Dorstens größter Ortsteil bietet ein breites Angebot in der Nahversorgung und das Erlebnis Natur quasi vor der Haustür. Aber es könnte noch familienfreundlicher sein.
Der Gang ins Grüne ist ein festes Ritual. „Wir sind täglich mit dem Kinderwagen in der Natur unterwegs und besuchen gerne die Pferde auf dem nahegelegenen Hof“, sagt Johanna Schneiders, die mit ihrem Mann Fabian (37) und den beiden Kindern Lotta (2) und Ben (7 Monate) in Holsterhausen lebt. „Für die Kinder ist das hier ein tolles Aufwachsen.“
Seit zwei Jahren lebt die Familie in Holsterhausen-Dorf. Mit der Doppelhaushälfte im Wohngebiet Kreskenhof hat sie damals einen Volltreffer gelandet. „Wir haben noch keinen Haken gefunden“, sagt Johanna Schneiders, die in Borken aufwuchs und danach lange in Bochum lebte. Sie kennt also sowohl das Landleben als auch das in der Großstadt.
Zur Familiengründung zurück ins beschauliche Borken zu gehen, war keine Option. Großstadt musste es aber auch nicht mehr unbedingt sein. „Wir haben etwas in der Mitte gesucht, von wo aus man zügig nach Borken, aber auch schnell ins Ruhrgebiet kommt und sind so auf Dorsten gekommen“, erzählt die Lehrerin. Holsterhausen sei super angebunden, „man ist schnell auf der A31, sofern nicht gerade Baustelle ist“.

Der Blauer See in Holsterhausen ist besonders im Sommer ein beliebtes Naherholungsgebiet. © Hans Blossey
In ihrem Wohngebiet hat die Familie schnell Anschluss gefunden. Johanna Schneiders knüpfte Kontakte in der Krabbelgruppe, ihr Mann Fabian beim Sport. Der 37-Jährige spielt seit seiner Kindheit Tennis und wohnt jetzt quasi neben der Anlage des BVH-Tennis, für den er an den Spieltagen über den Court läuft.
Gute Anbindung, ausreichend Grünflächen, Kita und Schule in der Nähe – darauf haben Johanna und Fabian Schneiders vor ihrem Umzug geachtet. „Wonach wir nicht geguckt haben, waren Spielplätze“, sagt die 32-Jährige. „Da sind wir davon ausgegangen, dass die in einem Neubaugebiet vorhanden sind.“
Sind sie im Prinzip ja auch, allerdings haben die meisten Spielplätze den Namen nicht verdient. Das musste auch Johanna Schneiders bald feststellen: „Aus Sicht einer Mama mit zwei Kindern sind die vorhandenen Plätze nicht gut durchdacht.“
Das wurde positiv bewertet
Nahversorgung: Die einzige Kategorie, in der Holsterhausen die volle Punktzahl erhalten hat. „Alles, was man zum täglichen Leben braucht, bekommt man im Prinzip auf der Borkener Straße“, bestätigt auch Johanna Schneiders. Dort gibt es unter anderem mehrere Discounter, Imbissbuden und Restaurants, eine Tankstelle, einen Drogeriemarkt, Bäckereien und einen Getränkemarkt.
Hier schneidet Holsterhausen mit 10 Punkten besser ab als der stadtweite Durchschnitt (9). Ein Umfrage-Teilnehmer kritisiert allerdings die fehlende Verkehrsanbindung von Holsterhausen-Dorf zur Borkener Straße: „Die Bushaltestelle Wennemarstraße ist für ältere Menschen nicht zumutbar.“
Grünflächen: Das Naturschutzgebiet Lippeaue lädt zu langen Spaziergängen ein. Auch der Bereich um den Blauen See ist bei entsprechendem Wetter ein beliebter Ort zum Flanieren.
Radfahren: Mit 9 von 10 Punkten liegt Holsterhausen im stadtweiten Durchschnitt. Fahrrad-Fans können aus zahlreichen Routen wählen. Um Holsterhausen herum führt zum Beispiel die 18 Kilometer lange Tour „Hammbach und Lippe“, auf der man neben dem Natur-Erlebnis auch Wissenswertes über die Bezüge zum Wasser und andere historische Zusammenhänge erfährt.
Lebensqualität: Auch hier bekommt Holsterhausen von den Teilnehmern unserer Umfrage 9 Punkte – genau wie im stadtweiten Schnitt. „Holsterhausen ist die kleine sympathische Stadt in der Stadt“, schreibt ein Umfrage-Teilnehmer. Ein anderer meint: „Es leben freundliche und zufriedene Menschen in Holsterhausen.“
Das wurde negativ bewertet
Jugend: Beim Angebot für Jugendliche schneidet Holsterhausen mit 5 von 10 Punkten eher schlecht ab, liegt damit aber im stadtweiten Durchschnitt. An Angeboten mangelt es eigentlich nicht. Im Haus der Jugend an der Olbergstraße gibt es einen regelmäßigen Offenen Treff, der abends bis 20 Uhr und manchmal auch länger geöffnet ist. Im Haus der Jugend gibt es ein Internetcafe, Kicker, Billard, eine Kegelbahn, verschiedene Kurse und regelmäßige Konzerte.
„Die Jugendlichen, die zu uns kommen, sind froh, dass sie irgendwo hingehen können“, sagt Benjamin Salewski, Pädagogische Fachkraft im Haus der Jugend. „Der Kern ist zwischen 12 und 16 Jahre. Danach nimmt es aber ab.“
In Holsterhausen gibt es darüber hinaus noch einen kleinen Skaterpark und öffentlich zugängliche Plätze mit Basketballkörben – und das einzige Kino in der Stadt.

