In Rhade werden die Gehwege ein weiteres Mal für Glasfaser-Leerrohre aufgerissen

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In Rhade werden die Gehwege ein weiteres Mal für Glasfaser-Leerrohre aufgerissen

rnGlasfaser-Ausbau

Mit Fördermitteln von Bund und Land bekommen in den nächsten zwei Jahren weitere gut 1600 Haushalte in Dorsten Glasfaser-Anschlüsse. In Rhade werden dabei Steuergelder in den Sand gesetzt.

Dorsten

, 16.04.2019, 17:21 Uhr / Lesedauer: 3 min

Das private Unternehmen „Deutsche Glasfaser“ sorgt derzeit in Rhade dafür, dass die Bürger mit Glasfaseranschlüssen für schnelles Internet versorgt werden. Doch spätestens in zwei Jahren wird dort das ganze Spiel von vorn beginnen, dann wird die Deutsche Telekom zum Teil in genau den gleichen Straßen Gräben ausheben, Leerrohre verlegen und das Ganze wieder zupflastern, um die Bürger mit der Technik zu beglücken, die viele Anwohner schon längst vom Konkurrenz-Anbieter in Anspruch genommen haben werden.

Weiße Flecken beseitigen

Klingt widersinnig? Ist aber so. Und das Ganze wird aus Steuergeldern finanziert. Hintergrund ist: Der Kreis Recklinghausen hatte Anfang 2017 mit allen kreisangehörigen Städten eine Kooperation zum Breitbandausbau abgeschlossen. Damit konnte er sich um Fördermittel des Bundes und des Landes bewerben, um möglichst viele „weiße Flecken“ zu beseitigen und die Häuser mit schnellem Internet zu versorgen. 11.000 Haushalte sind es kreisweit, die heute noch in der Internet-Diaspora leben.

Vertreter von Kreis, Bund, Stadt und Telekom vollzogen in Dorsten den ersten Spatenstich für den geförderten Breitbandausbau in Dorsten, Gladbeck, Marl, Haltern und Oer-Erkenschwick.

Vertreter von Kreis, Bund, Stadt und Telekom vollzogen in Dorsten den ersten Spatenstich für den geförderten Breitbandausbau in Dorsten, Gladbeck, Marl, Haltern und Oer-Erkenschwick. © Michael Klein

Davon wird auch Dorsten profitieren. Alle Schulen zum Beispiel - sie werden dank des 68 Millionen Euro schweren Förderprogramms mit der Glasfasertechnik bedacht. „Die Schulen bekommen Übertragungsraten von mindestens ein Gigabit pro Sekunde“, betonte der stellvertretende Landrat Harald Nübel jetzt beim ersten Spatenstich in Dorsten für das Fördergebiet Nord, zu dem neben Dorsten die Städte Gladbeck, Haltern, Marl und Oer-Erkenschwick gehören.

Baustart an der Halterner Straße

Der Baustart fand an der Halterner Straße statt. Hier steht eine der Verteilerstationen, an ihr werden die Augustaschule und das Paul-Spiegel-Berufskolleg angebunden. „Die Bauarbeiten werden zum Ende der Osterferien beendet sein, danach könnten die Schulen angeschlossen werden“, teilte ein Vertreter der Deutschen Telekom mit, die vom Kreis mit dem Ausbau des Fördergebietes Nord beauftragt wurde.

1600 Haushalte in Dorsten

Nach seinen Angaben wird die Telekom in Dorsten in den nächsten zwei Jahren insgesamt 65 Tiefbau-Kilometer „beackern“. Davon profitieren auch Gewerbebetriebe und rund 800 Privathäuser mit rund 1600 einzelnen Haushalten. Sie alle liegen in Gebieten, die zum Zeitpunkt der Förderantragsstellung weniger als 30 Mbit/s Downloadgeschwindigkeit hatten, „dies war Teil der Förderbedingungen“, so Sven Ahrens, der Projektleiter des Kreises.

