäftigen begann. Dass er sieben Jahre später einmal als Bürgermeisterkandidat in seiner Heimatstadt antreten würde, das hätte er damals zu keiner Sekunde gedacht.
Der inzwischen 55-Jährige gehörte 2013 zu einer Initiative, die mehrere tausend Bürger dazu bewegte, in einer Facebook-Kampagne ein „Freibad für Dorsten“ zu fordern. Wurde zwar nichts, aber als jetziger AfD-Spitzenkandidat in Dorsten würde er die damalige Idee immer noch gerne verwirklichen. „Als Stadt am Wasser fehlt uns ein Freibad“, sagt Bühne, der wegen gesundheitlicher Probleme lange Zeit nicht arbeiten konnte und jetzt eine Umschulung als „Polier-Ausbilder“ macht.
„Bin ein Dorstener Original“
Schalke 04-Mitglied Marco Bühne ist in Bottrop geboren, doch schon im Alter von drei Monaten zogen seine Eltern mit ihm in die Lippestadt. Abgesehen von einem kurzen Abstecher nach Niedersachsen blieb er seiner Heimat treu. Zunächst in Barkenberg, dann in Hervest. „Ich bin ein Dorstener Original“, sagt der gelernte Bergmaschinenschlosser, der mit fünf (Halb-)Geschwistern in einer damals noch nicht so genannten „Patchwork-Familie“ aufwuchs.
Der AfD-Mann ist einer von denen, die im Laufe des Lebens unterschiedlichen Parteien ihre Stimme gegeben haben. Nach Realschul-Abschluss und Lehre auf der Zeche Auguste Victoria (AV) in Marl wählte er „als Gewerkschafter natürlich die SPD, aber das war ja da noch eine ganz andere Partei“.
Weil der Bergbau für ihn nicht mehr viel Zukunft hatte, machte sich Marco Bühne mit Ende zwanzig selbstständig. „17 Jahre lang im Garten- und Landschaftsbau und auch im Straßenbau“, sagt er und zählt mehrere große Baustellen im Ruhrgebiet auf, auf denen er tätig war. Seine Kreuzchen machte er damals bei der FDP.
Jähes Ende bei der UBP
Nach der „Freibad-Offensive“, die 2013 den ganzen Sommer lang die Dorstener Öffentlichkeit beschäftigte und später dann in Streit und Zwietracht versinken sollte, wurde Marco Bühne von der schon damals im Rat sitzenden Unabhängigen Bürger-Partei (UBP) angesprochen, ob er für sie in Dorsten politisch tätig werden wolle. Bühne wurde deren zweiter Vorsitzender, doch das Engagement endete „mit Wunden“.
Herr Bühne, wie kam es dazu, dass Sie aus der UBP ausgetreten sind?
Schon kurz nach dem Wahlkampf 2014 habe ich mich mit dem später verstorbenen Vorsitzenden Jürgen Pyschny entzweit. Was da abgelaufen ist, hatte mit meinen Vorstellungen von Fairness nichts tun, ich bin richtig belogen worden. Der UBP-Kreisverband hat dennoch die Füße still gehalten. Eigentlich hätte ich die letzten Jahre für die UBP im Dorstener Rat sitzen müssen.
Auch andere UBP-Mitglieder traten damals aus - und schlossen sich der neu gegründeten AfD (damals noch unter Leitung des Euro-kritischen Bernd Lucke) an. 2018 - „bewusst am Tag der Deutschen Einheit“ - wurde schließlich der Dorstener Stadtverband der AfD gegründet, mit Marco Bühne als Sprecher.
Er wurde jetzt nicht nur zum Bürgermeisterkandidaten („Ich hoffe auf 12, 13 Prozent der Stimmen“) seiner Partei gekürt. Kommt die AfD in den Rat, wird er auch deren Fraktionschef werden, zusätzlich hat er Chancen auf ein Kreistagsmandat.
Was wollen Sie mit der AfD in Dorsten erreichen?
Wir wollen die Finger in die Wunde legen, vernünftige Anträge stellen, es soll für die Bürger gerecht zugehen und nicht zum Wohle der Parteien. Wir wollen Einblick in die Bücher kriegen, um bei der Stadt den Rotstift anzusetzen, da gibt es bestimmt noch eine Menge Einsparpotenzial. Es kann nicht sein, dass alle Bauprojekte teurer werden als geplant, da muss man genauer hinschauen. Deswegen sind wir auch gegen eine teure Rathaus-Sanierung mit neuem Anbau, was sicherlich mehr als die geplanten 40 Millionen Euro kosten wird.
Der Wahlkampf ist für die AfD „Neuland“, sagt Bühne. „Wir müssen eine Satzung erarbeiten, haben vor zwei Wochen unser Wahlprogramm fertig bekommen.“ Die Forderungen darin: Gewerbesteuer reduzieren, Abschaffung der Kita-Gebühren und der Straßenbaugebühren. Und die AfD kritisiert, dass „rechtskräftig ausreisepflichtige Wirtschaftsemigranten weiter alimentiert“ würden.
Herr Bühne, die AfD steht bundesweit seit langem wegen fremdenfeindlicher Äußerungen und auch wegen ihres Umgangs mit der Corona-Krise in der Kritik. Wie stehen Sie dazu?
Wir sind keine Nazis, hier in Dorsten gehört sicherlich keiner zum Höcke-Flügel, das kann ich ausschließen. Wir haben einen Kodex, dass wir uns vernünftig kleiden, dass wir sachlich argumentieren. Wer andere beleidigt, hat bei uns keinen Platz. Es sind viele ältere Leute, die sich an unserem Stand für unser Wahlprogramm interessieren. Ich bin kein Corona-Leugner, das Virus und die Krankheit gibt es wirklich. Aber die Windel vor dem Gesicht finde ich übertrieben.
Geboren 1961 in Dorsten. Hier auch aufgewachsen und zur Schule gegangen. Nach erfolgreich abgebrochenem Studium in Münster und Marburg und lang-jährigem Aufenthalt in der Wahlheimat Bochum nach Dorsten zurückgekehrt. Jazz-Fan mit großem Interesse an kulturellen Themen und an der Stadtentwicklung Dorstens.