Zwei Schaukeln, die bis vor kurzem noch viel zu hoch hingen, und ein Schaukelpferd. Nicht wirklich einladend, dieser Spielplatz in Holsterhausen-Dorf. © Robert Wojtasik
Wohnen: Mit 6 Punkten liegt Holsterhausen beim Thema „Wohnen“ unter dem stadtweiten Schnitt von 7 Punkten. Zu bewerten war in der Umfrage die Aussage „Mieten und Immobilien sind in meinem Stadtteil bezahlbar“. „Es ist ja der allgemeine Trend, dass es überall immer heißt, dass Wohnen nicht mehr bezahlbar ist“, sagt Dr. Jürgen Held, Vorsitzender des CDU-Ortsverbandes Holsterhausen. Am Söltener Landweg seien beispielsweise etliche Häuser komplett renoviert worden. „Als Anlieger fahre ich da jeden Tag vorbei. Man sieht, dass die Qualität besser geworden ist.“ Deshalb müsse man fair bleiben, so Held. „Man bekommt heute auch mehr für die Miete.“
Mit etwas Sorge blickt Held vom Söltener Landweg Richtung Luisenstraße, wo es mehrere Wohnungen für finanziell schwächer gestellte Menschen gibt. „Das ist ein totaler Kontrast, leider konzentriert sich das dort etwas, da sieht man schon Unterschiede.“ Ein Teilnehmer unserer Umfrage ist sogar der Meinung, dass in Holsterhausen, verglichen mit anderen Stadtteilen wie Hardt und Östrich, „viele sozialschwache Menschen gebündelt werden“.

© Verena Hasken
Senioren: 6,5 von 10 Punkten erhält Holsterhausen bei der Frage, ob ausreichend Betreuungsangebote für Senioren vorhanden sind. „Ich glaube, dass viele Dorstener das Angebot des Paulinum zum Beispiel gar nicht kennen“, sagt Jürgen Held. „Das wird von den Holsterhausenern, die nicht in der Einrichtung wohnen, aber gar nicht wahrgenommen.“
Familienfreundlichkeit: „Ein Café mit Kinderecke wäre toll“, sagt Johanna Schneiders. Wichtiger aber seien erst mal die Spielplätze. Sie engagiert sich in der Stadtteilkonferenz Holsterhausen und hielt dort im Vorjahr einen Vortrag zum Thema „U3-Spielplätze“. Und inzwischen ist ja auch Bewegung drin. Die Stadt will die Spielplatzlandschaft nicht nur in Holsterhausen neu ordnen, hat deshalb Bürger befragt und Vorschläge eines Architekturbüros eingeholt. Die Ergebnisse wurden am vergangenen Donnerstag erstmals in der Holsterhausen-Konferenz vorgestellt. Vier Spielplätze sollen demnach in Holsterhausen wegfallen.
Römerlager und lange Bergbau-Geschichte

Die Geschichte Holsterhausens ist eng mit dem Bergbau verbunden. Das Foto zeigt die Zeche Baldur im Jahr 1926. © Walter Biermann
Einst aus Sachsen nach Westfalen rübergemacht. Dort in Münster und Bielefeld studiert und nebenbei als Sport- und Gerichtsreporter gearbeitet. Jetzt im Ruhrpott gelandet. Seit 2016 bei Lensing Media.