Alle diese liegen in Gegenden, die ohne Förderung durch die öffentliche Hand nicht in den Genuss von schnellem Internet kommen würden, weil die Telekommunikationsunternehmen die dafür nötigen Investitionen scheuen: „Im Schöning“ in Lembeck, „Hohes Bram“ an der Grenze Feldmark/Ulfkotte, „Kottendorfer Feld“ in Wulfen, die Baumbachstraße in Östrich und viele mehr.

Fast die Hälfte in Rhade

Viele der in Dorsten geförderten Anschlüsse befinden sich in Rhade. Fast die Hälfte, zählt man die einzelnen Haushalte auf der im Internet veröffentlichten Ausbaukarte zusammen. „Die Überschneidungen mit denen, wo die Deutsche Glasfaser tätig ist, machen eine dreistellige Zahl aus“, bestätigt Sven Ahrens. Rechnet man die Gesamt-Fördersumme auf die Zahl der einzelnen Anschlüsse herunter, wird klar, dass mit öffentlichen Geldern eine sechsstellige Euro-Summe in Rhade verbuddelt wird, dort also, wo in ein paar Monaten ohnehin Glasfaseranschlüsse gelegt sein werden.

Das sind die Bereiche, die bis Ende 2021 alle von der Deutschen Telekom in Rhade mit dem geförderten Breitband versorgt werden.

Das sind die Bereiche, die bis Ende 2021 alle von der Deutschen Telekom in Rhade mit dem geförderten Breitband versorgt werden. © Klein, Michael

Dass der Kreis dort trotz der Aktivitäten der Deutschen Glasfaser noch einmal tätig wird, ist dem Förder- und Vergabeverfahren geschuldet. „Und hat am Ende ganz handfeste Gründe“, sagt Ahrens. Denn eine Änderung hätte womöglich zum Scheitern des Antrages für das gesamte Projektgebiet führen können.

Markterkundungsverfahren

Nach Angaben von Ahrens musste der Kreis mit seinem Antrag im Februar 2017 verbindlich festlegen, in welchen Bereichen das Glasfasernetz gelegt werden soll. Grundlage dafür war ein vorgeschriebenes Markterkundungsverfahren. In diesem hat der Kreis alle Telekommunikationsunternehmen um Infos zu vorhandenen und für die nächsten drei Jahre geplanten Anschlüssen gebeten. „Für den Kreis waren die Auskünfte der Unternehmen bindend, für die Unternehmen selbst sind sie das aber nicht.“

Heißt: Wenn also ein Unternehmen erst nach Februar 2017 entschieden hat, entgegen seiner Planung nicht auszubauen, so sei das Gebiet, wo das Unternehmen eigentlich ausbauen wollte, dennoch von der aktuellen Förderung ausgeschlossen. Das sei in Haltern passiert. Und das gilt umgekehrt genauso, wie im Falle Rhade. Die Deutsche Glasfaser hatte bekanntlich Anfang 2018 die nötigen Kunden-Verträge zusammen, um dort den Startschuss für ihre Pläne geben zu können.

Mit dem Ausbau zügig beginnen

Grundsätzlich hätte der Kreis zwar mit jeder Änderung den Förderantrag entsprechend anpassen können. „Dafür wäre jedes Mal eine neue Berechnung seitens des Bundes nötig, was den Start für den Ausbau im gesamten Fördergebiet um Monate oder sogar Jahre verzögert hätte“, so der Kreis. Deshalb habe er in Absprache mit den Städten beschlossen, sich an den Antrag von Anfang 2017 zu halten, um zügig mit dem Ausbau beginnen zu können.

Wenn der derzeit geförderte Breitbandausbau beendet ist, dürften nach Schätzungen immer noch um die fünf Prozent der Haushalte in Randlagen zu den weißen Flecken gehören. Bürgermeister Tobias Stockhoff erklärte, dass man deshalb die zuständigen Ministerien bitten werde, weitere Fördermittel bereitzustellen.

Ende April stehen die Zeitpläne für die ersten Monate des geförderten Breitbandausbaus in Dorsten fest. Die Karten mit den Baufortschritten und alle weiteren Infos zum Breitband-Ausbau gibt es auf der Homepage der Kreisverwaltung