Sag niemals nie: Lembecks Schützenkönig über die verlängerte Amtszeit
Interview
Eigentlich sollte an diesem Wochenende ein neuer Schützenkönig in Lembeck gekrönt werden. Doch dann kam Corona, das Fest wurde abgesagt. Martin Lohbreyer bleibt König - ein Interview.

Martin Lohbreyer ließ sich im vergangenen Jahr nach seinem Königsschuss feiern. © Julian Schäpertöns
Mit dem 348. Schuss setzte sich Martin Lohbreyer gegen seine Konkurrenten beim Schützenfest 2019 des Allgemeinen Bürgerschützenvereins Lembeck durch. Mit einem leisen „Sorry“ umarmte er damals seine Königin Wibke Cosanne. Dass das Lembecker Königspaar nun ein Jahr länger im Amt bleibt, dafür kann Martin Lohbreyer natürlich nichts.
Eigentlich hatten Sie gar nicht geplant, König zu werden, oder?
Es war überhaupt nicht geplant. Wer mich kennt, weiß, dass ich immer gesagt habe: „Niemals!“ Eigentlich sollte es ein ganz normaler Schützenfestmontag werden. Das heißt: morgens antreten, an der Vogelstange den „Pflichtschuss“ abgeben und danach mit Freunden verfolgen, wer der neue König wird. Und irgendwie hat es sich dann anders entwickelt.
Wann haben Sie das Ganze realisiert?
Da ich, und ebenso auch der gesamte Thron, überhaupt nicht darauf vorbereitet waren, lief der Rest des Schützenfestes sprichwörtlich „wie im Film“ ab. Der Ablauf am Montag ist zeitlich schon recht sportlich, wenn man vollkommen unvorbereitet ist und dementsprechend konnte man sich wirklich erst am Dienstag nach dem Aufstehen erstmalig Zeit nehmen und die gesamten Ereignisse Revue passieren lassen.
Erinnern Sie sich noch an die erste Amtshandlung?
Selbstverständlich. Die erste Amtshandlung ist in Lembeck traditionell das Tragen des Baldachins bei der Fronleichnamsprozession.
Wie haben Sie die Zeit nach dem Schützenfest als neuer König wahrgenommen?
Durchweg positiv. Gerade in der Zeit unmittelbar nach dem Schützenfest wird man natürlich oft von Lembeckern angesprochen und bekommt sehr viel Zuspruch. Wir Lembecker sind einfach glücklich, wenn sich jedes Jahr ein neuer Thron findet.

Martin Lohbreyer und Wibke Cosanne gehen in die Geschichte des Lembecker Schützenvereins als Königspaar ein, das länger als ein Jahr im Amt bleibt. © privat
Nun haben Sie noch etwas mehr Zeit bekommen, Ihren Beitrag zu leisten, da Ihre Amtszeit verlängert wird. Wie haben Sie die Entscheidung, das Schützenfest 2020 nicht stattfinden zu lassen, aufgenommen?
Das Covid19-Thema war ja im März schon hochaktuell und betrifft alle Menschen in vielen Bereichen, ob privat oder beruflich. Wir haben diese Entscheidung erwartet und waren daher darauf vorbereitet.
Wie hat das Schützenvolk reagiert?
Natürlich feiern wir in Lembeck gerne unser Schützenfest und vor der Coronakrise konnte sich bestimmt niemand vorstellen, dass es überhaupt auch nur einen Grund für eine Absage geben könnte. Jeder hat aber auch gesehen, wie dramatisch schnell sich die Situation in unseren Nachbarländern verändert hat, sodass ich davon überzeugt bin – ohne mit jedem Lembecker persönlich gesprochen zu haben – dass alle Lembecker die Entscheidung mittragen. Wir hatten leider auch in Dorsten Todesfälle und die Gesundheit geht ganz klar vor.
Im Prinzip wird durch die Corona-Krise Ihre Amtszeit ja auch zu etwas Besonderem: Sie gehen vermutlich als Königspaar in die Chronik ein, das länger als üblich im Amt blieb. Wie finden Sie das?
Rückblickend werden wohl die meisten Lembecker Wibke und mich jetzt immer als Corona-Königspaar in Erinnerung behalten. Das ist so gesehen natürlich schon etwas Besonderes.
Kommen trotz Corona-Krise in der nächsten Zeit durch die verlängerte Amtszeit Pflichten auf Sie zu?
Einzelne Termine, an denen wir im letzten Jahr teilgenommen haben, werden hoffentlich auch dieses Jahr stattfinden. Das waren bisher alles sehr interessante und schöne Tage, sodass ich mich darauf freue, diese zweimal begleiten zu dürfen.
Wie sehr freuen Sie sich jetzt schon auf das nachgeholte Schützenfest?
Wir scharren jetzt schon mit den Hufen. Die Vorfreude ist natürlich sehr groß und wir Lembecker werden gemeinsam alles nachholen, was wir dieses Jahr nicht gemacht haben.