Leonore Demmer in ihrem Garten, der unter anderem aus einem großen Schwimmteich besteht. Doch es gibt noch viele weitere "Garten-Zimmer".

Leonore Demmer in ihrem Garten, der unter anderem aus einem großen Schwimmteich besteht. Doch es gibt noch viele weitere „Garten-Zimmer". © Berthold Fehmer

Leonore Demmer zeigt ihr Traumhaus und Gartenparadies (mit Video)

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Für die meisten Menschen bleibt es ein unerfüllter Traum, in einem Haus und vor allem einem Gartenparadies zu leben wie Leonore Demmer. Uns gibt sie einen Einblick.

Dorsten

, 21.07.2022, 14:30 Uhr / Lesedauer: 3 min

Wunderschön: Ein anderes Wort fällt einem nicht ein, wenn man bei Familie Demmer in Dorsten-Holsterhausen im Garten sitzt. 1988 zogen Ralf und Leonore Demmer in das Haus im Grünen, allerdings in die Wohnung im ersten Geschoss. „Kotten mit anderthalb Kuh“ habe man früher so ein Haus genannt, sagt Leonore Demmer. Unten lebte die Besitzerin des Hauses, Margarethe Duvenbeck. Zunächst mit ihrem Vater, der ein Jahr später starb.

Aus einem Vermieter-Mieter-Verhältnis wurde tiefe Freundschaft, fast eine familiäre Beziehung. Leonore Demmer erinnert sich, dass „Marga“ dem jungen Ehepaar nach einigen Jahren sagte: „Ich möchte euch die obere Wohnung verkaufen. Aus purem Egoismus, damit ihr immer bei mir bleibt.“ Das tat sie auch, zum günstigen Preis.

Mitten im Grünen liegen Haus und Garten von Leonore Demmer in Dorsten.

Mitten im Grünen liegen Haus und Garten von Leonore Demmer in Dorsten. © Berthold Fehmer

Als Leonore Demmer 1994 einen Sohn zu Welt brachte, habe sich „Marga so in ihn verschossen“, sagt Leonore Demmer, dass die alleinlebende alte Dame ihm, den sie immer „ihr Goldstück“ nannte, das Haus vererben wollte. Demmer: „Als Hebamme hat sie 6.000 Kinder auf die Welt geholt, aber nie gesehen, wie eines

groß wird.“

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Leonore Demmer zeigt ihr Haus und Gartenparadies

Leonore Demmer zeigt ihr Haus und ihr Gartenparadies.
21.07.2022

Besitzerin schenkte Familie Demmer das Haus

Ins Testament nahm sie aber letztlich das Ehepaar Demmer auf. 26 Jahre lang kümmerte sich Leonore Demmer um „Marga“, die 2014 mit 86 Jahren, nach zwei Jahren im Pflegeheim, starb und vorher das Haus der Familie geschenkt hatte.

Auf dem Bild zeigt Leonore Demmer, wie der Garten aussah, bevor die Familie ihn herrichtete.

Auf dem Bild zeigt Leonore Demmer, wie der Garten aussah, bevor die Familie ihn herrichtete. © Berthold Fehmer

Den Garten hatte die Familie schon 2010 übernommen. Der bestand aus viel Rasen und einer Hecke. Fotos von damals lassen einen staunen, wie sehr sich das in den nächsten Jahren ändern sollte. „Den Rasen haben wir Stück für Stück weggemacht, weil keiner Rasen mähen wollte“, sagt Leonore Demmer.

Das Insektenhotel wurde mithilfe von Nachbarn angelegt.

Das Insektenhotel wurde mithilfe von Nachbarn angelegt. © Berthold Fehmer

Stattdessen legten sie einen 8 mal 4 Meter großen Schwimmteich an und bepflanzten im Lauf der nächsten Jahre den Garten, der aus mehreren „Zimmern“ besteht. Vom klassischen Gemüsegarten neben dem Haus bis zum Staudengarten mit Obstbäumen, kleiner Feuerstelle, einem 100 Jahre alten Fachwerk-Schuppen, Sauna, gemütlichen Sitzecken und vielem mehr, was man alles gar nicht aufzählen kann, ohne den Artikel zu sprengen. Auch Bienenstöcke eines Imkers finden sich im Garten - wodurch die Ernte größer ausfalle, sagt Demmer.

„Ich plane unwahrscheinlich gerne“

„Ich plane unwahrscheinlich gerne“, sagt Leonore Demmer über sich. Und die handwerkliche Begabung ihres Mannes zeigt sich im Garten unter anderem an einer Bank, die er aus vielen Hufeisen zusammengeschweißt hat. Vieles im Garten sei recycelt, so Demmer, manches auch von Bekannten geschenkt. „Man kann nicht alles neu kaufen.“

Die Steinbank hat der Sohn von Leonore Demmer gebaut.

