In Dorsten erreichte der Lippe-Pegel am Montag (15.8.) einen historischen Tiefstand.

In Dorsten erreichte der Lippe-Pegel zuletzt einen historischen Tiefstand. © Guido Bludau

Lippe-Pegel in Dorsten auf historischem Tiefstand

rnNiedrigwasser

Die anhaltende Trockenheit setzt auch Dorstens Gewässern zu. Der Pegelstand der Lippe erreichte jüngst einen historischen Tiefstand. Ist das schon besorgniserregend?

Dorsten

, 18.08.2022, 05:30 Uhr / Lesedauer: 2 min

Die anhaltende Hitze wirkt sich auch zunehmend auf die Gewässer aus. In Dorsten erreichte die Lippe zuletzt einen historischen Tiefstand: „445 Zentimeter“ zeigte das Display am Pegelhäuschen an der Borkener Straße zu Wochenbeginn an.

„Das ist der niedrigste Wert, den wir in den vergangenen 22 Jahren an dieser Stelle in Dorsten hatten“, sagt Meike Delang vom Lippeverband. Um die Werte vergleichbar zu machen, könne man nur die letzten 22 Jahre betrachten, da zuvor in Dorsten der Pegel durch Bergsenkungen beeinflusst worden sei.

Besorgniserregend sei das aber noch nicht, so Delang weiter, Tier- und Pflanzenwelt seien aktuell nicht bedroht. „Der Sauerstoffgehalt in der Lippe ist weiter gut.“

Bei Bedarf gibt es Wasser aus dem Kanal

Nicht nur der Lippeverband, auch das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt überprüft die Pegelstände laufend und leitet bei Bedarf Wasser aus dem Wesel-Datteln-Kanal in die Lippe. Und auch die Bezirksregierung Münster schaut genau hin. In den Kreisen Steinfurt und Warendorf hat die Behörde zuletzt die Wasserentnahme untersagt. Auch der Kreis Wesel hat das zuletzt untersagt. So weit ist es in Dorsten noch nicht. Mit der entsprechenden Genehmigung dürfen beispielsweise Landwirte weiter Wasser aus der Lippe nehmen.

Dem Rhein geht es da schon deutlich schlechter. Der für die Schifffahrt wichtige Pegelstand bei Kaub zwischen Mainz und Koblenz lag zuletzt bei 32 Zentimetern und soll sich laut einer Prognose der Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes (WSV) bis Samstag zwischen 31 und 34 Zentimetern einpendeln. Das Niedrigwasser macht seit Wochen Fracht- und Personenschiffen zu schaffen. Binnenschiffer können bei niedrigen Pegelständen weniger Fracht transportieren.

Kanus dürfen weiterhin auf der Lippe fahren

Auf der Lippe, dem rechten Nebenfluss des Rheins, verkehren bestenfalls Kanus - und die dürfen das angesichts eines Pegelstandes von rund vier Metern in Dorsten vorerst auch weiter tun.

Zwar waren schon nachweislich die antiken Römer mit speziellen kleinen Schiffen auf der Lippe (Lupia) unterwegs, und auch im Spätmittelalter und in der Frühen Neuzeit wurde der Fluss als Verkehrsweg rege genutzt. Später konnte sich die Lippeschifffahrt aber nie recht entwickeln, da zahlreiche Schiffmühlen und Sandbänke sowie die Zollschranken sie behinderten.

Erst durch den Bau von Schleusen und Umgehungskanälen war er 1826 überhaupt durchgängig bis Lippstadt schiffbar. Pferde auf Treidelpfaden zogen die Frachtkähne flussaufwärts. Wehre und Schleusen stellten eine ausreichende Wassertiefe sicher. Der Versuch, Ende des 19. Jahrhunderts auch die Dampfschifffahrt auf der Lippe zu etablieren, scheiterte – auch, weil die Lippe, anders als andere Flüsse damals, nicht ausgebaut wurde.