Innovation aus Wulfen macht bundesweit Furore Minimalinvasive Eingriffe am Rohrleitungsnetz

Wasserleitungen: Innovation aus Wulfen macht bundesweit Furore
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Minimalinvasiv, das klingt nach operativem Eingriff. Und eigentlich ist es genau das, wofür das Wulfener Unternehmen Kettler Utility Communication steht. Das Operationsfeld ist allerdings nicht der menschliche Körper, sondern das unterirdische Rohrleitungsnetz für Wasser und Gas. Das machen die Experten von der Köhlerstraße bundesweit fit, und zwar minimalinvasiv.

Wir drehen daheim den Wasserhahn auf und verlassen uns auf ausreichendes und einwandfreies Trinkwasser. Damit das so reibungslos funktioniert, muss unter der Erde alles in Ordnung sein. Zum Beispiel die Schieber, mit denen das Wasserversorgungsunternehmen bei Rohrbrüchen oder Wartungsarbeiten den Durchfluss stoppen kann.

Der Schieber sitzt in der Regel eineinhalb Meter unter der Erdoberfläche, und damit man ihn bewegen kann, braucht es eine sogenannte Einbaugarnitur, die vom Schieber hoch bis zur Schutzkappe im Pflaster oder Asphalt reicht.

Geschäftsführer Bernd Mast (r.) und stellv. Vertriebsleiter Sebastian Sagenschneider (l.) in einer Kettler-Produktionshalle.
Geschäftsführer Bernd Mast (r.) und stellv. Vertriebsleiter Sebastian Sagenschneider (l.) in einer Kettler-Produktionshalle. © Petra Berkenbusch

An dieser Stelle kommen die Experten aus Wulfen ins Spiel: Zum einen werden an der Köhlerstraße seit den 1960er-Jahren Einbaugarnituren konstruiert und hergestellt, die bundesweit und international verbaut werden. Zum anderen hat sich die Firma seit 2015 auf die Dienstleistung spezialisiert, defekte Einbaugarnituren in einem straßenschonenden Verfahren auszutauschen.

Schutzkappen weisen den Weg zu den Schiebern.
Schutzkappen weisen den Weg zu den Schiebern, die etwa eineinhalb Meter unter der Erde liegen. Dazwischen befinden sich die Einbaugarnituren aus Wulfen. © Kettler

Geschäftsführer Bernd Mast erklärt das Vorgehen: „Unsere Mitarbeiter öffnen die Straßenkappe und lockern mit einer Teleskop-Lanze den Boden auf, der die Einbaugarnitur umschließt. Ein großer Industriestaubsauger entfernt dabei gelockertes Erdreich, bis das defekte Verbindungselement zum Vorschein kommt.“ Mit dem passenden, ebenfalls in Wulfen konstruierten Werkzeug können die Monteure auf diese Art die defekte Garnitur demontieren und eine neue Kettler-Einbaugarnitur wieder mit der unversehrt gebliebenen Schieber-Armatur verbinden.

Bauzeiten extrem verkürzt

Das dauert in der Regel maximal zweieinhalb Stunden, während bei der konventionellen Methode die Straße gesperrt, ein tiefes Loch gebuddelt und die Straße anschließend wieder geflickt werden muss. Tagelange Störungen belasten Anwohner und die Kassen der Versorgungsunternehmen gleichermaßen.

Und den Straßen tun die vielen Baulöcher auch nicht gut. Bei der Methode von Kettler Utility wird in einem letzten Arbeitsschritt Flüssigboden in den freigelegten Ringraum gegossen, der die Bildung eines Hohlraumes verhindert.

Kettler-Firmensitz an der Köhlerstraße in Wulfen
Seit 1966 hat sich die Kettler GmbH an der Köhlerstraße in Wulfen ständig erweitert. © Kettler

Die Dorstener haben bereits viele der bundesweit tätigen Versorgungsunternehmen überzeugt, und ihr Erfolg spricht sich in der Branche weiter rum, sodass das Geschäft nach Angaben des stellvertretenden Vertriebsleiters Sebastian Sagenschneider seit zwei Jahren ordentlich Fahrt aufnimmt.

Die Kettler GmbH hat insgesamt mehr als 60 Beschäftigte. Sieben Produktionsmitarbeiter haben eine Fortbildung zum Rohrnetzinspekteur absolviert und sind mit den Werkstattwagen zeitweise in der ganzen Republik unterwegs für die Rehabilitation von Einbaugarnituren unterwegs.

Defekte Einbaugarnituren landen im Schrott
So sehen die defekten Einbaugarnituren aus, die ausgebaut und durch neue ersetzt werden. © Petra Berkenbusch

Um auch künftig das komplette Portfolio mit einem ausreichenden Personalstamm abdecken zu können, bildet das Unternehmen kontinuierlich aus. Allerdings seien in den letzten Jahren Auszubildende immer schwerer zu bekommen, klagt Bernd Mast. Und Sagenschneider fügt hinzu: „Inzwischen bewerben sich die Schülerinnen und Schüler nicht mehr bei den Betrieben, sondern die Firmen bei den potenziellen Kandidaten.“

Azubis dringend gesucht

Bei Kettler können ab 1. August folgende Berufe gelernt werden: Fachkraft für Lagerlogistik, Fachkraft für Zerspanungstechnik, Verfahrensmechaniker für Kunststoff- und Kautschuktechnik, Industriekaufleute. Männliche und weibliche Bewerber seien gleichermaßen willkommen, betont die Firmenleitung.

Und nach einer Zusatzausbildung können die Handwerker eines Tages vielleicht sogar minimalinvasiv am offenen Wasserrohr „operieren“.

Einen ersten Eindruck können sich Interessenten am Donnerstag (16. März) von 16 bis 19 Uhr beim Azubi-Treff der Arbeitsagentur im Treffpunkt Altstadt verschaffen oder auf www.kettlerweb.de

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