
© Ralf Pieper
Keine Testpflicht mehr: Dorstener stürmten die Außengastronomie
Coronavirus
Ein lauer Sommerabend vor Fronleichnam an einem Brückentag-Wochenende und kein Corona-Schnelltest für die Außengastronomie: Alle Tische auf dem Marktplatz und am Zechengelände waren besetzt.
Endlich dürfen wir wieder arbeiten!“ Die Gastronomen in Dorsten atmen auf. Nach sieben Monaten Zwangspause aufgrund des Corona-Lockdowns war Mittwoch der erste Tag, an dem zumindest die Außengastronomie für jedermann öffnen durfte – auch ohne Corona-Test.

Das Personal hatte viel zu tun. © Ralf Pieper
Die Dorstener packten die Gelegenheit beim Schopf. „Wer weiß, was die Zukunft bringt“, sagte etwa ein Gast im Café Extrablatt, der den aktuellen Lockerungen noch nicht so ganz traut. „Wenn die Fallzahlen steigen, ist ganz schnell wieder alles zu. Aber heute sitze ich hier, das Wetter ist warm, das Bier ist kalt. Perfekt!“
Besonders lange Warteschlange am Abend
Visar Peci, Inhaber des Café Extrablatt, beschreibt seinen Tag: „Schon heute Morgen, bevor wir öffneten, saßen Gäste an den Tischen. Den ganzen Tag lang mussten wir Menschen vertrösten, weil nichts mehr frei war, obwohl wir schon zusätzliche Stühle und Tische aus dem Innenbereich nach draußen gestellt haben. Jetzt am Abend ist die Warteschlange besonders lang aber die Leute sind trotzdem gut drauf. Endlich geht es wieder los. Der Tag hat meinem Team und mir großen Spaß gemacht. Auch die Gäste haben gute Laune. Man merkt deutlich, wie sehr ihnen das Rausgehen gefehlt hat.“

Geduldig warteten die Gäste auf einen freien Tisch. © Ralf Pieper
Ortswechsel, gleiches Bild. Auch im Mezzomar auf dem Zechengelände Fürst Leopold warteten die Menschen auf einen freien Tisch. Die Glücklichen, die einen Platz ergattert hatten schlemmten, tranken, plauderten und lachten. Aber auch hier: So ganz trauen die Gastronomen und Gäste den Lockerungen noch nicht. Ein weiteres Problem ist es für die Wirte ausreichend Personal zu finden. „Man darf aber nicht vergessen, dass wir unsere Betriebe mehr als ein halbes Jahr geschlossen hatten. Da sind Mitarbeiter, vor allem die Aushilfskräfte, in andere Jobs abgewandert“, so ein Dorstener Gastronom.

Die Tische und Stühle waren überall voll besetzt. © Ralf Pieper
Gemeinsames Jubeln wird fehlen
Die Gäste nahmen das Angebot sehr gut an. „Die Freude über das, was möglich ist, ist groß“, sagt Claudia Dopatka. „Wenn die Inzidenzen weiter nach unten gehen und im Herbst keine vierte Welle kommt, dann nähern wir uns immer mehr dem Normalzustand.“ Aber eines wird wohl nicht geschehen, meint Klaus Rogge: „Schade ist, dass bei der bevorstehenden Fußball-Europameisterschaft das gemeinsame Jubeln bei Toren fehlen wird. Normalerweise sind die Kneipen und Biergärten zu den Spielen zum Bersten gefüllt. Wir müssen abwarten, was möglich ist und wie viele Fans es da tatsächlich in die Gastronomie zieht.“
Es ist die Unterhaltung mit anderen Menschen bei Reportagen, das Einfangen von Stimmungen bei Veranstaltungen und die Teilnahme an verschiedensten kulturellen Events in erster Reihe, die meine Arbeit so vielfältig machen. Nachdem ich als ausgebildeter Fotograf viele Jahre „nur“ für die Bilder zuständig war, empfinde ich heute das Schreiben als zusätzlichen wertvollen Blick „hinter die Kulissen“.
