Apotheker Felix Holzwarth „Hamsterkäufe bei nicht verschreibungspflichtigen Medikamenten“

Apotheker Felix: Hamsterkäufe bei nicht verschreibungspflichtigen Medikamenten
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Von flächendeckender Besserung bei Lieferengpässen bei Medikamenten kann nicht die Rede sein, sagt beispielsweise Felix Holzwarth von den Holzwarth-Apotheken: „Entspannt hat sich hier nicht so viel, die Engpässe verlagern sich nur auf andere Wirkstoffe.“

Aktuell sei es beispielsweise sehr schwer an Breitbandantibiotika mit dem Wirkstoff Amoxicillin zu kommen. Man versuche in den Holzwarth-Apotheken zwar mit aller Macht und durch ständiges Überprüfen der Bestellmöglichkeiten gegenzusteuern, sei aber oft machtlos. Hinzu käme, dass vor allem bei nicht verschreibungspflichtigen Medikamenten regelrechte Hamsterkäufe getätigt würden.

„Das wiederum verschlechtert dann die Marktlage für diejenigen, die akut diese Medikamente brauchen“, so Felix Holzwarth. Er gibt den Tipp, gerade solche rezeptfreien Medikamente in den Niederlanden zu kaufen. Dort seien viele davon teilweise palettenweise vorrätig. Importieren, dürften deutsche Apotheken diese jedoch nicht.

Kreisapothekensprecherin Juliane Stark-Kreul
Kreisapothekensprecherin Juliane Stark-Kreul wünscht sich mehr Unterstützung von der Politik. © Markus J. Feger (Archiv)

Hauptsächlich sei da die Sprache des Beipackzettels ausschlaggebend. „Ich verstehe nicht, warum nicht jeder Beipackzettel in der Sprache des Verkaufslandes und in Englisch verfasst wird. Da sind wir einfach noch nicht EU genug - das muss sich dringend ändern“, sagt Felix Holzwarth.

Dass es so nicht weitergehen kann, der Meinung ist auch Kreisapothekensprecherin Juliane Stark-Kreul. „Wir brauchen dringend mehr Rückhalt von der Politik. Die müssen dafür sorgen, dass auch perspektivisch für uns eine optimale Patientenversorgung möglich ist. Quatschen wird da nicht helfen, da müssen Taten folgen“, sagt sie.

Zwar sei die Abgabeerleichterung für Apotheken nun bis Ende Juli verlängert worden, das löse die Probleme jedoch nicht. Hersteller würden ihre Medikamente aufgrund besserer Gewinnmöglichkeiten lieber in andere Länder verkaufen. „Unsere Politik rollt da leider keinen roten Teppich aus, schafft einfach keine Anreize und das auf dem Rücken der Patienten“, so Stark-Kreul.

Engpässe bei Insulin

Auch sie bestätigt Lieferengpässe bei Antibiotika mit dem Wirkstoff Amoxicillin. Zudem gebe es in den Apotheken im Kreis Recklinghausen auch Probleme bei der Beschaffung von Insulin. „Und das in der heutigen Zeit! Wir waren mal die Apotheke der Welt - was ist nur daraus geworden?“ Zwar würde es in der Regel in enger Absprache mit dem behandelnden Arzt immer irgendwie gelingen, eine Lösung zu finden, jedoch müsse man häufig sehr jonglieren.

Maskenausgabe an alle innerhalb kürzester Zeit, Impfaktionen, Test-Angebote - die gesamte Pandemie hindurch habe man alles möglich gemacht. „Als Dank bekommen wir nichts zurück, sondern nur immer wieder neue Schläge ins Genick.“

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