In einigen Stadtteilen und in Gewerbegebieten Dorstens sorgt die Deutsche Glasfaser für schnelles Internet. Warum es dabei Verzögerungen gibt, wie der Stand der Dinge ist, lesen Sie hier.

Dorsten

, 05.04.2019, 16:35 Uhr / Lesedauer: 4 min

Die Bau-Kolonne des Unternehmens „Zener Telekom“ arbeitet im Bereich Spessartstraße in Wulfen derzeit quasi im Akkord. Pflastersteine herausnehmen, Graben für die Glasfaserkabel ausheben, die Leitung verlegen, Graben wieder schließen und zupflastern. „Die Hausbegehung hatten wir vorher gemacht, nach und nach können wir hier die Straßen- und Hausanschlüsse miteinander verbinden“, erklärt Oscar Eijkholt.

In Wulfen wird noch vor den Sommerferien aktiviert

Er ist der zuständige Bauleiter der Firma „Deutsche Glasfaser“, die derzeit in mehreren Dorstener Stadtteilen für schnelles Internet sorgt und in deren Auftrag das Unternehmen Zener mit Muttersitz in Spanien tätig ist. „Hier in Wulfen wollen wir noch vor den Sommerferien die Hausanschlüsse aktivieren.“

Das hört Rita Droste, Anwohnerin der Spessartstraße, natürlich gerne. Sie und ihr Mann Helmut (beide möchten ihre richtigen Namen nicht in der Zeitung erwähnt sehen) haben bereits vor anderthalb Jahren einen Vertrag mit der Deutschen Glasfaser abgeschlossen und warten sehnsüchtig darauf, dass sie endlich das Angebot nutzen können.

40 Prozent mussten unterschreiben

Denn schnelles Internet, das war für viele Menschen in Lembeck, Rhade, Östrich, Deuten und Wulfen lange ein Wunschtraum - Anbieter wie die Deutsche Telekom hatten vorher nämlich nur wenig Interesse daran gezeigt, in die ländlichen Gebiete zu investieren, um dort die für heutige digitalen Bedürfnisse zu garantieren.

Im September 2017 kam aber endlich Bewegung ins Spiel: Die Stadt schloss mit der „Deutschen Glasfaser“ einen Kooperationsvertrag ab. Das Borkener Unternehmen, das machte jedoch zur Bedingung, dass mindestens 40 Prozent der Haushalte in den jeweiligen Stadtteilen einen Vertrag abschließen, damit sich die Ausbaukosten rentieren.

213 Hauhalte in Östrich können Angebot schon nutzen

Das Unternehmen rührte bei Bürgerversammlungen und mit anderen Aktionen die Werbetrommel, Östrich war Ende 2017 der erste Ortsteil, der die 40-Prozent-Hürde übersprang. Im Sommer 2018 ging es dort mit den Bauarbeiten los.

„Hier haben wir inzwischen 213 Haushalte angeschlossen, die ab sofort ihre bei uns georderten Angebote nutzen könnten“, sagt Robert Hrenek, zuständiger Bau-Projekt-Manager (Deutsche Glasfaser) auf Anfrage unseres Mediums. Das wird in der Praxis aber erst nach und nach möglich sein - denn viele der Neukunden müssen erst noch warten, bis die Verträge mit den jetzigen Anbietern ausgelaufen sind.

Die Gahlener Bürger waren im Oktober 2017 die ersten, die nach einer Info-Veranstaltung im Saal Schult die nötige 40-Prozent-Hürde gerissen haben und sich damit für den Glasfaserausbau entschieden.

Die Gahlener Bürger waren im Oktober 2017 die ersten, die nach einer Info-Veranstaltung im Saal Schult die nötige 40-Prozent-Hürde gerissen haben und sich damit für den Glasfaserausbau entschieden. © Petra Bosse (A)

Anfang 2018 zogen auch die Lembecker und Rhader bei ihren sogenannten Nachfragebündelungen nach, im Frühsommer kamen Deuten und Wulfen hinzu. „In Wulfen und Deuten werden wir 1354 Haushalte anschließen, in Östrich 326, in Lembeck und Rhade samt der dortigen Siedlung 1662 Haushalte“, sagt Carina Schnipper (Pressestelle der Deutschen Glasfaser). Allerdings: In allen Stadtteilen dauert es mit den Anschlüssen länger als vorab geplant.

Vor gut zwei Wochen wurde die Verteilerstation in Rhade aufgebaut.

Vor gut zwei Wochen wurde die Verteilerstation in Rhade aufgebaut. © Deutsche Glasfaser

„In Lembeck ist bisher noch gar nichts passiert“

Auch Ludger Jassing muss noch auf schnelles Internet warten. Er wohnt in Lembeck, auch hier gab es Verzögerungen. Im Juni 2018 hat er im Zuge der damaligen Nachfragebündelung in seinem Ortsteil den Vertrag mit der Deutschen Glasfaser abgeschlossen. „Ich war damals bei Vodafone und hatte nur Ärger, deshalb habe ich gerne bei dem Angebot der Deutschen Glasfaser zugriffen.“

Der Werber der Deutschen Glasfaser, der dem neuen Kunden damals den Vertrag schmackhaft gemacht hatte, habe ihm gesagt, dass er in Lembeck zum Jahreswechsel 2018/2019 das schnellere Internet bekäme. „Aber passiert ist hier noch gar nichts, nicht mal eine Baustelle ist zu sehen“, beschwert sich der Lembecker gegenüber unseres Mediums: „Auch bei der Kunden-Hotline bekommt man keine vernünftigen Informationen.“

Ausführliche Informationen über den Stand der Ausbauarbeiten in den einzelnen Ortsteilen erhalten Sie mit einem Klick auf den Stadtteil in der Karte:

Genehmigungsverfahren haben länger gedauert

Robert Hrenek, Projektleiter Bau bei der Deutschen Glasfaser, hat Verständnis dafür, dass sich Kunden über die mehrmonatigen Verzögerungen ärgern. „Da sind wir in der Theorie vorab wohl zu optimistisch gegenüber unseren Kunden gewesen“, sagt er. In der Praxis habe sich nämlich gezeigt, dass es mehr Probleme als gedacht gegeben habe. Vor allem die Genehmigungsverfahren haben mehrere Wochen länger gedauert.

