
© Petra Berkenbusch
Marc Ehlert (29) managt als Amtsleiter die Landtagswahl in Dorsten
Karriere in der Stadtverwaltung
Er wählt nicht zum ersten Mal. Aber es ist seine erste Wahl als neuer Leiter des Dorstener Wahlamtes. 18 Tage vor der Landtagswahl strahlt Marc Ehlert (29) große Gelassenheit aus.
Er hat seine Stimme längst abgegeben. Per Briefwahl. Denn am 15. Mai könnte ihm das womöglich durchgehen, falls es doch mal stressig wird im neuen Job. Marc Ehlert ist nämlich als neuer Leiter des Wahlamtes zum ersten Mal allein für eine Wahl verantwortlich. Der 29-Jährige ist seit November Nachfolger von „Mr. Wahl“, Klaus Ihling, der nach der Bundestagswahl im September 2021 in Ruhestand gegangen ist.
Marc Ehlert ist ein „Dorstener Kind“, hat zunächst beim Finanzamt eine Ausbildung für den mittleren Dienst absolviert und ist danach als Anwärter zur Stadtverwaltung gekommen, um sich mit einem Studium für den gehobenen Dienst zu qualifizieren. Bevor er sich für die freie Stelle im Wahlamt bewarb, hat Ehlert beim Ausländeramt gearbeitet. „Organisation und Gesetzeskunde, das liegt mir“, erklärt er seine Orientierung zum Wahlamt. 500 Wahlhelfer aus dem Kreis der Verwaltungskollegen und der Bürgerschaft einzuteilen und anzuweisen, das macht ihm Spaß.
Alle System-Tests sind reibungslos verlaufen
Und bisher läuft mit der Landtagswahl auch alles wie geschmiert. Alle Testwahlen, die abgestimmt mit dem Kreis und mit fiktiven Zahlen vor dem Wahltag stattfinden, seien bisher reibungslos verlaufen. Ehlert: „Alle Systeme funktionieren.“ Auch jene, die im Fall von Stromausfällen oder anderen Beinahe-Katastrophen sicherstellen sollen, dass am Wahlabend so früh wie möglich ein Ergebnis feststeht.

So sieht’s aus, wenn nach der Wahl die Stimmen ausgezählt werden. Das Foto stammt von der letzten Bundestagwahl. © Guido Bludau (A)
Dennoch ist Ehlert nicht 100-prozentig zufrieden, zum Beispiel mit den ausgewählten Wahllokalen. Die Kritik von Bürgern an den Wahllokalen in der Innenstadt kann er nachvollziehen. Es sei eine Zumutung für die Bewohner aus dem Seniorenheim St. Elisabeth, beklagt zum Beispiel eine Leserin, dass sie auf die andere Kanalseite zur VHS müssen, um ihre Stimme abzugeben - mit dem Rollator Rampen rauf und runter.
Mühsame Suche nach geeigneten Wahllokalen
„Ich hätte das auch gerne anders gehabt“, berichtet Ehlert von den kleinen Hürden seiner Arbeit. Der Dorsten-Treff an der Lippestraße wird umgebaut, im Alten Rathaus seien am Wahl-Wochenende etliche Trauungen gebucht, in der Kunstgalerie franz* an der Klostergasse sei man um die zerbrechlichen Ausstellungsstücke besorgt gewesen, St. Agatha könne gerade wegen des Kirchenumbaus das Pfarrheim nicht hergeben, das Gymnasium St. Ursula habe ebenso abgewunken wie das Familienzentrum St. Johannes, die Mercaden wollten sonntags auch keine Wähler im Haus haben, und freie Ladenlokale hätten oft nicht den Anforderungen der Coronaregeln (Einbahnstraße, Raumgröße, Sanitäre Anlagen) entsprochen, die auch dem Schutz der Wahlhelfer dienen.
„So sind wir am Ende im eigenen Haus der VHS gelandet“, erklärt Ehlert, „wohl wissend, dass das nicht für jeden Wähler die beste Lösung ist.“ Wer es diesmal nicht zu seinem Wahllokal schaffe, rät er, möge sich doch einmal für die Briefwahl entscheiden. Bei der nächsten Wahl sei alles hoffentlich wieder etwas bequemer, ohne Corona sei es vielleicht auch wieder erlaubt, Wahllokale in Kindergärten und Seniorenheimen einzurichten.
Nach der Wahl beginnt direkt der Zensus
Während Wählerinnen und Wähler sich nach dem 15. Mai entspannt zurücklehnen können, geht es für Marc Ehlert und sein Team am 16. Mai direkt munter weiter, dann beginnt nämlich der Zensus. Er ist der städtische Beauftragte für die „Volksbefragung“, die er parallel zur Landtagswahl mit seinem Team vorbereitet hat. Wenn Ehlert keine Wahlen zu organisieren hat, ist er für die Einwohnerstatistik und die Protokolle von Rat und Hauptausschuss zuständig.
Nach der Wahl findet er bestimmt auch wieder Zeit für eine lieb gewonnene „Nebenbeschäftigung“: Marc Ehlert ist Ehrenstandesbeamter der Stadt Dorsten, hat schon etliche Paare an diversen Trauungslocations im Stadtgebiet getraut. Er selbst ist noch ledig. Auf diesem „Wahlzettel“ hat er noch kein Kreuzchen gemacht.
Geboren und geblieben im Pott, seit 1982 in verschiedenen Redaktionen des Medienhauses Lensing tätig. Interessiert an Menschen und allem, was sie anstellen, denken und sagen.
