Manfred Hürland hatte bei der Volksbank „eine geile Zeit“

© Anke Klapsing-Reich

Manfred Hürland hatte bei der Volksbank „eine geile Zeit“

rnInterview

Jahrelang war Manfred Hürland als Kommunikationschef das Gesicht der Volksbank. Am 29. November verabschiedet er sich in den Ruhestand. Im Interview blickt er zurück auf „eine geile Zeit“.

Dorsten

, 26.11.2018, 13:45 Uhr / Lesedauer: 3 min

Herr Hürland, ein Leben ohne Volksbank, für einen Vollblut-Genossenschaftler wie Sie doch schwer vorstellbar, oder?

Ehrlich gesagt, habe ich noch gar nicht so richtig realisiert, dass ich Ende des Monats in den passiven Teil meiner Altersteilzeit gehe. Es war eine richtig geile Zeit. Die Arbeit war nie eine Belastung für mich, weil ich etwas bewegen konnte.

Wirklich nie eine Belastung? Und was war alle Jahre wieder mit dem Gerenne, um die Weihnachtsbeleuchtung zu finanzieren oder mit den Nörglern, denen die Aktivitäten der Dorstener Kaufmannschaft zu schlecht, zu wenig, zu laut waren? Schließlich waren Sie ja berufsbedingt jahrelang als Kassierer in der Werbegemeinschaft aktiv.

Das Positive hat eindeutig überwogen. Auf Wunsch des Volksbank-Vorstandes habe ich 1984 begonnen, mich in der Werbegemeinschaft zu engagieren. Später hieß sie Arbeitskreis Altstadt, dann Dorstener Interessengemeinschaft Altstadt, kurz DIA. Ich kann mich noch gut erinnern, dass ich bei einer der ersten großen Investitionen von 40.000 DM mächtig ins Schwitzen kam. Damals ging es darum, die freie Fläche, die nach dem Abriss des alten Krankenhauses entstanden ist, für zwei, drei Jahre als Innenstadtparkplatz zu nutzen. Hat sich aber gelohnt.

Wenn Sie jetzt zurückblicken, was hat die Werbegemeinschaft in den letzten 30 Jahren erreicht?

Die Aktionstage an jedem 1. Samstag im Monat und die vier verkaufsoffenen Sonntage. Eine attraktive Weihnachtsbeleuchtung, das Lichterfest als echtes Highlight und die Eisfläche mit überregionaler Strahlkraft. Der Adventskranz, der in diesem Jahr zum zweiten Mal im Kubus am Platz der Deutschen Einheit aufgehängt wird. Wir müssen Leute begeistern, in Dorsten einzukaufen. Dabei ist die ganz große Herausforderung heutzutage, dem Online-Handel etwas entgegenzusetzen.

Doch jetzt verabschiedet sich die alte Riege nach und nach ...

Ja. Irgendwann ist immer ein Wechsel. Thomas Hein scheidet ja auch aus, unser langjähriger, enorm engagierter und kreativer Vorsitzender, ohne den die DIA und Dorsten nicht so weit vorne wären in der Wahrnehmung auch außerhalb unserer Stadtgrenzen. Aber Stefanie Dornhege ist noch im Team, auch Anja Bellendorf als Nachfolgerin des unvergessenen Stephan Reken. Beide machen einen guten Job, wie der gesamte Vorstand. Und dann haben wir ja auch noch den Beirat mit aktiven Mitgliedern.

Lassen Sie uns mal auf den Anfang Ihrer Berufslaufbahn umschwenken. Wie sind Sie eigentlich zur Volksbank gekommen?

Per Zufall. Ich hatte die Volksschule St. Agatha und zwei Jahre Handelsschule hinter mir. Dann wollte ich etwas Kaufmännisches machen und bin 1972 bei der damaligen Spar- und Darlehenskasse Dorsten angefangen, die heute Vereinte Volksbank heißt. Für mein Vorstellungsgespräch bei Hubert Kahr bin ich damals noch mit dem Fahrrad aus einem Zeltlager in Haltern schnell nach Dorsten geradelt.

Heißt das: 46 Dienstjahre bei ein- und demselben Arbeitgeber?

Nicht ganz. In meiner Sturm- und Drangzeit musste ich raus aus dem engen Dorsten. Da habe ich zwei Jahre von 1979 bis 1981 in der Auslandsabteilung der Westdeutschen Genossenschaftszentralbank in Münster gearbeitet. War interessant, mal ein größeres System mit zehnmal so vielen Mitarbeitern wie in Dorsten kennenzulernen. Da bist du spezieller unterwegs. Aber ich fand ein breites Arbeitsspektrum abwechslungsreicher und so bin ich wieder in Dorsten eingestiegen.

Ich habe gehört, dass der Ortswechsel auch etwas mit der Liebe zu tun hatte.

Stimmt. Beim Frühschoppen im Hotel Koop habe ich 1981 Gabi kennengelernt. Das bestärkte mich, dass ich in Dorsten gut aufgehoben bin. 1991 haben wir geheiratet und sind immer noch zusammen.

Zu dieser Zeit war Marketing höchstwahrscheinlich noch ein Fremdwort. Wie kam es dazu, dass Sie in diesen Bereich hineingerutscht sind?

In der Zeit von Heribert Figgener als Vorstandsvorsitzender habe ich in der Abteilung Organisation gearbeitet. Als Anfang der 1990er-Jahre dann das Thema Marketing hochkam, habe ich mich weitergebildet, um unter August Langenbrinck bei der Volksbank die Abteilung Marketing und Kommunikation aufzubauen. Wichtig war mir immer der Mitgliedergedanke, den eine Kreditgenossenschaft pflegen muss. Hier habe ich mit Ingo Hinzmann viel bewegen können.

Als fröhlicher Mensch, der offen und redegewandt mit Leuten umzugehen versteht, haben Sie da ja wohl einen Traumjob machen dürfen, oder?
Ja. Wenn’s ums Kleingedruckte und Allgemeine Geschäftsbedingungen geht, sage ich meinen Kollegen immer: „Lasst mich damit bloß in Ruhe!“ Ich bin eher fürs Herz zuständig.

Ein Traum von einem Oldtimer: Manfred Hürland mit seinem Austin Healey 3000, den er selber restauriert hat.

Ein Traum von einem Oldtimer: Manfred Hürland mit seinem Austin Healey 3000, den er selber restauriert hat. © Privat

Apropos Herz - wer Sie näher kennt, weiß, dass Ihr Herz für Oldtimer schlägt.

Ich schraube gern an meinen Autos, und das tue ich mit Leidenschaft. 1981 habe ich mir den ersten MG - meine Lieblingsmarke - gekauft. 1984 folgte dann der MG A. Mittlerweile habe ich einige restauriert, auch einen Austin Healey 300I. Sowas kann fünf bis acht Jahre dauern. Da habe ich keine Eile. Denn das Restaurieren ist wichtiger als das Fertighaben. Der Weg ist das Ziel.

Na, langweilig wird’s Ihnen dann wohl nicht im Ruhestand, oder?

Nein, bestimmt nicht. Ich muss ja auch noch meine Hühner vor den hungrigen Falken und Bussarden schützen. Dann möchte ich gerne noch einen Imkerschein machen. Ja, und dann bleibt noch das Übliche: Jeden Freitagabend zu meinen Stammtischjungs ins Ramirez und jeden Morgen zum Frühstück die Dorstener Zeitung lesen, damit ich weiß, was läuft.

Hört sich gut an. Worauf freuen Sie sich am allermeisten?
Auf viele Oldtimer-Fahrten im nächsten Jahr.