
© Guido Bludau
Wulfener Markt ein Lost Place? Mutter meldet Plan ihres Sohnes bei der Stadt Dorsten
Wulfener Markt
Der Wulfener Markt als Nervenkitzel: Fans von „Lost Places“ wollten sich in der verlassenen Ladenpassage klammheimlich umsehen - der Instagram-Aufruf eines Dorsteners ging nach hinten los.
Lost-Places-Freunde gibt es offenbar auch in Dorsten. 107 Follower verzeichnet ein Dorstener Instagram-Freund von vergessenen Orten. Diese Menschen machen sich auf, leer stehende Gebäude, Industrieanlagen, Häuser oder Geschäftszentren etwa, gemeinsam zu erkunden, zu fotografieren und zu filmen.
Dabei schätzen sie den Nervenkitzel, den ihr Tun auslöst: „Sie sind begehbare Geschichte, erzählen mit spannenden Spuren menschliche Schicksale – und sind vor allem als einmalige Fotokulissen von pittoresker Eleganz bis marodem Charme beliebt“, wirbt eine Online-Seite für den Reiz von verlassenen Orten, schränkt aber auch ein: „Vorsicht: Die meisten dieser Lost Places dürfen ohne Sondergenehmigung nicht betreten werden.“
Und plötzlich standen ganz andere Freunde vor der Tür
Der Wulfener Markt hatte bei einem jungen Dorstener gleichwohl Neugierde geweckt. Er lud Gleichgesinnte auf Instagram dazu ein, sich mit ihm in der heruntergekommenen Ladenpassage am Wochenende zu treffen. Was er wohl nicht ahnte: Sein Aufruf rief die Polizei herbei. Und die las ihm die Leviten.
Polizeisprecherin Ramona Hörst bestätigte auf unsere Anfrage, dass ihre Kollegen vergangene Woche von der Stadt informiert worden seien, dass sich am Wulfener Markt womöglich ungebetene Besucher wegen eines Aufrufs in einem der Sozialen Medien einfinden könnten. Da sich der „Gastgeber“ auf Instagram selbst geoutet hatte, konnte die Polizei ihn ausfindig machen.
„Die Kollegen haben ihn aufgesucht und darüber aufgeklärt, dass es eine strafbare Handlung ist, wenn man in einen abgeriegelten Ort eindringt“, sagt Ramona Hörst. Je nach Einzelfall werde ein solches Eindringen von den Gerichten als Hausfriedensbruch, Einbruch oder Sachbeschädigung bewertet und bestraft.
Mutter war besorgt um das Wohl ihres Sohnes
Dem Dorstener war das wohl nicht klar, seiner Mutter aber schon. Die hatte nämlich von dem Vorhaben ihres Sohnes erfahren und die Behörden informiert.
Die Polizei lobt die Umsicht der Frau: „Sie hat alles richtig gemacht.“ Denn der Wulfener Markt ist ein gefährlicher Ort geworden, seitdem das Gebäude immer
stärker verfällt. Deswegen sind die Zugänge gesperrt worden.
Zuletzt erlitt ein Bewohner lebensgefährliche Verletzungen, als er über schon abgeriegelte Wege versuchte, zu seiner Wohnung zu gelangen. Vor dem Unfall hatte die Eigentümerin des Gebäudes bereits Schutzzäune aufstellen lassen und einen Wachschutz engagiert. Der sorgt zusammen mit der Polizei dafür, dass niemand zu Schaden kommt - oder auf dumme Gedanken.
Seit 20 Jahren als Lokalredakteurin in Dorsten tätig. Immer ein offenes Ohr für die Menschen in dieser Stadt, die nicht meine Geburtsstadt ist. Das ist Essen. Ehefrau, dreifache Mutter, zweifache Oma. Konfliktfähig und meinungsfreudig. Wichtige Kriterien für meine Arbeit als Lokalreporterin. Das kommt nicht immer gut an. Muss es auch nicht. Die Leser und ihre Anliegen sind mir wichtig.
