Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hat Reformen angekündigt, um das Krankenhaus-Personal zu entlasten. Mehr ambulante Behandlungen, weniger Übernachtungen - neu sind die Ideen nicht, findet Guido Bunten, Kaufmännischer Geschäftsführer des KKRN-Klinikverbundes.
Bunten sieht in den Reform-Vorschlägen Chancen und Risiken. Der Verbund prüfe derzeit die Umsetzung der Vorschläge für seine Krankenhäuser in Dorsten, Marl, Haltern und Westernholt. „Der Krankenhausplan steht“, sagt Bunten, „in den kommenden Wochen wird sich herausstellen, ob er auch finanziell so umsetzbar ist.“
Rein ambulante Station
Damit mehr Menschen ambulant behandelt werden können, warten die Kliniken aktuell noch auf die sogenannten Hybrid-DRGs. Diese sollen dazu führen, dass ambulante und stationäre Versorgungen gleich bezahlt werden. Damit werden mehr Anreize für die Krankenhäuser geschaffen, Behandlungen ambulant durchzuführen.
Bisher hat sich eine stationäre Aufnahme für die Kliniken mehr gelohnt, da sie ihre Kosten besser decken konnten. Das würde sich durch die Hybrid DRGs ändern. Die Ampelkoalition hat sie im Koalitionsvertrag festgehalten, aber noch nicht eingeführt.
Mehr ambulante Behandlungen können das Krankenhauspersonal tatsächlich entlasten, betont Bunten. Aber nur, wenn „wir unsere Abläufe auf den Stationen und den Funktionsbereichen schnell und effizient an die neuen Rahmenbedingungen anpassen können“.
Die KKRN GmbH will dafür laut Bunten in allen vier Kliniken einen eigenen Bereich für ambulante Patienten einrichten. Dadurch würde das Personal auf diesen Stationen entlastet. Die Patienten werden dann noch am selben Tag wieder entlassen. „Da es dann keine ambulanten Patienten auf stationären Stationen mehr gibt, könnte man sich dort auch besser auf die stationären Patienten konzentrieren“, erklärt Bunten.
Reform der Fallpauschale
Insbesondere bei ansteckenden Patienten ist der hygienische Aufwand allerdings so groß, dass es kaum Entlastung für das Personal gebe. Und auch in der Pflege herrsche immer noch eine große Anspannung. Der Klinikverbund konnte, so Bunten, zwar in den letzten Jahren mehr Pflegekräfte einstellen, aber „die physische und psychische Mehrbelastung der vergangenen Jahre ist gerade im Bereich der Pflege deutlich zu spüren“.
Schnelle Umsetzung gefordert
Guido Bunten setzt außerdem große Hoffnung in die Reform der Fallpauschale. Das würde die Krankenhäuser finanziell entlasten. Der Kaufmännischer Geschäftsführer befürchtet jedoch, dass es noch dauern werde, bis Lauterbachs Vorschläge konkret werden. „Bei weiteren Verzögerungen besteht über das gesamte Krankenhaussystem die Gefahr von finanziellen Schieflagen und unkontrollierten Schließungen.“
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