Infotag in Dorsten Heinz Thier will Bürger zu Wind-Investoren machen: „Das ist kein Sparbuch“

Heinz Thier will Bürger zu Windrad-Investoren machen: „Kein Sparbuch“
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Auf großes Interesse stieß der Infotag am Sonntag (22.10.) am Fuß des neuen Windrads am Oldenkamp in Lembeck. Doch trotz des leichten Windes drehte sich das Rad nicht über den Köpfen der Besucher: „Aus Sicherheitsgründen“, wie Heinz Thier, Geschäftsführer der BBWind, erklärte. Besucher konnten aber einen Blick ins Innere werfen und aktuelle Leistungsdaten von der Nachbaranlage sehen.

Großes Interesse hatten die Besucher beim Infotag daran, einen Blick in die Windenergieanlage am Oldenkamp zu werfen.
Großes Interesse hatten die Besucher beim Infotag daran, einen Blick in die Windenergieanlage am Oldenkamp zu werfen. © Berthold Fehmer

Denn das Windrad am Oldenkamp ist eines von zwei neuen Windrädern der Bürgerwind Torfvenn GmbH. Insgesamt 17 Windenergieanlagen mit einer Leistung von 105 Megawatt pro Stunde sind im Dorstener Norden in acht Bürgerwindprojekten geplant, die im Zelt den Besuchern vorgestellt wurden. 234 Millionen Kilowattstunden sollen die 17 Windräder pro Jahr erzeugen können: Windstrom für 67.000 Haushalte oder 78.000 E-Autos.

Neue Energie-Genossenschaft

Heinz Thier, Geschäftsführer der BBWind, die die acht Projekte in Lembeck und Wulfen mit einem Gesamtinvestitionsvolumen von 164 Millionen Euro berät, will die Bürger im Umfeld ebenfalls zu Wind-Investoren machen. Das soll über die neue Bürger-Energie-Genossenschaft passieren, die Anfang des Jahres gegründet werden und „Hohe Mark“ heißen soll, wenn es nach Thier geht. Man müsse allerdings noch schauen, ob das von den Namensrechten her möglich sei.

Die Geschäftsführer der acht Bürgerwindprojekte neben dem Windrad am Oldenkamp
Die Geschäftsführer der acht Bürgerwindprojekte neben dem Windrad am Oldenkamp © Berthold Fehmer

In zwei Investitionswellen sollen die Projekte finanziert werden. Die erste Welle umfasst die Windenergieanlagen der GmbHs Bürgerwind Torfvenn, RombrookWind, Windenergie Große Heide und Lehmberg. „Bis Ende 2026 sollen die geplanten Windräder fertig sein“, so Thier über die erste Welle.

Erste Investitionswelle

Benötigt werden im ersten Schritt 73 Millionen Euro, wovon 15 Millionen Eigenkapital sind. Über die neue Bürgergenossenschaft sollen davon 3 Millionen Euro generiert werden. In 500-Euro-Schritten sollen sich Bürger beteiligen können. Würden diese im Durchschnitt 4.000 Euro in die Genossenschaft geben, wären das 750 Personen. Bei höherer Nachfrage würde sich laut Thier der Betrag pro Person reduzieren.

Die acht Bürgerwindprojekte wurden im Zelt den Besuchern vorgestellt.
Die acht Bürgerwindprojekte wurden im Zelt den Besuchern vorgestellt. © Berthold Fehmer

Gibt es Obergrenzen bei der Beteiligungshöhe oder Personenanzahl? Thier sagt, dass man über eine zum Jahreswechsel erscheinende neue Homepage das Interesse abfragen wolle: Hierüber sollen auch die Bewerbung und der Beitritt geregelt werden. Geplant sei in jedem Fall, dass Menschen die nah an den Windrädern wohnen, eher zum Zug kommen, als weiter entfernt Wohnende, sagt Thier.

Die acht Projekte und 17 Windräder der Genossenschaft führen laut Thier zu einer „hervorragenden Risiko-Streuung“. Dass wie in Haltern ein neues Windrad umfallen könnte, daran mag er lieber gar nicht erst denken. „Wenn aber eine Anlage mal nicht so gut läuft, gibt es noch 16 andere.“

„Das ist kein Sparbuch“

Ein konkretes Rendite-Versprechen gibt Thier nicht, doch die BBWind verweist auf vergleichbare Genossenschaften, die 4 bis 6 Prozent Dividende pro Jahr ausschütten. In Gesprächen im Interessenten sagt Thier aber auch: „Das ist kein Sparbuch.“

Die zweite Investitionswelle soll später durch die Aufnahme weiterer Personen in die Genossenschaft und durch die Erhöhung der Anteile ermöglicht werden. Die zweite Welle umfasst die Bürgerwindprojekte Windenergie Hilgenböcken GbR, Windenergie Dahlbrei GmbH, Windenergie Lembecker Elven GmbH und das Projekte Repowering Sprenger.

Am Sonntag war das Windrad am Oldenkamp aus Sicherheitsgründen abgeschaltet.
Am Sonntag war das Windrad am Oldenkamp aus Sicherheitsgründen abgeschaltet. © Berthold Fehmer

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