
Dörthe Schmidt sieht noch keine Anzeichen dafür, dass die Immobilienpreise in Dorsten ins Rutschen geraten. © dpa/privat
Immobilienpreise in Dorsten sinken laut Dörthe Schmidt nicht
Immobilien
Die Immobilienpreise sinken vielerorts. In Dorsten nicht, laut Dörthe Schmidt, der Vorsitzenden des Gutachterausschusses für Grundstückswerte. Das hat Gründe.
Schmidt ist Geschäftsführerin und Vorsitzende des Gutachterausschusses für Grundstückswerte in den Städten Dorsten, Gladbeck und Marl. Aufgabe der ehrenamtlichen Sachverständigen ist es, für Transparenz auf dem Immobilienmarkt zu sorgen. „Wir dürfen nicht spekulieren. Wir müssen registrieren und dürfen nicht zu viel hineindeuten“, sagt Schmidt.
Für das erste Halbjahr des Jahres stellt Schmidt für Dorsten fest: „Der Immobilienmarkt hat sich in 2022 unter den aktuellen Einflüssen verändert - er scheint in eine abwartende Haltung zu gehen.“ Vergleicht man die Verkäufe von bebauten und unbebauten Immobilien der ersten Halbjahre 2020 bis 2022, fällt auf, dass in diesem Jahr im Vergleich zum Vorjahr 20 Prozent weniger Kaufverträge registriert wurden. Ihre Zahl liegt nun wieder auf dem Niveau von 2020.
Verkäufe von Ein- und Zweifamilienhäusern stabil
„Ein Faktor im Teilmarkt Wohnungseigentum ist der Rückgang von Neubauverkäufen“, so Schmidt, während die Zahl der Weiterverkäufe von Ein- und Zweifamilienhäusern stabil geblieben ist. Beim Verkauf von Wohnungen ging die Zahl in Dorsten leicht zurück.
Spannend ist natürlich die Frage, wie sich die Immobilienpreise entwickeln, die in den letzten Jahren bekanntlich stark gestiegen sind. „Jüngste Untersuchungen aus den Vertragsabschlüssen bis Juni 2022 konnten bisher keinen Wendepunkt nachweisen“, so Schmidt.
Allerdings sei es so, dass Gutachterausschüsse dem Markt „hinterherhinken“, sagt Schmidt und macht dies am Beispiel deutlich: Nach dem Kriegsbeginn im Februar wurden etwa im März noch Notarverträge unterschrieben, die bereits einige Monate Vorlauf, etwa in Sachen Finanzierung, hatten. Wiederum erst Wochen später erhält der Ausschuss die Daten zur Auswertung,
„Zum Jahresende wissen wir mehr“
Gab es bei den Verkäufen denn einen Unterschied vom ersten zum zweiten Quartal 2022? Für eine solche Betrachtung seien die „Stückzahlen“ zu klein, sagt Schmidt. „Zum Jahresende wissen wir mehr“, sagt sie über mögliche Veränderungen bei den Preisen.
Aufgrund ihrer Kontakte stellt Schmidt fest: „Die Makler spüren ganz deutlich ein anderes Marktverhalten. Das heißt aber nicht, dass keine teurere Immobilie mehr verkauft werden kann.“ Beispielsweise werde das Thema Energie aber nun „viel ernster als früher“ genommen.
Das kann Martina Alda, Immobiliensachverständige von PIER Immobilien aus Dorsten, bestätigen. Überteuerte Immobilien, bei denen die Eigentümer übertriebene Preisvorstellungen hätten, seien nicht mehr vermittelbar. „Das ist jetzt schwierig, weil die Banken dahinter sitzen und die Finanzierung nicht mehr genehmigen.“
„Bangemacherei“ beim Baumaterial
Für eine Abkühlung der Nachfrage sorge die „Bangemacherei“ bei den Baumaterialien, die angeblich nicht mehr zu bekommen seien, so Alda, aber insbesondere auch die explodierenden Energiekosten. „Wir erleben nun häufiger, dass die Leute sagen: Das Haus gefällt mir gut, aber kann ich nochmal mit einem Installateur, Gutachter, Energieberater oder Schornsteinfeger dadurch laufen?“
Funktioniert der Dorstener Immobilienmarkt eigentlich anders als in Marl oder Gladbeck? Die Märkte seien grundsätzlich sehr vergleichbar, sagt Schmidt. Die größten Märkte seien bei Immobilien aber die bebauten Flächen und da gebe es beim Preisniveau zwischen den Städten „keine riesengroßen Unterschiede“.
In Gladbeck sei bereits im Vorjahr 2021 die Anzahl der gesamten Kauffälle deutlich gesunken, sagt Schmidt. Im ersten Halbjahr 2022 ging die Zahl nur noch leicht zurück, die der Eigenheimverkäufe um sieben Prozent.
In Marl wurden im ersten Halbjahr 2022 rund 10 Prozent weniger Kaufverträge abgeschlossen als im Vergleichszeitraum 2021. Bei Eigenheimen blieb die Zahl der Verkäufe fast konstant, bei Wohnungen sank sie leicht.
Berthold Fehmer (Jahrgang 1974) stammt aus Kirchhellen (damals noch ohne Bottrop) und wohnt in Dorsten. Seit 2009 ist der dreifache Familienvater Redakteur in der Lokalredaktion Dorsten und dort vor allem mit Themen beschäftigt, die Schermbeck, Raesfeld und Erle bewegen.
