Landwirt, Erfinder, Visionär Das ist Dorstens Unternehmer des Jahres 2022

Landwirt, Erfinder, Visionär: Hubert Loick ist Unternehmer des Jahres 2022
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Zuerst kommt der Bauch. Wenn er da ein gutes Gefühl verspürt, setzt der Kopf ein. „Und dann bleibe ich hartnäckig dran, bis ich die Idee zum Erfolg geführt habe.“ So beschreibt Hubert Loick - ganz grob - seine Arbeitsweise, mit der er seit fast drei Jahrzehnten großen Erfolg hat. „Ich quatsche nicht, ich mache“, hat er mal in einem Interview gesagt.

Der 60-jährige Lembecker hat 1994 mit der Gründung der Loick AG neue Wege bestritten, um nachwachsende Rohstoffe zu nutzen und wieder zu verwerten. Landwirtschaft, Biowertstoffe und Bioenergie - dieser Dreiklang hat Hubert Loick zu einem Experten und erfolgreichen Unternehmer gemacht. Und jetzt auch zu einem Preisträger in seiner Heimatstadt.

Zum 18. Mal vergibt die Dorstener Zeitung in diesem Jahr die Auszeichnung „Unternehmer des Jahres“. Im Gemeinschaftshaus Wulfen werden am 18. November fast 150 geladene Gäste erwartet. Hubert Loick war in der Vergangenheit einige Male dabei. „Eine sehr schöne Veranstaltung“, sagt er. „Manchmal habe ich insgeheim gedacht: Es wäre toll, wenn ich ausgezeichnet würde.“

Die Wahl der unabhängigen Jury fiel in diesem Jahr tatsächlich auf ihn. Denn das, was Hubert Loick in den vergangenen Jahrzehnten erreicht, geschaffen, bewegt hat, ist nicht nur für Dorstener Verhältnisse einzigartig. „Ich habe schon einige Preise bekommen“, sagt der 60-Jährige ohne eine Spur von Überheblichkeit. „Aber über diese Auszeichnung freue ich mich wirklich sehr.“

Unternehmerischer Spürsinn

Zu verdanken hat dies der Lembecker seinem wohl einzigartigen unternehmerischen Spürsinn. Ein Beispiel: Auf einer Party hielt er einst eine Tüte mit Erdnuss-Flips, hergestellt aus Maisgries, in der Hand. Als einige Tage später ein Maschinenteil in einem Karton mit Styropor-Chips geliefert wurde, dachte er sich: „Mach doch aus Mais solche Verpackungschips ...“

Hat er gemacht, und noch einiges mehr aus nachwachsenden Rohstoffen: Spielzeug (Playmais), Verpackungen, Besteck und Geschirr und inzwischen sogar Kühlboxen. Hubert Loick arbeitet eng mit dem Fraunhofer Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik zusammen, hat sich außerdem auf die Verwaltung und das Management von Photovoltaik- und vor allem Biogas-Anlagen spezialisiert.

Familie als starker Rückhalt

Eine solche steht seit vielen Jahren auch auf seinem Hof am Lembecker Ortsrand. Hier ist die Zentrale seines Familienunternehmens mit 130 Mitarbeitern, hier lebt Hubert Loick mit Ehefrau Britta und den Kindern Mara (22), Niklas (20) und Finn (16). „Die Familie war immer ein starker Rückhalt“, sagt er, wohlwissend um die Defizite. Ihren Vater haben die Kinder früher oft tagelang nicht gesehen. „Rückblickend kann man aber sagen: Papa hat es immer für die Familie gemacht“, meint Jura-Studentin Mara.

