Der Hausbesuch zum Kassieren des Mitgliedsbeitrages ist bei den KFD-Gruppen in den Pfarrgemeinden vor Ort nicht wegzudenken. Trotz Lastschriftverfahren, Online-Banking, Dauerauftrag: „Der regelmäßige persönliche Besuch unserer Mitglieder ist bei uns förmlich Programm“, erklärt Annette Becker von der KFD St. Marien, „und wird von unseren Mitgliedern auch so gewünscht. So halten wir den Kontakt.“
Im Moment machen die Hausbesuche im Namen der Katholischen Frauen Deutschlands aber nicht so viel Spaß wie sonst, denn die Kassiererinnen müssen eine Beitragserhöhung verkünden.
15 Euro mehr pro Jahr
Von bisher 25 auf demnächst 40 Euro steigt der Mitgliedsbeitrag bei der KFD und mit dieser Erhöhung auch die Zahl von Frauengemeinschaften, die aufgrund zahlreicher Kündigungen am Ende sind. „80 von 98 Mitgliedern in St. Marien wollen die KFD verlassen“, berichtet Annette Becker traurig, „Wir werden uns deshalb auflösen.“
Im Marienviertel passiert damit das, was in Herz-Jesu, St. Matthäus und St. Nikolaus bereits Fakt ist: der Abschied vom einstigen „Mütterverein“, der sich im Laufe der Jahrzehnte zu einem modernen Frauenverband in der Katholischen Kirche gemausert hat.
Aber was Bundes- und Diözesanverband kirchen- und frauenpolitisch leisten, kann offenbar Probleme in der Ortsgruppen nicht wettmachen. Andrea Temming, Geschäftsführerin des KFD-Diözesanverbandes, preist die Ortsgruppen als „Herzstück“ der KFD, kennt aber auch die Probleme mit der Altersstruktur, der Nachfolge in den Ämtern, mit Corona und Krieg. „Wir können die Ortsgruppen super gut verstehen“, sagt Temming, „und wir wissen, dass die Erhöhung des Jahresbeitrages von 15 Euro manche arme Rentnerin angesichts der derzeitigen Kostensteigerungen überfordert.“
9 von 40 Euro bleiben hier
Die Beitragserhöhung sei deshalb auch lange und kontrovers diskutiert worden, auf Diözesanebene genauso wie beim Bundesverband. Am Ende habe es eine demokratische Mehrheit aller ehrenamtlichen Delegierten für die Erhöhung gegeben. Von den 15 Euro im Bistum Münster profitiert vor allem der Bundesverband mit einem Anteil von 10 Euro. 3,50 Euro bleiben beim Diözesanverband, pro Mitglied bleiben auf Ortsebene von der Erhöhung 1,50 Euro im Jahr übrig. Von den insgesamt 40 Euro fließen damit (nach einer Korrektur des ursprünglichen Beschluss-Entwurfs) 9 Euro zur KFD vor Ort.

Andrea Temming rechnet vor, dass die KFD-Mitgliedschaft 3,33 Euro im Monat koste. Der Bundesverband habe seinen Beitrag seit 14 Jahren nicht erhöht, der Diözesanverband seit neun Jahren nicht. „Wir haben versprochen, die Beiträge so lange wie möglich konstant zu halten“, erklärt sie, „aber jetzt haben Lohn- und Kostensteigerungen, rückläufige Mitgliederzahlen und Kürzungen der Bistums-Zuschüsse zum Handeln gezwungen.“
Es sei lange darüber diskutiert worden, ob der jetzige Zeitpunkt der richtige für eine Erhöhung sei und es sei eine Menge Überzeugungsarbeit dafür zu leisten. Die bleibt am Ende bei den Kassiererinnen vor Ort hängen, denen der Diözesanverband aber seine Hilfe anbietet, zum Beispiel mit Beratungsprozessen vor Ort.
Am 29. November ist Schluss
Annette Becker weiß derweil, dass ihre KFD St. Marien nicht nur unter der Beitragsfrage leidet. „Wir können ja nicht einmal mit einem guten Angebot werben“, klagt sie. „Das Pfarrheim wird vom Kindergarten genutzt, die KFD-Zeitschrift gibt es auch nur alle zwei Monate.“ Das Seniorenfrühstück der Gemeinde finde inzwischen in der Gaststätte Lunemann statt. „Was haben wir da noch zu bieten als Frauengemeinschaft?“, fragte Annette Becker resigniert. Der Abschiedsgottesdienst für die KFD am 29. November ist für sie die logische Konsequenz aus dieser Entwicklung.
Übrigens: KFD-Gruppen aus Nienborg, Eggerode und Rees haben mit dem Austritt aus dem Verband reagiert und wollen sich auf eigene Beine stellen. In Münster wird das sehr bedauert.
„Wichtiges Zeugnis“: Nächste Nachkriegs-Kirche in Dorsten soll unter den Denkmalschutz
Nach Rückzug der Evangelischen Kirche: Seniorenbeirat in Dorsten übernimmt Begegnungsstätte
André Sühling (50): Gebürtiger Dorstener wird Domkapitular in Münster