Gesindel, Holzfäller, Missionare - in der langen Historie der Lembecker Kegelclubs gibt es eine Menge kurioser Bezeichnungen. Was ihnen und allen anderen gemein ist, so es sie noch gibt: Kegeln können sie in Lembeck schon lange nicht mehr.
Mit einer Deckenhöhe von maximal 1,80 Meter muss die Kegelbahn in der Gaststätte Beckmann ein echtes Kuriosum gewesen sein. Als das Traditionshaus geschlossen und im Sommer 2000 abgerissen wurde, verschwand auch die letzte Kegelbahn in Lembeck.
Wenige Jahre zuvor gab es auch noch eine zweite Kegelbahn im Keller vom Gasthaus Stegemann an der Wulfener Straße. Das wurde bereits 1997 abgerissen und machte Platz für die neue Volksbank Lembeck/Rhade. Seit fast einem Vierteljahrhundert also verteilen sich alle Lembecker Kegelclubs auf Nachbardörfer und Städte. Doch das könnte sich bald ein wenig ändern.
Eine Kegelbahn in 72 Stunden
Denn die Landjugend will vom 18. bis zum 21. April binnen 72 Stunden eine Kegelbahn bauen, die ihresgleichen sucht in Dorsten und die es in Deutschland nur ganz selten gibt: Insgesamt fast 26 Meter lang ist sie. Nicht mobil, sondern fest verbaut. Aus Beton und mit Industrieboden beschichtet. Vor allem: unter freiem Himmel.

Als Hannah Buckstegge und Bernd Heiming bei der Stadtteilkonferenz „Porte“ das ehrgeizige Projekt der KLJB Lembeck vorstellten, gab es viele Nachfragen, reichlich Beifall und - natürlich - die erhofften 2.000 Euro aus dem Bürgerbudget. Denn der Blitz-Bau hinter dem Pfarrheim St. Laurentius soll nicht nur Spaß machen und Spaß bringen, sondern ist auch ganz schön teuer.
„Wir rechnen mit 12.000 Euro und haben schon mehrere Sponsoren gefunden“, berichtete Bernd Heiming. Als Bürgermeister Tobias Stockhoff eine spontane Spendenaktion unter den etwa 100 Zuhörern vorschlug, füllte sich der herumgereichte Hut binnen weniger Minuten bis zur Krempe mit Geldscheinen.
„Die Welt ein Stückchen besser machen“
Die 72-stündige Sozialaktion des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ), an der sich die jungen Lembecker beteiligen, will „die Welt ein Stückchen besser machen“. Bernd Heiming, Hannah Buckstegge und ihre Mitstreiter sind zuversichtlich, dass es ihnen gelingt, einen Treffpunkt zu schaffen, der ein gemütliches Beisammensein, einen heiteren Abend mit Freunden oder eine Kegelrunde mit der ganzen Familie möglich macht. Und den es in der Form „bundesweit nur zwei-, dreimal“ gibt.
„Die Bahn ist wetterbeständig, pflegeleicht und kann zu jeder Jahreszeit von jedem genutzt werden“, betont Bernd Heiming. Kegel und Kugel werden gesichert gelagert und können auf Nachfrage ausgeliehen werden. „Man kegelt dann in Richtung Schützenfestplatz“, beschreiben die Initiatoren ihre Idee, versichern jedoch, dass sich keine Kugel dorthin verirrt. „Wir werden alles mit Seilen sichern.“
Doch bis tatsächlich die erste Kugel rollt, werden etwas mehr als 72 Stunden vergehen. „Der Beton“, sagt Hannah Buckstegge, „muss 28 Tage austrocknen.“
Nach fast 24 Jahren kommt es auf die paar Tage auch nicht mehr an.
Open-Air-Kegeln für einen Tag
Eine Open-Air-Kegelbahn (aus Holz) hat es in Lembeck schon einmal gegeben, für eine TV-Aktion im Mai 2007. Die war auf dem Kirchplatz St. Laurentius nach einem Tag aber wieder verschwunden.