Anfang des Jahres wagten mehr als 120 Gläubige in Diensten der Katholischen Kirche in der ARD-Doku „Wie Gott uns schuf“ den Schritt in die Öffentlichkeit. Priester, Ordensbrüder, Gemeindereferentinnen und Kindergärtnerinnen, die sich nicht als heterosexuell identifizieren, berichteten von Einschüchterung, Denunziationen und jahrelangem Versteckspiel.
Das Outing sorgte für einen Aufschrei und machte viele Menschen betroffen. Auch in der Pfarrei St. Agatha gründete sich in den Tagen nach der Ausstrahlung ein Arbeitskreis aus Mitgliedern des Pfarreirates, des Pastoralteams und anderen Engagierten.
Gemeinsam wurde überlegt, wie Initiativen wie #OutInChurch - Für eine Kirche ohne Angst“ unterstützt und notwendige Reformen rund um Themen wie Geschlechtergerechtigkeit in der Kirche und Umgang mit Missbrauch und Machtstrukturen ins Gespräch gebracht werden können. In einem ersten Schritt wurden Plakate mit dem Slogan „Wir müssen reden“ erstellt und an den Kirchen angebracht.
Der Arbeitskreis „St. Agatha synodal!“ hat nun eine Erklärung mit Forderungen nach Reformen auf den Weg gebracht. „Wir als Christen aus der Pfarrei St. Agatha stellen uns den Herausforderungen der Erneuerung und möchten dazu beitragen, dass Menschen in unserer Kirche dem menschenfreundlichen und barmherzigen Gott begegnen können“, heißt es darin.
Die Katholische Kirche müsse künftig eine „wahre Kirche für alle“ sein, teilte der Pfarreirat St. Agatha mit, „die niemanden wegen seines Geschlechts, seiner sexuellen Orientierung oder seiner Lebensform ausschließt, in der alle Getauften die gleichen Rechte und die gleiche Würde haben und die Machtstrukturen abbaut und alles daran setzt, Machtmissbrauch zu verhindern und aufzuklären.“
Offener Brief an Bischof Genn
Die vollständige Erklärung hat die Pfarrei im Internet veröffentlicht und eine Petition gestartet. Zudem wurde die Erklärung zusammen mit einem Offenen Brief an Bischof Felix Genn geschickt.
Die katholischen Bischöfe in Deutschland verständigten sich in der vergangenen Woche auf ein neues kirchliches Arbeitsrecht. Demnach soll die private Lebensgestaltung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Katholischen Kirche und von katholischen Verbänden künftig keine Rolle mehr spielen. Es hat den Arbeitgeber also nicht mehr zu interessieren, ob beispielsweise die Erzieherin einer kirchlichen Kita in einer homosexuellen Partnerschaft lebt oder der Lehrer einer bischöflichen Schule nach der Scheidung noch mal heiratet. Der Beschluss hat aktuell noch empfehlenden Charakter.
Die Petition hat die Gemeinde St. Agatha gestartet, um ihren Forderungen mehr Gewicht zu verleihen. Sie kann unter www.openpetition.de/!yzvbr oder durch Scannen eines QR-Codes unterschrieben werden. In Papierform liegen Unterschriftenlisten im Pfarrbüro (An der Vehme 1), nach den Gottesdiensten am 11. und 18. Dezember sowie bei den Neujahrsempfängen aus.
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