Lisa Ellermann.

Lisa Ellermann ist die hiesige Direktkandidatin von "Die Linke" für die Landtagswahl. Einer ihrer Lieblingsplätze in Dorsten: der Marktplatz. © Michael Klein

Was macht der Wahlkampf-Marathon mit Ihnen, Frau Ellermann? Die Linken-Kandidatin im Porträt

rnLandtagswahl 2022

Trotz ihrer 20 Jahre ist es bereits der dritte Wahlkampf, den Lisa Ellermann derzeit für die Partei „Die Linke“ bestreitet. Die Lehramts-Studierende sagt: „Politik soll auch Spaß machen.“

Dorsten

, 09.05.2022, 14:00 Uhr / Lesedauer: 3 min

Jung. Laut. Konsequent.“ Ihr Motto auf den Wahlplakaten macht es deutlich: Lisa Ellermann bringt die nötige Portion Selbstbewusstsein mit, um in der Politik bestehen zu können. Und eine Menge Erfahrungen - dank eines echten „Wahlkämpfe-Marathons“, in dem sie sich quasi seit 2020 befindet.

„In den letzten zwei Jahren bin ich politisch gewachsen, bin ich offener geworden“, betont die Rhaderin. „Und es fällt mir viel leichter als früher, auf die Menschen zu zugehen.“

Auf die Menschen zugehen: Das muss die 20-Jährige in diesen Wochen Tagen und Wochen oft. Denn die Lehramtsstudentin (Katholische Theologie und Geschichte an Gymnasien und Gesamtschulen) an der Uni Münster ist viel unterwegs - sie wurde nämlich von der Partei „Die Linke“ als NRW-Landtags-Direktkandidatin für den Wahlkreis 71 (Recklinghausen III), zu dem auch Dorsten gehört, gekürt. „Politik soll auch Spaß machen“, sagt sie. „Und mein Ziel ist es, die Menschen überhaupt erst mal für Politik zu interessieren.“

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Trotz ihrer jungen Jahre ist es bereits der dritte Wahlkampf, den Lisa Ellermann für die „Die Linke“ bestreitet. 2020 trat sie stadtweit auf Listenplatz 2 bei der Kommunalwahl an, seitdem ist sie stellvertretendes Mitglied im Jugendhilfeausschuss und sachkundige Bürgerin im Schulausschuss.

Im Jahr darauf war sie bei der Bundestagswahl als Linken-Direktkandidatin im Wahlkreis 125 (Recklinghausen III & Bottrop) aufgestellt. „3883 Stimmen habe ich allein in Dorsten bekommen“, sagt sie. Sie selbst erreichte rund 3,5 Prozent der Stimmen. Mit bundesweit 4,9 Prozent zog ihre Partei damals nur wegen gewonnener Direktmandate mit drei Sitzen in den Bundestag ein.

Diese 4,9 Prozent hatte es 2017 auch bei der letzten NRW-Landtagswahl gegeben. In diesem Jahr sollte es eigentlich besser werden. „Denn wir treten mit einer Liste an, die bürgernah ist und auch aus Nicht-Parteimitgliedern besteht“, sagt die Rhaderin. „Alle wichtigen Arbeitsfelder, von der Pflege bis hin zur Migration, werden abgedeckt.“

Wahlplakat von "Die Linke".

Zwei Wochen vor der Wahl hängten die Linken die personalisierten Wahlplakate mit ihrer Kandidatin auf. Ihr Motto: "Jung. Laut. Konsequent." © Michael Klein

Würden die Linken einen Höhenflug erzielen, gäbe es einen persönlich spannenden Wahlabend für die 20-Jährige: Sie steht nämlich auf Platz 15 der Landesliste. „Bekämen wir landesweit um die 6,5 Prozent der Stimmen, könnte ich womöglich in den Landtag einziehen.“

Nur geringe Chancen

Doch die Chancen darauf sind mittlerweile nahezu aussichtslos, das weiß auch Lisa Ellermann. Dazu erschweren zu viele partei-interne Querelen und Debatten auf Bundesebene den Wahlkampf, dazu steckt ihre Partei allzu sehr im Tief. „Zwei bis drei Prozent“ seien derzeit aus ihrer Sicht eine „ehrliche Prognose“.

