Lange Wartezeiten und Fachkräftemangel Dorsten Physiotherapeuten kämpfen mit vielen Problemen

Dorsten Physiotherapeuten kämpfen mit vielen Problemen
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Lange Wartezeiten für Patienten und Patientinnen, fehlendes Personal, zunehmende Arbeitsbelastung. In vielen Physiotherapie-Praxen läuft es aktuell nicht rund. Die Dorstener Zeitung hat mit zwei Dorstener Physiotherapeuten über die Probleme ihrer Branche gesprochen.

Im Therapiezentrum Lurbiecki an der Kirchhellener Allee, das seit 40 Jahren besteht, arbeiten momentan acht Physiotherapeuten bzw. -therapeutinnen. Trotzdem müssen Patienten mit einer Verordnung für Physiotherapie auf einen Termin bei demselben Therapeuten aktuell sechs bis acht Wochen warten.

Da jedoch innerhalb von 28 Tagen nach Ausstellung der Verordnung mit der Therapie begonnen werden müsse, „sind wir gezwungen, jede Terminlücke zu nutzen, die sich auftut“, erklärt Jan Lurbiecki. Das bedeute oft auch, dass der behandelnde Therapeut häufig wechsle. Wer keinen Termin bekommt, kann täglich anrufen, um durch eventuelle Absagen doch noch Erfolg zu haben.

Für Jan Lurbiecki und sein Team ist die Situation äußerst unbefriedigend: „Wir möchten eigentlich jedem Patienten mit akuten Beschwerden schnellstmöglich und bestmöglich helfen. Die hohe Nachfrage und der gleichzeitige Fachkräftemangel machen dies derzeit meist leider nicht möglich.“

Jan Lurbiecki in seiner Praxis
Für Jan Lurbiecki sind die langen Wartezeiten für einen Termin in seiner Praxis sehr unbefriedigend. © privat

Hausbesuche könne man daher aktuell kaum machen. Die Flexibilität bei der Terminplanung werde zudem durch zahlreiche Dauerpatienten mit chronischen Beschwerden eingeschränkt.

„Meine Sorge ist, dass die aktuelle Situation aufgrund der immer höheren Altersstruktur bei gleichzeitigem Fachkräftemangel erst der Anfang ist und die Nachfrage das Angebot immer weiter übersteigt. Dadurch wird die Unzufriedenheit der Patienten zunehmen, was vor allem unser Personal an der Rezeption zu spüren bekommt“, sagt Lurbiecki.

Zwar sei seine Praxis personell ganz gut aufgestellt, nach Verstärkung im Bereich Physiotherapie suche man jedoch trotzdem. Jan Lurbiecki wünscht sich daher unter anderem für die Zukunft, dass der Beruf für den Nachwuchs attraktiver gemacht wird und Physiotherapeuten eine bessere Lobby bekommen.

Mehr Menschen helfen

Probleme mit langen Wartezeiten auf Termine hat Tobias Overfeld von der Physiotherapie-Praxis Overfeld an der Borker Straße aktuell nicht. „Wir haben keine Wartelisten oder so was. Mehr Personal wäre aber durchaus schön, dann könnten wir noch mehr Menschen helfen“, sagt er.

Hausbesuche oder Besuche in Senioreneinrichtungen könne auch er mit seinem Team aktuell nicht stemmen. „Wir bekommen viele Anfragen – auch aus dem nicht gerade direkten Umfeld – aber zeitlich haut das einfach nicht hin. In der gleichen Zeit können wir in der Praxis mindestens zwei Patienten behandeln“, sagt Tobias Overfeld.

Beruf attraktiver machen

Ein Grund für den Mangel an Physiotherapeuten sieht er in der Ausbildung. So erhalte beispielsweise eine Krankenschwester ab dem ersten Monat ihrer Ausbildung Gehalt, ein Physiotherapeut müsse eine Schule besuchen und Praktika in Praxen machen – oft ohne jegliche Vergütung. „Eigentlich müssten die Praxen in einen Topf zahlen, damit den Azubis ein Schulgeld gezahlt werden kann. Wir müssen dringend schauen, dass der Beruf attraktiver wird“, so Overfeld.

Ein weiteres großes Problem im Bereich der Physiotherapie sei zudem das Abwerben von Personal – häufig mit finanziellen Anreizen. „Das sind unkollegiale Tricks. Oft wird dann eine kurze Zeit mehr gezahlt, um dann die Zusatzzahlungen wieder einzustellen. Aber dann sind die Leute erst mal weg und wechseln in der Regel auch nicht sofort wieder“, erklärt Tobias Overfeld.

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