
© Dieter Wiesmann
Kabarett mit Eva Eiselt: Über sie sollen in Dorsten nicht nur Frauen lachen
Interview
Spaß haben in der Pandemie? Witzig sein trotz Krieg? Die Kabarettistin Eva Eiselt will am 12. März zeigen, dass das geht, ohne den Ernst der Lage aus den Augen zu verlieren. Ein Interview.
Die Veranstaltungsreihe rund um den Weltfrauentag beschert den Dorstenerinnen und Dorstenern am 12. März einen Auftritt der Kabarettistin Eva Eiselt. „Wenn Schubladen denken könnten“ heißt das Solo-Programm der in Köln lebenden Künstlerin, deren letzter Auftritt vor dem ersten Corona-Lockdown übrigens in Dorsten stattgefunden hat. Dorsten ist Eva Eiselt also in bester Erinnerung, hat sie im Telefon-Interview verraten.
Liegt eine längere Corona-Pause hinter Ihnen?
Vor zwei Jahren, im ersten Lockdown, hatte ich von März bis Mai/Juni eine große Pause. Aber ich habe ja in Bad Münstereifel-Nöthen eine eigene Bühne. Wir sind dann nach draußen und haben eine Open-Air-Bühne gebaut. Das war sehr gut, weil wir dann was zu tun hatten und was schaffen konnten. Und dann konnte ich den ganzen Sommer über durchspielen, weil es draußen war. Und dann kam nochmal eine Pause, der merkwürdige Lockdown light. Meine Pausen waren also zum Glück ziemlich kurz. Und in den Pausen ist die Liebe zum Beruf noch weiter gewachsen, denn ich habe schon gemerkt, dass ich meinen Beruf sehr, sehr mag. Das hat mir Corona schon gezeigt.
Hat denn Corona auch was mit Ihrem Programm gemacht? Sind Schubladen hinzugekommen oder sind auch welche weggefallen?
Also, Schubladen sind auf jeden Fall hinzugekommen. Und es hat sich durch Corona ein bisschen verändert. Ich rede auch ein bisschen über Corona, aber nicht zu viel. Letztlich verändern sich meine Programme aber immer, ob es jetzt Corona ist oder zum Beispiel der Krieg. Es sind dann oft so Kleinigkeiten, die plötzlich eine völlig andere Bedeutung haben. Zum Beispiel spielt in meinem Programm eine Wildgans aus Sibirien eine Rolle, die sich in einen Kranich verliebt. Die bekommt jetzt natürlich eine ganz andere Bedeutung, weil ja seit ein paar Tagen Krieg ist.
Wird es schwieriger sein, die Menschen, die sich ja Sorgen um die weltpolitische Lage machen, zum Lachen zu bringen?
Mein Programm an sich ist nicht so unbeschwert. Es gibt immer wieder Momente, wo es auch um was geht. Ich mache ja Kabarett, das ist keine Comedy. Und gerade jetzt sollte man nicht aufhören, in die Kultur zu gehen, sondern sich austauschen und mit anderen Menschen zusammen sein. Aber die Lage muss auf jeden Fall thematisiert werden. Ich kann nicht einfach auf die Bühne springen und so tun, als wär nichts. Das kann man weder mit Corona noch mit Krieg noch mit Klima.

Ein aufgemaltes Schnurbärtchen reicht der Kabarettistin meist schon als Verkleidung. © Dieter Wiesmann
Sie kommen ja anlässlich der Frauenkulturtage nach Dorsten. Spielt es sich vor einem überwiegend weiblichen Publikum eigentlich anders als vor einem gemischten? Passen Sie Ihr Programm daran jeweils an?
Es ist auf jeden Fall anders, wenn das Publikum nicht so durchmischt ist. Dennoch verändere ich mein Programm nicht. Natürlich bestimmt der Anlass meine Haltung zum Abend. Aber da ich in meinem Programm sowieso viele Emanzipationsthemen habe, ist es eigentlich auch immer schön, wenn viele Männer da sind, weil jetzt langsam die Zeit gekommen ist, in der die Frauen ganz stark die Männer mobilisieren oder sich die Männer selbst mobilisieren sollten, emanzipatorisch tätig zu werden, weil die Frauen es nicht alleine schaffen werden, wirklich zu einer Gleichstellung zu kommen. Von daher sollten die Frauen ihre Männer ruhig zu dem Abend mitbringen.
Wird in Ihrem Programm eigentlich gegendert?
Es gibt eine Nummer übers Gendern. Und ich sage zum Beispiel Künstler und Künstlerinnen, ich sage aber nicht Künstler*innen mit Sprechpause. Falls aber jemandem was auffällt, wo ich mich noch nicht korrekt ausdrücke, wäre ich dankbar für Hinweise. Ich spreche beide Geschlechter an, weil ich das Gefühl kenne, über Jahrzehnte nicht angesprochen, sondern nur mitgemeint worden zu sein. Aber ich bin keine, die durch die Gegend zieht und versucht, alle vom Gendern zu überzeugen. Das soll jeder so machen, wie er oder sie es möchte. Aber ich finde es immer sehr erstaunlich, dass die meisten, die sich übers Gendern total aufregen, eigentlich von niemandem dazu gezwungen werden und in Berufen sind, wo es für sie persönlich gar keine Rolle spielt.
Sind Sie bald mal wieder im Fernsehen zu sehen?
Ich habe gerade das Gefühl, ich bin jede Nacht im Fernsehen zu sehen. Denn meine Mutter, die nicht so gut schlafen kann, schreibt mir fast jeden Morgen eine E-Mail: „Du bist mir heute Nacht wieder aus dem Fernseher ins Gesicht gesprungen.“ SWR und SR wiederholen gerade Sendungen, die im November aufgezeichnet und vor zwei Wochen erstmals ausgestrahlt wurden, da scheine ich häufig zu sehen zu sein.
Haben Sie einen Lieblingskabarettisten oder eine -kabarettistin?
Ich bin aufgewachsen mit Loriot. Der hat mich sehr geprägt. Und Harald Schmidt auch. Weiblicher Vorbilder gab es in meiner Kindheit wenig. Ich gehe gern zu Josef Hader, zu Nessie Tausendschön und Anna Mateur. Ich mag es immer dann, wenn ich spüre, dass die Künstler und Künstlerinnen auch in die Tiefe gehen, wenn sie nicht nur an der Oberfläche bleiben.
Sie kommen ja vom Schauspiel. Sind Sie fürs Schauspiel eigentlich komplett verloren?
Ja, ich glaube ja.
TICKETS
- Tickets für die Veranstaltung gibt es zum Preis von 12/14 Euro bei der Stadtinfo Dorsten, (Recklinghäuser Straße 20, Tel. (02362) 663066 oder online bei www.reservix.de
- Eva Eiselt tritt am 12. März (Samstag) um 20 Uhr in der Aula der St.-Ursula-Realschule, Nonnenkamp 14, auf.
Geboren und geblieben im Pott, seit 1982 in verschiedenen Redaktionen des Medienhauses Lensing tätig. Interessiert an Menschen und allem, was sie anstellen, denken und sagen.