Hubert Loick mit Familie
Hubert Loick mit Familie. Ehefrau Britta und die Kinder Mara, Niklas (r.) und Finn geben dem Lembecker viel Kraft. Allerdings ist das Familienleben im Laufe der Jahre auch einige Male zu kurz gekommen. © Stefan Diebäcker

Ob die Kinder später ins Familienunternehmen einsteigen, ist noch nicht entschieden. Doch selbst wenn es nicht so kommt, nehmen sie offenbar eine Menge mit. „Die Zielstrebigkeit, das Bissige, der Geist“, sagt Mara. Niklas, der Wirtschaftspsychologie studiert, hat der Ehrgeiz und Fleiß seiner Eltern immer beeindruckt. „Es ist gut zu wissen, dass die Türen ins Unternehmen offenstehen, aber wir verspüren überhaupt keinen Druck, auch hindurchgehen zu müssen.“

Nicht rumsitzen, sondern machen. Und am Ende wird abgerechnet. Oder: Ohne Fleiß kein Preis. All das haben die Kinder verinnerlicht, sagen sie. Hubert Loick berühren solche Aussagen. „Familie war mir immer ganz wichtig, aber die Zeit war knapp. Das war sicherlich mein Preis.“ In den ersten Jahren gab es den Druck, dass es schief gehen könnte. Später stellte ihm Ehefrau Britta schon mal die Frage: „Wieder etwas Neues, muss das jetzt sein?“

Hubert Loick im Maisfeld
Hubert Loick hat sich immer als Landwirt gesehen, doch das alleine reichte ihm nicht. Bei der Maisernte packt er heutzutage kaum noch mit an. © privat

Es musste offenbar, denn „so bin ich halt“, gesteht Hubert Loick. „Das ist meine Natur, immer zwei Finger in der Steckdose. “ In den Sommerurlaub auf Föhr hat er bis vor wenigen Jahren „immer einen Schwung Arbeit mitgenommen“. Abends vor dem Fernseher hat er, nachdem er vor der Familie lauthals das Wochenende eingeläutet hat, noch E-Mails beantwortet.

Mittlerweile hat Hubert Loick die Arbeit auf mehrere Geschäftsführer verteilt. „Mehr Ruhe hat er deswegen nicht“, glaubt seine Frau. „Er hat sich andere Geschäftsfelder gesucht.“ Zum Beispiel will er im nächsten Jahr in Hervest eine Produktionshalle und ein „Kompetenzzentrum für neue Anwendungen“ bauen.

Beim Golf ist das Handy aus

Nach einigen gesundheitlichen Rückschlägen in der Vergangenheit ist der 60-Jährige inzwischen um mehr Gelassenheit bemüht, isst regelmäßig „und nicht so hektisch“, sucht nach Ausgleich. Zum Beispiel auf dem Golfplatz. Da bleibt, weil das ständige Klingeln die Mitspieler nervte, sogar das Handy stumm.

Das würde er im Urlaub auch 14 Tage schaffen, behauptet Hubert Loick und erntet von seiner Familie nur ein mitleidiges Lächeln. Die Tochter formuliert es dann liebevoll so: „Er hat vier Kinder - Mara, Niklas, Finn und das Unternehmen. Und so, wie er uns leibliche Kinder niemals im Stich lassen würde, würde er auch die Firma niemals hängenlassen.“

Die bisherigen Preisträger seit 2005: Hermann Imping & Gerd Kleinespel (Bäckerei), Winfried Krukenberg (Bauunternehmen), Ralf Honsel (Einzelhandel), Rüdiger & Volker Tüshaus (Dorstener Drahtwerke), Jürgen Salamon (Dr. Peters/Köpper), Josef Elvermann (Betonbau), Stephan Reken (Mensing), Björn Freitag & Frank Rosin (Sterneköche), Christel Heiming-Mechlinski (Baustoffe), Gisbert Suden (u.a. Deponiebau und Entsorgung), Clemens Borgmann (Autohandel), Johannes Humbert (Entsorgung), Christoph Thier-Essing (Lohnunternehmer Landwirtschaft), Jörg Meyer (Metallwerk Kleinken), Michael & Sebastian Brodmann (Stiftsquelle), Thomas Baumann (Fernmeldebau) und Barbara Mense (Mühle und Bioladen).

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