
© Claudia Engel
Hotel Humbert soll der Deutschen Bahn Eigentum abtreten - im Gegenzug gibt es nichts?
Bahnübergang B58 Wulfen
Ob der Zug schon abgefahren ist? Diese Frage stellt sich die Familie Humbert. Denn die Bahn will ihnen Grundstücksflächen an ihrem Traditionshotel nehmen - „existenzgefährdend“ sei das.
Wulfens Bahnübergänge sollen digitalisiert werden. Dazu zählt auch der Übergang an der B58 vor dem Traditionshotel Humbert im Ortsteil. Viermal haben sich Vertreter der Bahn, der Stadt, der Merveldtschen Verwaltung und der Familie Humbert 2019 getroffen, um eine einvernehmliche Lösung zu erzielen.
Die gibt es aus Sicht der Familie Humbert noch nicht. Denn die Bahn beansprucht Teile des Grundeigentums der Familie Humbert für ihre Ausbaupläne - aus Sicherheitsgründen, wie sie sagt.

Den Parkplatz gegenüber dem Hotel Humbert hat die Familie vom Grafen von Merveldt gepachtet. © Claudia Engel
Die Familie Humbert fürchtet um ihre Existenz, weil auf ihrem Grundstück sechs Parkplätze für Fernfahrer wegfallen. „Von diesen Kunden leben wir aber“, sagen Vater und Sohn Humbert. Sie sorgen sich, dass die Bahn ihre Pläne ohne ihre Einwilligung durchzieht und ihnen Teile des privaten Grundeigentums für den Umbau ihres Bahnübergangs wegnimmt: „Das käme einer Enteignung gleich.“
„Durch den geplanten Umbau und die Beanspruchung von Teilflächen unserer Parkplatzanlage würde die Erreichbarkeit unseres Hauses stark eingeschränkt“, haben Bernd und Hendrik Humbert den Vertretern der Bahn erklärt. Sie sorgen sich, dass die beinahe 200-jährige Geschichte ihres Hauses endet, wenn die Bahn für die aus ihrer Sicht benötigten Flächen aus Privateigentum keine Alternativen schafft, damit Lkw-Fahrer künftig weiterhin in fußläufiger Nähe zum Hotel ihre schweren und lange Fahrzeuge abstellen können.
„Außerdem würde die Bahn uns im Gegenzug nur den in der Bodenrichtwertkarte festgelegten Preis geben“, sagen die Humberts auch. Da es sich nicht um Bauland handelt, seien die Beträge sehr gering.
Zustimmung bislang nicht gegeben
Deshalb haben Hendrik und Bernd Humbert die Pläne der Bahn noch nicht abgenickt. „Sofern eine Zustimmung auch seitens des Hotelbetriebs vorliegt, wird die Planung dem Eisenbahnbundesamt zur Prüfung und Genehmigung vorgelegt“, heißt es in einem Gesprächsprotokoll.
Rücksicht müsste die Bahn auf die Einwilligung der Familie Humbert wohl nicht nehmen: „Wenn wir den Vorschlag nicht abnicken, kann die Bahn das Planfeststellungsverfahren beantragen“, sagen Vater und Sohn Humbert. Das habe die Bahn in den Gesprächen bereits angedeutet.
Planfeststellungsverfahren wäre das Ende
Damit wären die Bedenken und Wünsche der Humberts außen vor, das Eisenbahnbundesamt als Genehmigungsbehörde könnte dann auch die Zufahrt von der B58 zum Hotel ganz kappen - ein Totalschaden aus Sicht von Bernd und Hendrik Humbert: „Die noch verbliebenen Parkplätze am Hotel wären dann nur noch über den Burgring über den Matthäusplatz zu erreichen. Da kommt kein Gespann durch.“

Hendrik Humbert deutet auf den Biergarten des Hotels: Hier könnte sich die Familie einen Ausweichparkplatz vorstellen mit einer Zufahrt vom Burghof aus. © Claudia Engel
Hendrik und Bernd Humbert hoffen, dass die Deutsche Bahn ihnen entgegenkommt. „Wir haben noch den Biergarten hinter dem Hotel, den man als Parkplatz herrichten könnte. Wenn die Bahn die Kosten dafür übernimmt, könnten wir mit der angedachten Lösung leben.“ Zurzeit ist das Gelände eine Rasenfläche.
Die Bahn habe sich nach Ablauf der Frist Mitte Dezember aber nicht, wie vereinbart, bei der Familie gemeldet, um nach deren Entscheidung zu fragen. „Sonst hätten wir diesen Alternativvorschlag nämlich noch machen können“, sagt Bernd Humbert.
Bahn und Eisenbahnbundesamt sagten auf unsere Nachfrage, dass sie eine Stellungnahme abgeben wollen. Die solle zeitnah erfolgen.
Seit 20 Jahren als Lokalredakteurin in Dorsten tätig. Immer ein offenes Ohr für die Menschen in dieser Stadt, die nicht meine Geburtsstadt ist. Das ist Essen. Ehefrau, dreifache Mutter, zweifache Oma. Konfliktfähig und meinungsfreudig. Wichtige Kriterien für meine Arbeit als Lokalreporterin. Das kommt nicht immer gut an. Muss es auch nicht. Die Leser und ihre Anliegen sind mir wichtig.
