Am kommenden Samstag (18. Februar) schließt Werner Klein-Hitpass seinen Friseursalon auf der „kleinen Ladenzeile Zur Potmere“ in Alt-Wulfen. Einst gab es dort noch eine ganze Reihe von Geschäftslokalen, doch mit dem Friseursalon ist dann auch für das letzte Geschäft Schluss. Klein-Hitpass schließt seine Türen für immer, einen Nachfolger wird es nicht geben.
Eigentlich wollte der gebürtige Dingender Bäcker werden, doch „dann kam mein Onkel auf Besuch“, der dem Neffen, der „morgens immer so schlecht aus dem Bett kommt“, davon abriet und von seinem Friseurbesuch erzählt habe, dass der Chef einen Lehrling suche. „Und da habe ich gedacht: Friseur wäre auch das richtige“, erzählt Werner Klein-Hitpass. Von da an war sein beruflicher Weg vorgezeichnet.
Nach kurzer Gesellenzeit ging es dann zur Meisterschule und Klein-Hitpass bekam nach erfolgreicher Abschlussprüfung spontan ein Angebot, ein Ladenlokal in Wulfen zu übernehmen. Zwar kannte er den Ort bis dahin gar nicht, aber nach einer kurzen Bedenkphase nahm er das Angebot an. So kam es, dass Werner Klein-Hitpass zu einem der bekanntesten Wulfener Friseurmeister wurde.
Seine Krankheitstage in seiner Zeit der Selbstständigkeit kann er bis heute an einer Hand abzählen und Urlaub war in den letzten 54 Jahren fast ein Fremdwort für ihn. „Einmal ging es 14 Tage mit meinem Sohn an die See. Das war‘s“, sagt Werner Klein-Hitpass. Nach 54 Jahren schließt der mittlerweile 81-Jährige seinen Salon.

Nach einem so langen Berufsleben hat Werner Klein-Hitpass natürlich viel zu erzählen - von schönen, aber auch leidvollen Erlebnissen: Da war etwa ein älterer Stammkunde, der, wenn er in seinem Frisierstuhl saß, während des Haareschneidens einnickte.
So auch an diesem Tag einige Jahre nach der Übernahme des Geschäftes von Kurt Denker. Er erzählt: „Ich wollte während des Haarschneidens seinen Kopf ein wenig richten, doch er fiel immer wieder nach vorne. Ich bat dann das zufällig draußen vor meinem Geschäft stehende Paar Denker doch einmal mit mir gemeinsam nach dem Kunden zu sehen.“
Kurt Denker habe dann festgestellt, dass der Kunde verstorben sein könnte. „Wir riefen einen Notarzt, dieser konnte jedoch leider auch nur den Tod des Kunden feststellen. Es musste ein Totenschein ausgestellt werden. Polizei und Staatsanwaltschaft wurden herbeigerufen. Dieses Ereignis habe ich während der gesamten Zeit meiner Geschäftstätigkeit nie vergessen.“

Begebenheit an Heiligabend
Von einem weiteren für ihn unvergessenen Ereignis berichtet der 81-Jährige: „Vor vielen Jahren hatte ich in den Mittagstunden am Heiligen Abend meinen Salon geschlossen, räumte aber noch auf, faltete Wäsche und putzte die Armaturen im Herrensalon.
Es klopfte an meiner verschlossenen Eingangstür. Ich öffnete und ein Junge, vielleicht neun oder zehn Jahre alt, sagte mir, dass er seine Haare schneiden lassen wolle. Ich gab ihm den Hinweis, dass mein Salon geschlossen sei und er wurde sehr traurig. Er sagte, sein Vater habe ihn seit 14 Tagen gebeten, zum Friseur zu gehen. Sein Vater war die Woche zur Montage und habe am letzten Wochenende seinen Sohn noch einmal gebeten, zum Friseur zu gehen und sich vor dem Weihnachtsfest die Haare schneiden zu lassen. Dieser Bitte verlieh der Vater ein wenig Nachdruck, indem er wohl hinzufügt hatte: ‚Wenn ich am kommenden Wochenende, das war Heiligabend), nach Hause komme und Deine Haare nicht geschnitten sind, fällt das Weihnachtsfest aus.“

Geschäfte geschlossen
Natürlich bat Werner Klein-Hitpass den Jungen in seinen Salon, schnitt ihm die Haare und wünschte ihm ein schönes Weihnachtsfest. Einige Tage später kam eine Frau in den Damensalon, begrüßte Klein-Hitpass, wünschte „Alles Gute fürs neue Jahr“ und sagte, Herr Klein-Hitpass habe ihr und der Familie das Weihnachtsfest gerettet. Es war die Mutter des Jungen von Heiligabend.
Übrigens: Einst gab es noch eine ganze Reihe Geschäftslokale auf der „kleinen Ladenzeile Zur Potmere“ in der Mitte Wulfens. Mit der Geschäftsaufgabe des Friseursalons schließt auch das letzte Ladenlokal.
Die Geschäfte früher waren: Kunstgewerbe (Gertrud Kemper), später Kunstgewerbe Eheleute Gisela und Hubert Altenhölscher, später Bilderrahmen, Rahmung von Bildern Hubert Altenhölscher; Daffys Pinte, vorher Gaststätte KLIMBIM von Erika Dahms; Elektrofachgeschäft Agnes und Franz Schlüter; Salon Werner Klein-Hitpass (vorher Beate und Kurt Denker); Bekleidungshaus Thomas; Bäckerei Gossens, später Bäckerei Brünninghoff; Gaststätte „Im Wauert“ von Rudi Knieper.
Werner Klein-Hitpass erzählt von seinem Berufsleben auf dorstenerzeitung.de
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