Wer hätte nicht auf dem Klo schon mal eine Super-Idee gehabt? Lothar Klöckner hatte auf dem stillen Örtchen einen Einfall, der es inzwischen ins Fernsehen und zur Serienreife gebracht hat. Er hat seinen Toilettenpapier-Befeuchter „Bideo“ sogar zum Patent angemeldet. Ein Badezimmer im Krusenhof in Lembeck ist sozusagen die Wiege eines erfolgreichen Geschäftsmodells.
Feuchttücher verstopfen Kanäle
Lothar Klöckner zählte früher zu den zahlreichen Nutzern feuchten Toilettenpapiers, handelte sich aber nach Ansicht seines Arztes durch die Nutzung von Kunststoffgewebe mit Chemie eine Entzündung ein. „Kurz danach verstopfte im Haus die Abflussleitung zur Kanalisation. Die Entfernung der Verstopfung - hervorgerufen durch einen dicken Klumpen vorgefeuchteten Toilettenpapiers - kostete mehr als 300 Euro“, erzählt er. Mit dem Wissen um die Gefahren für die Gesundheit und für Abwassersysteme begannen seine Gedanken um eine Alternative zu kreisen.
„Nachdem ich herausbekommen hatte, dass Kot wasserlöslich ist, habe ich Experimente mit Toilettenpapier und Wasser gemacht“, erzählt er. Doch zu viel Wasser oder ein zu heftiger Befeuchtungsstrahl lösten das Papier zu schnell auf. „Da begann ich, eine provisorische Maschine zu bauen, mit der man Toilettenpapier kontrolliert befeuchten und auch trockenes Papier ziehen kann.“

Ein Jahr lang hat der Maschinenbauer getüftelt, bis die ersten zehn Befeuchter aus dem 3-D-Drucker kamen. Der Münsteraner Designer Rainer Samson verpasste dem Kästchen ein gefälligeres Aussehen, während Lothar Klöckner noch ein paar funktionelle Kinderkrankheiten ausmerzte.
Dreilagiges Papier ist ideal
Ein Handgriff, drei Funktionen: Zieht man das Toilettenpapier nach oben, bleibt es trocken. Zieht man es nach unten heraus, läuft es über eine Walze, die im Wassergefäß liegt, und wird benetzt. Je schneller man zieht, desto feuchter wird das Papier. Dreilagiges Papier sei ideal, rät Klöckner, vierlagiges speichere das Wasser zu stark, das ja für die Reinigung gebraucht wird. Weil manchen Kunden Wasser allein nicht reicht, gibt es inzwischen auch ein pH-hautneutrales Liquid von „Bideo“ mit Aloe Vera, ohne Farbstoffe.
Die Erfindung aus Lembeck ist seit Februar 2021 auf dem Markt und wurde seither mehr als 200.000-mal verkauft. Die ersten 5.000 gingen über den virtuellen Ladentisch, als Klöckners Schwiegersohn Thorsten Homma, der die Verkaufsrechte für die Erfindung seines Schwiegervaters erworben hat, den „Bideo“ (www.bideo.one) in der Sendung „Die Höhle der Löwen“ präsentierte. Investor Ralf Dümmel stieg mit 100.000 Euro bei „Bideo“ ein und sicherte sich damit eine Beteiligung an dem Erfolgsgeschäft. Direkt nach der Ausstrahlung der Monate zuvor aufgezeichneten Sendung wurden weitere 5.000 Exemplare über den Verkaufssender QVC verkauft.

Von 9. bis zum 12. November dieses Jahres stand das Unternehmen „Bideo simply wet“ auf der Essener Messe „Mode Heim Handwerk“, wo der Toiletten-Papierbefeuchter, den es inzwischen in diversen Farben gibt, reißenden Absatz fand. Derzeit verhandeln die Erfinder mit einer Hotelkette, die in Erwägung zieht, den Bideo in einer mobilen Variante inklusive Ersatzrollen-Halterung für ihre Gästezimmer anzuschaffen.
„Bideo“ für Kreuzfahrer?
Lothar Klöckner und Thorsten Homma hoffen außerdem, dass die vor Corona aufgenommenen Gespräche mit Kreuzfahrtschiff-Ausstattern demnächst wieder aufgenommen werden. Auf diese Weise könnte der „Bideo“ irgendwann durch die ganze Welt reisen und Kreuzfahrtschiffe ihre Umweltbilanz verbessern. Denn während sich ein Stück Toilettenpapier in Nullkommanix in Wasser auflöst, tun das klassische Feuchttücher langsam bis gar nicht und landen irgendwann - auch ohne die Hilfe von Kreuzfahrern - als Mikroplastik in den Weltmeeren.