In dieser Woche war die Glasfaser-Baukolonne in der Spessartstraße in Wulfen zu Gange.

In dieser Woche war die Glasfaser-Baukolonne in der Spessartstraße in Wulfen zu Gange. © Michael Klein

Für die Bauarbeiten mussten Landes-, Bundesstraßen und Autobahnen über- und unterquert werden, es liegen Gas- und Wasserleitungen in der Erde, das alles sorgt für umfangreiche bürokratische Vorgänge. „Insbesondere die Kampfmittelfreiheit war ein großes Thema“, sagt Hrenek. „Weil derzeit überall im Land gebuddelt wird, haben sich unsere Genehmigungsverfahren verzögert.“

Dazu Verzögerungen wegen des regenreichen Winters und zwischen den Zeilen ist zu hören, dass es die Stadtverwaltung Dorsten bei den Abnahmen der Baustellen sehr genau nimmt: „Da kommen viele kleine Dinge zusammen und ergeben dann zusammen ein großes Ganzes“, wirbt Hrenek um Nachsicht dafür, dass die Zeitfenster nicht eingehalten werden können.

Auch Firmen in den Gewerbegebieten müssen warten

Auch die Unternehmen in den Dorstener Gewerbegebieten, die parallel zum Ausbau der Privathaushalte durch die Deutsche Glasfaser mit schnellem Netz versorgt werden und eigentlich schon im ersten Quartal dieses Jahres angeschlossen werden sollten, müssen noch warten.

Für Kundenfragen hat die „Deutsche Glasfaser“ ein Baubüro eingerichtet, und zwar am Brauturm 28 in Wulfen. „Dort kommen durchschnittlich 15 bis 20 Bewohner pro Tag aus den Dorstener Ausbaugebieten vorbei“, erklärt Pressesprecherin Carina Schnipper. Die Kundenfragen seien ganz unterschiedlich. „Da geht es natürlich darum, wann endlich angeschlossen wird über Nachfragen zur Hausverkabelung bis hin zu individuellen Vertragsinhalten.“

Am Brauturm in Wulfen hat die Deutsche Glasfaser ein Baubüro für Kundenanfragen eingerichtet.

Am Brauturm in Wulfen hat die Deutsche Glasfaser ein Baubüro für Kundenanfragen eingerichtet. © Michael Klein

Vor allem in Wulfen kam es zu einigen Irritationen, da die Übernahme nicht vor Ende eines noch laufenden Vertrages möglich ist. Auch das Ehepaar Droste war betroffen. Die Telekom hatte nämlich vor ein paar Monaten den Altvertrag gekündigt, weil sie ihr Netz auf die VoIP-Technik umgestellt hat. „Wir mussten damals einen neuen Zwei-Jahres-Vertrag mit der Telekom abschließen“, sagt Rita Droste.

Die Deutsche Glasfaser, die nach Fertigstellung des Glasfaseranschlusses für ihre Kunden die Kündigungen der jeweiligen Altverträge und die sogenannte Portierung übernimmt, rät in solchen Fällen, dass die Kunden auf Verträge mit einer Laufzeit von maximal 12 Monaten bestehen. Dann würden den Kunden keine doppelten Kosten entstehen.

Und so ist der Stand des Ausbaus in den Gewerbegebieten:

  • In Rhade ist mit dem Ausbau bisher noch nicht gestartet worden, laut Glasfaser wird dies nicht vor Juni passieren.
  • In Lembeck ist der Ausbau zu 75 Prozent abgeschlossen. Anbindung nicht vor Juni vorgesehen.
  • In Wulfen ist der Ausbau zu 95 Prozent abgeschlossen. Das Gewerbegebiet Wulfen kann erst an das Glasfaser-Netz angeschlossen werden, wenn die Verbindungsstrecke von Lippramsdorf nach Wulfen steht. Die Anbindung des Gewerbegebiets Dimker Heide soll ab Mai erfolgen, der Bereich Badenkamp einen Monat später.
  • Im Gewerbegebiet Dorsten-Ost/Industriepark Dorsten/Marl hat der Ausbau begonnen. Genau Bauzeitenabschnitte sind laut Deutsche Glasfaser zeitlich noch nicht fixierbar.
    Im Oktober stimmten Vertreter von Stadt, Windor und Deutsche Glasfaser den Ausbau in den Dorstener Gewerbegebieten ab.

    Im Oktober stimmten Vertreter von Stadt, Windor und Deutsche Glasfaser den Ausbau in den Dorstener Gewerbegebieten ab. © Michael Klein

Baubüro Wulfen der Deutschen Glasfaser, Am Brauturm 28, Öffnungszeiten: donnerstags: 10-13 und 14-18 Uhr, freitags: 10-15 Uhr, Telefon: (02861) 890 60 940, info@deutsche-glasfaser.de