
Der gerettete Wetterhahn der ersten Kirche von 1922 mit dem noch amtierenden Pfarrer Michael Laage. © Sabine Bornemann
Was die ev. Kreuzkirche in Dorsten inzwischen so besonders macht
Kirchenjubiläum
Die ev. Kreuzkirche in Dorsten besteht seit 100 Jahren. Das Gotteshaus ist zweimal neu gebaut worden, doch einige Besonderheiten lernten die Menschen erst mit der Zeit zu schätzen.
Im Erntedank-Gottesdienst am Sonntag (2. Oktober) erinnerte sich die ev. Gemeinde Hervest-Wulfen an die hundertjährige Geschichte der Kreuzkirche. Das erste Gotteshaus aus dem Jahr 1922 wurde kurz vor dem Ende des Zweiten Weltkriegs bis auf den Glockenturm völlig zerstört. Nur ein altes Rundfenster mit der Lutherrose und der Wetterhahn konnten gerettet werden und schmückten nun den Altarraum.
Die „Notkirche“ wurde wieder abgerissen
Die Kumpel von der Schachtanlage Fürst Leopold bauten gleich nach dem Krieg eine „Notkirche“ auf, deren Kernstück eine alte Maschinenhalle von der Zeche war. Die Arbeiten wurden zusätzlich zur normalen Schicht unter Tage geleistet. Schäden an den eigenen Häusern hat man erst später behoben.
Die Menschen im Viertel haben sich stark mit ihrer Kirche identifiziert. Pfarrer Michael Laage projizierte einige Fotos aus dieser Zeit.

Die Kinder von der Kita Regenbogen und der Posaunenchor eingerahmt von der alten Lutherrose links und dem großen Hahn rechts, die schon die erste Kreuzkirche von 1922 zierten. © Sabine Bornemann
Presbyterin Gudrun Winkel erzählte im Gottesdienst von der Wehmut ihres Großvaters Wilhelm Patalla, als diese Nachkriegskirche 1964 abgerissen wurde, weil „sie jetzt nicht mehr gut genug war“. Den kühlen Neubau aus Beton und Glas, der beim Erntedankfest 1965 eingeweiht wurde, lernten die Menschen erst im Lauf der Zeit schätzen.
Die besondere Bauweise ermöglicht den Verzicht auf Stützpfeiler. So gibt es eine hervorragende Akustik ohne störende Reflektionen. Außerdem ist die Kreuzkirche mit einer großen Breil-Orgel ausgestattet. Die Form der Gebäudes erinnert an eine Muschel oder ein Zeltdach: Hier schlägt die Gemeinde ihr Lager auf.
Chöre sangen zum Jubiläum
Doch in diesem Jubiläumsgottesdienst wurde nicht nur an alte Zeiten erinnert, sondern auch in die Zukunft geschaut. Die Kinder vom benachbarten Familienzentrum Regenbogen sangen „Sagt es allen weiter“. Gerade erst ist die Kita ins ehemalige Paul-Gerhardt-Haus eingezogen und der Abriss der alten Gebäude und des ehemaligen Gemeindehauses am Glück-Auf-Platz stehen bevor.
Es hat sich ein neuer „Popchor“ gebildet, der unter Leitung von Kirchenmusiker Stephan Hillnhütter zwei Gospels sang. Die in diesem Jahr frisch konfirmierte Marie-Sophie Kessler steuerte auch einen Auftritt bei und versprach regelmäßig wieder zu kommen.

Andreas Lensing spielte "den Küster, der aus der Zukunft kam" - mit einem "Telekinator" auf dem Kopf: Manche Kinder glaubten, das sei echt. © Sabine Bornemann
Den lustigsten Ausblick wagte Presbyter Andreas Lensing als „Küster der Zukunft“. Bekleidet mit Arbeitskittel, Schutzbrille und „Alu-Telekinator“ auf dem Kopf wollte er seine neue Technik vorführen: Auf sein Zeichen hin sollten sich die Fenster verdunkeln, doch stattdessen tanzten bunte Lichtkegel durch die Kirche. Als er per Telekinese die Orgel in Gang setzten wollte, erklang die Melodie von „Frag doch mal die Maus“.
Aber dann versuchte er es noch ein drittes Mal mit einer „Einladung“ - und diesmal läuteten die Kirchenglocken! Da sind übrigens noch zwei alte Glocken von 1922 dabei und die sollen auch in den nächsten 100 Jahren die Menschen zum Gottesdienst rufen. In dieser Hinsicht bleibt alles beim Alten.
Arbeitet hauptsächlich im Kulturbereich oder für den Lokalteil. Dokumentarfilmstudium, singt in mehreren Chören, engagiert sich für den Erhalt der Gnadenkirche Wulfen, organisiert die „Wulfener Musikwoche“ und hat Ende 2021 ihren ersten Roman veröffentlicht.
