
Bürgermeister-Kandidatin Jennifer Schug (SPD) legt alle Ämter nieder
Kommunalwahl 2020
Die SPD in Dorsten steht vor einem Scherbenhaufen: Jennifer Schug, Parteichefin und Bürgermeister-Kandidatin, hat ihren Rücktritt von allen Ämtern erklärt. Sie nennt „persönliche Gründe“.
Drei Monate vor der Kommunalwahl gibt es ein politisches Erdbeben in Dorsten: Die Bürgermeister-Kandidatin der SPD, Jennifer Schug (46), hat am Freitag überraschend ihren Rückzug aus der Politik verkündet. Von ihrer Partei gab es zunächst keine Stellungnahme.
Alle Ämter niedergelegt
Schug nennt in einer kurzen schriftlichen Mitteilung „persönliche Gründe“ für ihren Schritt. Sie zieht nicht nur ihre Kandidatur zurück, sondern legt auch das Amt der Parteivorsitzenden nieder. Auch als Beisitzerin im Landesvorstand steht sie nicht mehr zur Verfügung.
Schug bestätigte auf Anfrage, dass ihr die Entscheidung nicht leicht gefallen sei. „Am Dienstag habe ich den Parteivorstand informiert, am Mittwoch meinen Ortsverein.“ Es seien Tränen geflossen, aber es habe auch viel Verständnis für ihren Schritt gegeben.
Der Entschluss sei nicht spontan gefallen, sondern in den letzten Wochen gereift, betont Jennifer Schug. Die familiäre Situation habe eine Rolle gespielt, räumt die Mutter von drei Kindern ein, nicht aber der vermeintlich aussichtslose Wahlkampf gegen den amtierenden Bürgermeister Tobias Stockhoff (CDU).
Als wahrscheinlich gilt, dass die Grabenkämpfe innerhalb der SPD Jennifer Schug zunehmend zermürbt haben. Bei der Aufstellung zur Bürgermeisterkandidatin gab es im März einige Gegenstimmen, sie galt als unbequem. Bei der Delegiertenversammlung im Gemeinschaftshaus Wulfen sollen Genossen sogar vorgeschlagen haben, den CDU-Kandidaten zu unterstützen. Öffentlich in Erscheinung trat sie in den letzten Monaten kaum.
Schug verlor am Freitag indes kein böses Wort über ihre Partei. „Ich werde auf jeden Fall Mitglied bleiben.“ Ihr Rückzug tue ihr besonders leid für den Landratskandidaten Michael Hübner aus Gladbeck. „Wir hatten einige Aktionen zusammen geplant.“
Seit 2016 in der SPD
Die zurückgetretene Parteivorsitzende bedankte sich am Freitag „bei allen, die mich bei meiner Kandidatur und auf dem Weg dorthin begleitet und unterstützt haben, ausdrücklich bei meinen Stellvertretern, Marina Talaga, Stephan Erbe und Daniel Hoffmann für die enge, konstruktive und von Vertrauen geprägte Zusammenarbeit der vergangenen Jahre.“ Jennifer Schug trat erst 2016 in die SPD ein und wurde wenige Monate später Parteivorsitzende.
Die Dorstener SPD äußerte sich am Freitag nicht zum Rücktritt ihrer Spitzenkandidatin. Dem Vernehmen nach ist am Montagabend eine Krisensitzung geplant. Für die Bürgermeister-Wahl am 13. September gibt es somit aktuell nur noch zwei Kandidaten: Amtsinhaber Tobias Stockhoff (CDU) und Marco Bühne (AfD).
Veränderungen gab es immer, doch nie waren sie so gravierend. Und nie so spannend. Die Digitalisierung ist für mich auch eine Chance. Meine journalistischen Grundsätze gelten weiterhin, mein Bauchgefühl bleibt wichtig, aber ich weiß nun, ob es mich nicht trügt. Das sagen mir Datenanalysten. Ich berichte also über das, was Menschen wirklich bewegt.
