
© Michael Klein
Historische Figuren sind in die Fußgängerzone von Dorsten zurückgekehrt
Umbau der Fußgängerzone
Wegen der Bauarbeiten der Fußgängerzone in Dorsten musste die Skulpturengruppe aus der Essener Straße eingelagert werden. Nun ist sie wieder da - wenn auch nicht genau an ihrem alten Platz.
Langsam schwebt „Costa“, der hoch oben am Greifarm des Baggers hängt, vom Essener Tor herein. Langsam wird die schwere Bronzefigur auf den Boden gesetzt - direkt neben ein metallenes Schaf. Ein paar Minuten später folgt ein Typ mit dickem Bauch. Und damit ist ein bekanntes Dorstener Trio endlich wieder vereint, wenn auch nicht genau an dem Platz, den es 30 Jahre lang am südlichen Anfang der Fußgängerzone innehatte.
Übergangsweise eingelagert
Nachdem die Bauarbeiten für das neue Pflaster in der Essener Straße begonnen hatten, war die gut 30 Jahre lang dort stehende Skulpturengruppe übergangsweise eingelagert worden. Die figürlichen Darstellungen eines Schafs, eines Bauern (dem die Bauarbeiter das Schild mit dem Namen „Costa“ umgehängt hatten) und eines Bürgers hatte zwischen „Dili-Grill“ und Eisdiele „San Remo“ gestanden.
Am Donnerstag (14.11.) kehrte das Denkmal zurück. „Zunächst probieren wir die Stellposition aus, dann machen wir die Fundamente“, erklärte Polier Alexander Brintrup. „Wenn der Beton gehärtet ist, werden die Sockel der Figuren angedübelt.“
Ein paar Meter vorgezogen
Es sei ausdrücklicher Wille des Gestaltungsbeirats für die neue Fußgängerzone gewesen, dass das Denkmal auch weiterhin hier am Eingang der Innenstadt verbleibt, sagt Dorstens City-Manager Christoph Krafczyk. Allerdings wird die Dreier-Gruppe ein paar Meter weiter in Richtung Essener Tor vorgezogen.
Dafür gibt es vor allem zwei Gründe: Zum einen ist der neue „Mittelgang“ der Fußgängerzone als Rettungsweg vorbehalten - da hätte die Skulpturen-Gruppe am ursprünglichen Platz etwas im Wege gestanden. Zum anderen sorgen die erst später in die Planungen aufgenommenen neuen Hochsicherheits-Poller an der Essener Straße dafür, dass der ursprüngliche Standort sich verändert.

Zuletzt überbrachten im Jahr 2013 die Kirchhellener Schüttzen ein Schaf namens „Eugen“ an die Dorstener Altstadtschützen. © Archiv
Das von der Hannoveraner Künstlerin Ulrike Enders 1988 geschaffene bronzene Denkmal „Schaf-Bauer-Bürger“ erinnert an einen wichtigen Brauch der Dorstener Stadtgeschichte: das Schafholen. „Es entstand in den Wirren des Kölnischen Krieges, einem der zahlreichen Kriege, denen sich das Vest in früheren Jahrhunderten ausgesetzt sah“, erläutert der Historiker Dr. Josef Ulfkotte vom Verein für Orts- und Heimatkunde.
Plünderende Horden
Marodierende Söldnerhaufen versuchten 1585 vergeblich, sich in den Besitz der Stadt Dorsten zu bringen, und machten die nähere Umgebung unsicher. Dem Hilferuf der Kirchhellener Bauern kamen die Dorstener Schützen zur Hilfe, sodass die plündernden Horden zurückgeschlagen werden konnten.
Aus Dankbarkeit für ihre tatkräftige Unterstützung versprachen die Kirchhellener Bauern, den Dorstenern künftig anlässlich ihres Schützenfestes ein Schaf zu schenken. An dieses Versprechen konnten oder wollten sich Dorstens Nachbarn später nicht mehr so recht erinnern. „Aus Verärgerung darüber, dass sie keine Schafe erhalten hatten, nahmen ihnen die Dorstener gelegentlich wohl mit Gewalt, was ihnen vermeintlich zustand“, so Ulfkotte. Im Jahre 1804 verbot die Arenbergische Regierung deshalb das Schafholen.
Brauch wiederbelebt
1970 wurde der historische Brauch wiederbelebt. Zuletzt überbrachten im Jahr 2013 die Kirchhellener Schützen ein Schaf namens „Eugen“ an die Dorstener Altstadtschützen.
Geboren 1961 in Dorsten. Hier auch aufgewachsen und zur Schule gegangen. Nach erfolgreich abgebrochenem Studium in Münster und Marburg und lang-jährigem Aufenthalt in der Wahlheimat Bochum nach Dorsten zurückgekehrt. Jazz-Fan mit großem Interesse an kulturellen Themen und an der Stadtentwicklung Dorstens.
