Lange haben Dieter Uphues (80) und sein Nachbar gezögert, mit ihrer Situation an die Presse zu gehen. Doch als berichtet wurde, dass ein polizeibekannter Dorstener (52) versucht haben soll, ein Kind in ihrem Umfeld auf der Hardt festzuhalten, stand für beide fest, dass sie nicht mehr schweigen wollen.
Wichtig ist Uphues: „Wir haben nichts gegen ihn.“ Mit dem Mann wohnte Uphues schließlich zehn Jahre unter einem Dach auf der Hardt. „Wir haben uns immer prima verstanden.“ Doch dann habe der 52-Jährige keine Tabletten mehr gegen seine psychische Krankheit genommen. Seitdem raste er regelmäßig aus. Vor dreieinhalb Jahren habe es einen riesigen Polizeieinsatz im Haus gegeben, an dessen Ende der 52-Jährige fast nackt abgeführt worden sei.
An Autos uriniert
„Da fing es an“, sagt Uphues rückblickend. Der 52-Jährige belästigt seitdem die Menschen im Mehrfamilienhaus und in der Nachbarschaft, auch wenn er vom Eigentümer mittlerweile ein Haus- und Grundstücksverbot erteilt bekommen hat. Einmal erwischte Uphues den mittlerweile 52-Jährigen, wie er gegen die Hecke am Haus urinieren wollte. Uphues schrie ihn an, worauf der Mann die Straßenseite wechselte („mit heruntergelassener Hose“) und absichtlich das Dach eines Autos im hohen Bogen bepinkelte.
Seine Kinder und Enkelkinder würden ihn mittlerweile ungern besuchen, sagt Uphues. Und wenn, dann parken sie die Autos weit weg vom Haus. Denn der 52-Jährige hat mehrfach Autos beschädigt. Der Nachbar von Uphues, der namentlich nicht genannt werden möchte, berichtet, dass der 52-Jährige ihm mit einem Kalksandstein die Motorhaube verbeulte. Außerdem versuchte er den Außenspiegel abzureißen und trat gegen die Tür. 1.500 Euro Schaden musste der Nachbar aus eigener Tasche zahlen, da beim 52-Jährigen nichts zu holen sei.
Situation eskaliert
Einem anderen Auto warf der 52-Jährige eine Mülltonne aufs Dach. „Die Biotonne war voll und schwer - die hat er mit einer Hand aufs Auto geschmissen“, sagt der Nachbar, der Respekt vor der Kraft des 52-Jährigen hat.
Seit einigen Wochen eskaliert die Situation immer mehr. Der 52-Jährige stehe fast täglich vor dem Haus. Oft schreie er. Manchmal klingele er. Manchmal versuche er, die Haustür einzuschlagen oder mit einer Mülltonne einzuwerfen. „Man kann nicht mehr schlafen“, sagt der Nachbar, der im Erdgeschoss das Geschehen immer hautnah mitbekommt.
Eine junge Nachbarin sei aus Angst vor dem Mann schon weggezogen, berichtet Uphues, und von übelsten, nicht zitierfähigen Drohungen, die der Mann ihr gegenüber ausgestoßen habe. Mit einem großen Messer habe ihn der 52-Jährige schon einmal bedroht, aber da habe er auf dem Balkon gestanden und der Mann auf der Straße, so Uphues. Auch mit einem Birkenast habe ihn der Mann schon bedroht und Steine nach ihm geworfen.
„Ich bringe euch hier alle um“
Im Dezember randalierte der 52-Jährige erneut. Zuvor habe er sechs Stunden vor dem Haus gestanden. Gegen 23 Uhr ging die Schreierei wieder los und der 52-Jährige versuchte, mit einer Mülltonne die Haustür einzuschlagen. „Ich stand senkrecht im Bett“, sagt der Nachbar. Permanent habe der 52-Jährige wirres Zeug geschrien: „Ich habe im Lotto gewonnen.“ Oder: „Ihr werdet schon sehen. Ich bin der Messias.“
Der 52-Jährige habe auch gerufen: „Ich bringe euch hier alle um!“ Und das sogar wiederholt, als die Polizeibeamten vor Ort waren. Uphues und sein Nachbar wollten den 52-Jährigen daraufhin anzeigen. Doch auf der Polizeiwache Dorsten haben man ihnen das trotz mehrfacher Nachfrage verweigert, berichten sie, da die Anzeige bereits bei dem Einsatz aufgenommen worden sei. „Wissen Sie, wie oft der uns schon mit Mord gedroht hat“, habe die Polizistin gesagt.
„Ich habe keine Waffe“
Der Nachbar von Uphues sagt dazu: „Der Unterschied ist: Ich habe keine Waffe am Gürtel.“ Auf die Frage, ob Uphues tatsächlich glaube, dass der 52-Jährige seine Drohung wahr machen könnte, zögert er mit der Antwort: „Es kommt auf seinen Zustand an.“
Uphues, der jahrelang ehrenamtlicher Richter an einer Strafkammer in Essen war, versteht nicht, warum man ihm und seinem Nachbarn die Anzeige verweigerte. Andreas Lesch, Sprecher der Polizei in Recklinghausen, sagt, dass zu dem Einsatz bereits eine Strafanzeige geschrieben worden sei: auf „Störung des öffentlichen Friedens unter Androhung von Straftaten“.
Zu aggressiv
Eine Verhandlung am Dorstener Amtsgericht, der der Nachbar von Uphues beiwohnte, habe eine lange Liste von Anklagepunkten offenbart, die dem 52-Jährigen zur Last gelegt werden. Doch die Verhandlung sei abgebrochen worden, weil der 52-Jährige „zu aggressiv“ gewesen sei.
Uphues sagt: „Wir fühlen uns von der Polizei im Stich gelassen.“ Die Polizei erteile dem Mann immer wieder Platzverbote, ab und zu werde der 52-Jährige mitgenommen. Aber an der Gesamtsituation ändere sich nichts. „Uns geht es darum, dass wir geschützt werden“, sagt Uphues. Nicht mit einem permanenten Polizeiauto vor dem Haus, sondern mit schneller Reaktion der Polizei.
„Manchmal wartete man anderthalb Stunden“, sagt der Nachbar, der sich auch darüber ärgert, wenn er unterschiedlichen Mitarbeitern der Leitstelle häufig immer wieder den Hintergrund schildern müsse. Nach dem Vorfall mit dem Kind hatte Polizeisprecherin Corinna Kutschke am Freitag (12.1.) betont, dass man bei Vorfällen die Polizei rufen solle und die Polizei ein Auge auf den Schulwegen der Kinder habe: „Alle Kollegen sind sensibilisiert.“
„Der Mann ist krank“
Noch mehr wünscht sich aber Uphues, dass sich an der grundsätzlichen Situation etwas ändert: „Der Mann ist krank. Er muss behandelt werden und hoffentlich gesund wiederkommen.“
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