
René Lutz ist todkrank. Ein lebensrettendes Medikament gibt es für den an dem weltweit sehr seltenen Synovialsarkom leidenden Mann, aber er bekommt es nicht. © Claudia Engel
Pharmakonzern hat krebskranken Mann eiskalt abserviert - das ist abscheulich
Meinung
Einem todkranken Mann wird sein lebensrettendes Medikament verweigert. Seine Arznei ist zum Greifen nah, er bekommt sie aber nicht. René Lutz ist Opfer wirtschaftlicher Interessen, meint unsere Autorin.
René Lutz (43) hat sechs Jahre lang hart darum gekämpft, zu überleben. Er ist ein lebendes Wunder, weil die Krebsart, die er hat, die meisten Patienten innerhalb von zwei Jahren dahinrafft. Mediziner zweier Universitätskliniken haben sich um Lutz bemüht und an ihm hochgradig belastende, aber lebensverlängernde Maßnahmen nach allen Regeln ärztlicher Kunst angewandt, um Lutz auf die Teilnahme an einer Studie eines pharmazeutischen Weltkonzerns vorzubereiten. Die Firma hat ein Medikament entwickelt, das auf Menschen mit dem weltweit äußerst seltenen Synovialsarkom gentechnisch individuell zugeschnitten wird.
Bis Ende der vergangenen Woche war Lutz zuversichtlich, dass er die aus seinem Blut gewonnene Arznei am 8. Juni verabreicht bekommt. Weil ein Lungenfunktionswert kurzfristig unter die Toleranzgrenze sank, warf ihn der Konzern trotz der Einsprüche der behandelnden Ärzte aus der Studie. Das ist vermutlich das Todesurteil für René Lutz.
Pharmazeutische Unternehmen sind keine Wohltätigkeitsorganisationen. Sie verdienen Milliarden mit dem Verkauf von Arzneien. Der finanzielle Aufwand für die Entwicklung neuer Medikamente ist enorm, bevor damit Geld verdient werden kann. So gesehen ist René Lutz aus Sicht dieses Unternehmens wohl ein Kollateralschaden, der in der Bilanz zu vernachlässigen ist. Das ist menschenverachtend.
Seit 20 Jahren als Lokalredakteurin in Dorsten tätig. Immer ein offenes Ohr für die Menschen in dieser Stadt, die nicht meine Geburtsstadt ist. Das ist Essen. Ehefrau, dreifache Mutter, zweifache Oma. Konfliktfähig und meinungsfreudig. Wichtige Kriterien für meine Arbeit als Lokalreporterin. Das kommt nicht immer gut an. Muss es auch nicht. Die Leser und ihre Anliegen sind mir wichtig.