Die Steinbank hat der Sohn von Leonore Demmer gebaut. Aus Steinen, die eigentlich entsorgt werden sollten. © Berthold Fehmer

Leonore Demmers Sohn war von den Gärtner-Arbeiten so fasziniert, dass er eine Ausbildung und ein Studium im Gartenlandschaftsbau absolvierte. Mit dem Staudengarten habe ihr Sohn zeigen wollen, dass man Gärten „auch anders anlegen kann“, sagt sie. Kaum Erde ist dort zu sehen, alles sehr dicht bepflanzt, damit unerwünschte Kräuter keine Chance haben. „Und wenn mal eine Brennnessel dazwischen steht, kann man sich einen Tee daraus machen“, sagt Leonore Demmer und lächelt.

Für Insekten ist der Garten von Leonore Demmer ein gefundenes Fressen.

Für Insekten ist der Garten von Leonore Demmer ein gefundenes Fressen. © Berthold Fehmer

Immer blühe etwas im Garten, sagt die 55-Jährige. Und: „In jeder Jahreszeit sitzt man woanders.“ Im März beispielsweise biete sich der windgeschützte Strandkorb an. „Da kann man schon im Bikini sitzen.“ Schattige und sonnige Plätze gibt es zu jeder Tageszeit und auch sonst viel zu entdecken. 2021 wurde der Garten vom Magazin „Vestimmo“ zum schönsten gewählt - auch der WDR berichtete über den Garten.

„Es hat sich jeder Cent gelohnt“

Was kostet so ein Garten? Ein sechsstelliger Betrag sei in den Jahren dafür investiert worden, sagt Demmer. Aber auch: „Es hat sich jeder Cent gelohnt. Wir werden die nächsten zehn Jahre nicht mehr in den Urlaub fahren.“ Sie erinnert sich an den letzten Mallorca-Urlaub, wo sie vom Balkon auf eine gelbe Hauswand blickte. Auch aus einem anderen Grund freut sich Demmer über ihre grüne Oase: „Die Sommer werden immer heißer.“

2014 baute Familie Demmer das Erdgeschoss des Hauses aus und zog anschließend dort ein. Hier ein Blick ins Wohnzimmer.

2014 baute Familie Demmer das Erdgeschoss des Hauses aus und zog anschließend dort ein. Hier ein Blick ins Wohnzimmer. © Berthold Fehmer

Bevor die Familie von der 80 Quadratmeter-Wohnung im Obergeschoss nach unten zog, wo 100 Quadratmeter zur Verfügung stehen, „haben wir uns viele Gedanken gemacht“, sagt Leonore Demmer. Denn die Hauswirtschaftsmeisterin hatte 2007 die ärztliche Diagnose erhalten, die ihr Leben veränderte: Multiple Sklerose. Ein Schock sei das gewesen, sagt sie. In Dortmund hatte sie damals als Ausbilderin vor allem mit benachteiligten Jugendlichen gearbeitet. „Das konnte ich nicht mehr.“ Nun erhält sie Rente.

Badezimmer barrierefrei gestaltet

Ein halbes Jahr Abriss-Arbeiten in der unteren Wohnung und ein weiteres halbes Jahr Renovierung standen ab 2014 an, bevor das Paar nach unten zog. Große Fenster wurden eingebaut. Das Badezimmer deutlich vergrößert und barrierefrei gestaltet - unter anderem mit einer ebenerdigen Dusche. „Man weiß nicht, wie die Krankheit sich entwickelt“, sagt Leonore Demmer. Es besteht die Möglichkeit, dass sie in Zukunft im Rollstuhl sitzen muss.

Leonore Demmer in ihrem Badezimmer

Leonore Demmer in ihrem Badezimmer © Berthold Fehmer

Die Wohnung im Obergeschoss mit separatem Eingang hat die Familie mittlerweile vermietet. Und kürzlich wurde eine Photovoltaik-Anlage aufs Dach gebaut, die allerdings noch angeschlossen werden müsse, so Leonore Demmer. Darauf freut sie sich schon, auch weil sie und ihr Mann E-Autos fahren.

Wie schafft man die ganze Gartenarbeit? Rund zehn Stunden Arbeit erfordere der Garten pro Woche, sagt Leonore Demmer - ein Nachbar helfe aber mit. Und manches regelt sich auch von allein. „Viele denken, dass wir wegen des Teiches auch viele Mücken haben. Aber die Fledermäuse, die wir unterm Dach haben, holen die abends weg“, sagt Leonore Demmer: „Da hat sich ein ökologisches Gleichgewicht eingestellt.“

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