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Lasst uns endlich einen gerechten Preis fürs Fleisch bezahlen!
Meinung
Schon wieder ein Skandal auf einem Schlachthof. Wir zeigen mit Fingern auf die Täter. Dabei tragen wir alle mit unserem Kaufverhalten zu solchen Zuständen bei. Wir müssen was ändern.
Jetzt regen wir uns alle wieder auf: In einer Viehsammelstelle in Werne wurden Tiere gequält. Man kann die Bilder kaum ertragen. Und dennoch beißen viele von uns heute wieder herzhaft ins Wurstbrötchen oder legen sich ein Kotelett auf den Grill. Im Schnitt isst jeder Deutsche rund 50 Kilogramm Fleisch im Jahr.
Müssen wir alle Vegetarier werden, damit die Flut der schrecklichen Bilder von Viehtransporten, Legebatterien, Schweinemästereien und Riesen-Schlachthöfen nicht abreißt? Oder gar Veganer, damit die Milchkuh nicht für unser Käsebrot leiden muss? Aber müssten wir dann nicht auch nackt herumlaufen, damit die Textilindustrie die Arbeitskräfte in Drittländern nicht ausbeuten kann?
Und selbst beim Marmeladenbrötchen wird mir blümerant, wenn ich an die Bedingungen denke, unter denen sich Menschen mancherorts als Erntehelfer verdingen müssen.
So hart es ist: Wenn wir ernsthaft wollen, dass es den Tieren und Menschen besser geht, müssen wir mehr bezahlen für die Ware. Manche Menschen können sich ihr jährliches 50-Kilo-Fleisch-Pensum dann nicht mehr leisten, aber ist das wirklich schlimm? Und kommen wir nicht auch mit weniger, aber qualitativ besseren Kleidungsstücken durchs Leben?
Wenn wir Kriterien wie heimisch, regional, frisch, fair und artgerecht mehr in den Fokus nehmen als den Dumping-Preis, bleiben uns vielleicht irgendwann Bilder wie die aus Werne erspart.
Geboren und geblieben im Pott, seit 1982 in verschiedenen Redaktionen des Medienhauses Lensing tätig. Interessiert an Menschen und allem, was sie anstellen, denken und sagen.
