
Viele ältere Kitas in Dorsten sind sanierungsbedürftig - oder müssen in den nächsten Jahren sogar abgerissen und neu gebaut werden. © Grafik Nina Dittgen
Jede zweite Kita in Dorsten ist bald ein Sanierungsfall
Kinderbetreuung
Eine der ältesten Kitas in Dorsten wird abgerissen und neu gebaut. Doch das ist erst der Anfang. Jede zweite Einrichtung wird schon bald zur Baustelle. Verhindern lässt sich das nicht.
Die vielleicht wichtigsten Aussagen der seitenlangen Beschlussvorlage für die politischen Gremien stehen im letzten Absatz. Weil sie die ganze Ausweglosigkeit der Situation bei der Kinderbetreuung in Dorsten beschreiben:
„Im Stadtgebiet gibt es rund 40 Einrichtungen, von denen etwa 50 Prozent älter als 40 Jahre ist. Hier entsteht ein beträchtlicher Investitionsbedarf, den die Stadt nicht abwenden kann. Es ist damit zu rechnen, dass in den nächsten Jahren mehrere Einrichtungen grundlegend saniert oder neu gebaut werden müssen.“
Kita Ahornstraße wird abgerissen
Der Anfang soll nach dem Willen der Stadtverwaltung bei der Kita an der Ahornstraße in Holsterhausen gemacht werden. Die Tageseinrichtung (75 Plätze für Ü3-Kinder) ist eine der ältesten der Stadt, in den 1960er-Jahren gebaut, und „wirtschaftlich nicht sanierungsfähig“. Da sind sich die Evangelische Kirchengemeinde Holsterhausen und die Stadtverwaltung inzwischen einig. Abreißen und neu bauen - das ist im Falle einer Kita aber nicht nur eine finanzielle, sondern auch eine logistische Herausforderung.
Denn die Kinder müssen ja auch während der Bauphase betreut werden. Und deshalb wird zunächst eine Wohnung und der Gemeindesaal an der Idastraße abgerissen. Dort wird anschließend ein zweigeschossiger Kindergarten errichtet, in den dann die „Ahornkinder“ vorübergehend einziehen, während ihre Kita abgerissen und an selber Stelle neu gebaut wird. Mehr Plätze als vorher wird es dort nicht geben, aber einen Gruppenraum mehr, sodass auch U3-Kinder dort betreut werden können. In neueren Einrichtungen ist das Standard.

Die Kita an der Ahornstraße ist eine der ältesten Einrichtungen in Dorsten - und bislang nicht für Kinder unter drei Jahren ausgelegt. Das soll sich mit einem Neubau ändern. © Stefan Diebäcker
Finanzielle Herausforderungen sind riesig
Auch die finanziellen Herausforderungen sind für die Stadt Dorsten groß. 3,6 Millionen Euro wird der neue Ahornkindergarten kosten, rund drei Millionen kommen aus dem städtischen Haushalt. Denn die Gemeinde hat das Geld nicht, und die Stadt ist verpflichtet, die Kinderbetreuung sicherzustellen. Es wäre deshalb das erste Gebäude, das nach dem Investorenmodell errichtet würde.
Vereinfacht erklärt: Die städtische Baugesellschaft InfraDor baut und vermietet an die Evangelische Kirchengemeinde. Für Finanzexperten: Die Stadt gewährt InfraDor zur Abdeckung der Verluste eine Kapitaleinlage. Die kann später ohne steuerliche Nachteile zurückgezahlt werden. Dies ist bei Miet- oder Baukostenzuschüssen nicht möglich.
Fakt bleibt: Der Haushalt der Stadt wird über die nächsten 50 Jahre beträchtlich belastet. Und mit jeder weiteren Kita, die neu gebaut werden muss, ein Stück mehr.
Veränderungen gab es immer, doch nie waren sie so gravierend. Und nie so spannend. Die Digitalisierung ist für mich auch eine Chance. Meine journalistischen Grundsätze gelten weiterhin, mein Bauchgefühl bleibt wichtig, aber ich weiß nun, ob es mich nicht trügt. Das sagen mir Datenanalysten. Ich berichte also über das, was Menschen wirklich bewegt.
