
Der aus Rhade stammende Klarinettist Michael Elvermann und seine Frau Anna Hernandez Rosillo gestalten in der Schalterhalle der Vereinten Volksbank einen kubanischen Abend. © Lea Rokitta
Michael Elvermann kehrt für Kultursommer aus Kuba in die alte Heimat Dorsten zurück
Dorstener Kultursommer
Von Rhade aus hat Klarinettist Michael Elvermann in Kuba sein musikalisches und privates Glück gefunden. Für den Kultursommer kommt er für einen Abend in seine alte Heimat Dorsten zurück.
Schon als Heranwachsende machten sie in den 1970er-Jahren im Dorf zusammen Musik, standen und spielten auf der Bühne ganz stolz neben den erwachsenen Instrumentalisten der Schützenkapelle Rhade. Hätten sie sich damals vorstellen können, dass der eine später Profimusiker in einem Sinfonierochester in Santiago de Cuba werden würde, der andere ein Vorstand der Vereinten Volksbank?
In diesen Funktionen kreuzen sich jedenfalls mehr als 45 Jahre später mal wieder die Wege von Michael Elvermann und Ingo Hinzmann. Und das sogt dafür, dass der neuformierte Dorstener Kultursommer am 24. August (Mittwoch) um 19 Uhr in der Schalterhalle des Bankhauses am Südwall für einen exklusiven Abend mit karibischen Flair sorgt - mit kubanischer Musik und vielen Informationen mit Videos und Fotos auch über das Alltagsleben und musikpädagogische Wirken des Dorstener „Auswanderers“.
Die Veranstaltung wird organisiert vom Lions Club Dorsten und dessen derzeitigem Vorsitzenden Engelbert Bellendorf. In seinem Juweliergeschäft können sich Interessierte zwischen 10 und 18 Uhr unter der Telefonnummer (02362) 995122 für den Abend anmelden.
Im Duett mit Sopranistin
Original kubanisch wird es beim „Kubanischen Abend“ in Person von Michael Elvermanns Ehefrau Anna Hernandez Rosillo. Die Philologin und professionelle Sängerin, die in ihrer Heimat im „Choro Madrigaliste“ konzertante Musik spielt und im Vokal-Quartett „Vocale Vidas“ vor allem afro-amerikanische Songs mit lateinamerikanischem Liedgut mischt, wird mit ihrer Sopranstimme die Klarinettenklänge ihres Partners zum spannenden kreativen Zwiegespräch vervollständigen.

Michael Elvermann nach einem Konzert mit Nachwuchsmusikern in Kuba © Privat
Gerade volljährig geworden, wurde Michael Elvermann - wie so viele andere Dorstener Nachwuchsmusiker - Anfang der 1980er-Jahre an der Dorstener Musikschule instrumentaltechnisch „gestählt“ vom inzwischen längst verstorbenen Musikpädagogen und Big-Band-Leiter Geza Komjahty. „Im dritten Anlauf wurde ich schließlich an der Musikhochschule Bremen angenommen“, erzählt er.
Schon während des Studiums beschäftigte er sich mit lateinamerikanischer Musik, insbesondere mit argentinischem Tango. Nachdem er ein Buch über Kuba in die Hand und das Land besuchte, war es um ihn geschehen: Er verliebte sich in die Insel. Und da es ohne gute Kontakte fast unmöglich war, einen festen Musiker-Job in einem deutschen Sinfonieorchester zu bekommen, versuchte er in Santiago de Cuba sein Glück.
Und fand es dort Mitte der 1990er-Jahre: „Ich konnte im dortigen Orchestra de Sinfonica Oriente zunächst als Aushilfe spielen und bekam dann die dritte Planstelle als Klarinettist“, erzählt er. Später legte er in Kuba noch ein Dirigenten-Studium mit Master-Abschluss obendrauf und betätigt sich seit ein paar Jahren als Musik-Pädagoge.
Michael Elvermann unterrichtet an der Musikhochschule in Santiago de Cuba sowie als Assessor Kinder und Jugendliche an einer Musikschule in einer benachbarten Provinz. Das alles zu einem Bruchteil des Einkommens, das er in Deutschland dafür bekäme.
Instrumentenbedarf nötig
In Kuba sind Holzblas-Instrumente und deren Bedarf (Musikstücke-Blätter und so weiter) nur schwer zu bekommen. Deswegen muss Michael Elvermann immer wieder seine Kontakte spielen lassen, um aus seiner alten Heimat solche Gegenstände, auch gebraucht, für den kubanischen Musiknachwuchs importieren zu können. „Über die deutsche Botschaft habe ich sogar mal 20 Kilo Saxofon-Blättchen bekommen“, sagt er.
Deswegen gilt beim „Kubanischen Abend“ des Lions Clubs: Der Eintritt ist zwar frei, ein Hut geht aber herum, in dem Geldspenden für seine pädagogische Arbeit gesammelt werden.
Übrigens: In den Sommermonaten ist Michael Elvermann regelmäßig in Deutschland zu Gast. Um diese Aufenthalte finanzieren zu können, muss er in dieser Zeit Engagements annehmen. In diesem Jahr spielt er bei den Musikfestspielen in Eutin im Orchester der Oper „Madame Butterfly“ mit.
Geboren 1961 in Dorsten. Hier auch aufgewachsen und zur Schule gegangen. Nach erfolgreich abgebrochenem Studium in Münster und Marburg und lang-jährigem Aufenthalt in der Wahlheimat Bochum nach Dorsten zurückgekehrt. Jazz-Fan mit großem Interesse an kulturellen Themen und an der Stadtentwicklung Dorstens.