Da ist zum einen Skandal um sexuelle Übergriffe im Linken-Landesverband Hessen. „In NRW sind aber keine vergleichbaren Fälle bekannt“, betont die Rhaderin und verweist als positive Maßnahme auf den neuen Verhaltenskodex, den der Landesverband beschlossen hat. Auch die unklare Position der Linken zum Ukraine-Krieg ist im Wahlkampf zur Last geworden.

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„Da kann es keine 100-prozentig richtige Meinung geben“, so Lisa Ellermann. Ihre persönliche Auffassung: „Keine Lieferung von schweren Waffen an die Ukraine, aber so viel Hilfe an Material und Ausstattung wie möglich.“ Und auch die Tafeln, die sich hierzulande um die Flüchtlinge kümmern, dürften nicht allein gelassen werden. „Vor allem deswegen, weil wegen Corona schon viele Menschen in die Armut gestürzt worden sind.“

Auch die Klimakrise ist für die Rhaderin eine große politische Herausforderung. „Klimapolitik ist wichtig, ihre Umsetzung darf aber nicht die Armen treffen.“ Eine von der Bundesregierung angekündigte Einmalzahlung in Höhe von 300 Euro helfe nicht viel, „wichtig sind dauernde finanzielle Entlastungen für Geringverdienende.“

Als persönliche Schwerpunktthemen nennt Lisa Ellermann die Bereiche Kinderarmut, Jugendpolitik und Bildung. „Keine Vorab-Selektion mehr, sondern eine Schulform für alle“, fordert sie. Mit jungen Leuten und Familien hält sie über ihre Social-Media-Kanäle im Internet intensiven Kontakt. In der wöchentlichen Rubrik „Stimmen zum Sonntag“ können die Nutzer ihr ihre persönlichen Meinungen kundtun. „Dadurch weiß ich, wo ihnen der Schuh drückt.“

Karl-Content

Im Gegenzug informiert die 20-Jährige ihre Follower über das, was sie im Laufe der Woche erlebt hat. Und füllt regelmäßig den „Karl Content“ mit Videos und Bildern von dem gleichnamigen Hamster, den sie und ihre Partnerin sich als Familienzuwachs zugelegt haben. Politik soll auch Spaß machen.

Zwei Frauen.

Lisa Ellermann mit ihrer Partnerin. © Privat

Bis zu drei Stunden täglich nimmt sich Lisa Ellermann im Wahlkampf für solche Online-Aktivitäten Zeit. Ansonsten geht der Kampf um die politischen Stimmen derzeit weit über die Grenzen des Kreises hinaus. „Das liegt daran, dass wir fünf Linken-Kandidaten aus der Region meist als Team auftreten und gemeinsam zu den großen Veranstaltungen wie die 24-Stunden-Aktion mit Gregor Gysi in Köln eingeladen werden.“

Ein wenig vermisst die Rhaderin, dass es im derzeitigen Landtagswahlkampf weniger Podiumsdiskussionen und andere gemeinsame Auftritte mit den Vertretern anderer Parteien gibt.

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„Trotz aller politischen Differenzen sind unter uns im letzten Bundestagswahlkampf wirkliche persönliche Freundschaften entstanden.“ Das gelte aber nicht für den AfD-Kandidaten. Mit dieser Partei habe sie nur dann zu tun, wenn sie mit der Gruppe „Dorsten gegen Rechts“ Position gegen deren Politik beziehe, sagt sie.

Die Mutter überzeugt

Trotz einiger veränderte Wahlkampf-Bedingungen - eines hat sich nicht geändert. „Auch diesmal musste ich wie in einem Bewerbungsgespräch meine Mutter von meinen politischen Zielen für den Landtag überzeugen“, sagt Lisa Ellermann. „Ich habe es aber geschafft, dass sie auch diesmal ihre Stimme gibt.“ Als Tochter einer Altenpflegerin kann sie ihr gegenüber nämlich immer mit einem politischen Ziel punkten: „Den Pflegenotstand bekämpfen!“