Hier können Bürger in Dorsten vermisste Straßenbäume melden

© Michael Klein

Hier können Bürger in Dorsten vermisste Straßenbäume melden

rnKlimaschutz

Wer sehenden Auges durch die Dorstener Stadtteile geht, dem fallen immer wieder leere Baumscheiben an den Straßen auf. Brigitte Stüwe will dies ändern - und plant eine spektakuläre Aktion.

Dorsten

, 22.10.2019, 17:00 Uhr / Lesedauer: 3 min

Auf der Alleestraße in der Altstadt sei es besonders auffällig. „Die Straße trägt ihren Namen wirklich nicht mehr zu Recht“, sagt Brigitte Stüwe. Auch in der Schillerstraße sei der Anblick inzwischen extrem. „Auch hier bieten die Baumlücken mit den leeren Baumscheiben einen wirklich trostlosen Anblick.“ Und da es überall in Dorsten Orte an städtischen Flächen gibt, wo früher einmal Bäume standen, plant die Hardterin eine ganz besondere Wiederaufpflanz-Aktion.

Bereits 43 Standorte gesammelt

„Die Liste der vermissten Straßenbäume in Dorsten“ - so nennt Brigitte Stüwe ihre Idee, die sie kürzlich bereits auf der Stadtteil-Konferenz auf der Hardt und auf der Mitte-Konferenz vorgestellt hat. Mit guter Resonanz: „Seitdem habe ich bereits 43 Standorte in der Altstadt und auf der Hardt sammeln können“, verrät sie. Das, was sie an Meldungen vonseiten der Anwohner per Mail erhält, will Brigitte Stüwe der Stadt vorlegen. „Ich will mich im Rathaus dafür einsetzen, dass die Bäume auf Wunsch der Bürger schnell nachgepflanzt werden.“

Mikroklima verbessern

Im Kampf gegen den Klimawandel in der eigenen Stadt seien Baumpflanzungen eines der wichtigsten Mittel, betont die Initiatorin. „Einen Wald können wir hier nicht mal eben aufforsten“, weiß sie. „Aber Straßenbäume, die aus unterschiedlichsten Gründen gefällt wurden, kann man ohne großen bürokratischen Aufwand ersetzen und damit das Mikroklima schnell verbessern.“

Zudem erfüllen solche Bäume für Brigitte Stüwe eine wichtige stadtplanerische Funktion: „Damit können wir in Dorsten den Wohnwert und die Ästhetik unseres Wohnumfeldes maßgeblich aufwerten, sagt sie. „So ein Baum zieht ja nicht nur CO2 aus der Luft, sondern sieht auch schön aus.“

An der Schillerstraße finden sich immer wieder leere Baumscheiben in der ausgedünnten Baumreihe.

An der Schillerstraße finden sich immer wieder leere Baumscheiben in der ausgedünnten Baumreihe. © Michael Klein

Das bisherige Interesse der Bürger von der Hardt und in der Altstadt bstärkt Brigitte Stüwe (die viele Dorstener von ihren öffentlichen Kunstaktionen her kennen dürften) darin, ihre „Liste der vermissten Straßenbäume“ auf alle Stadtteile auszuweiten. „Anfangs stutzen die Leute, wenn ich sie auf der Straße persönlich auf das Thema anspreche“, erzählt Brigitte Stüwe. „Man hat ja schnell vergessen, wo mal ein Baum gestanden hat und gewöhnt sich an die Lücke.“ Doch irgendwann mache es bei den Leuten klick.

Bei ihr selbst war die Situation auf der Pestalozzistraße nahe der Grundschule der Auslöser. „Beim Spazieren gehen habe ich zwischen den Bäumen zwei Vertiefungen im Boden gesehen.“ Und dann erinnerte sich die Hardterin: „Als ich 1994 nach Dorsten zog, war die Baumreihe noch komplett. Und auch weiter in Richtung Gahlener Straße stand auf der Mittelinsel eine Kugelkastanie, die inzwischen verschwunden ist.

Auf der Dörnekampstraße sind 2018 wegen eines Sturmschadens zwei Akazien gefällt worden, vor dem Caritas-Haus am Westgraben vermissen Bürger schon seit Längerem eine Linde - nur zwei weitere der Standorte, die Brigitte Stüwe in den vergangenen Wochen registriert hat. „Wenn das so weitergeht, kommt eine Menge zusammen“, sagt sie. Mindestens 100 „vermisste Bäume“ will sie zusammengetragen, dieses Ziel hat sie sich anfangs gesetzt. „Das wäre umgerechnet schon beinahe ein kleiner Wald.“

Unterstützer gesucht

Sie hofft, dass sie Mitstreiter für ihre Aktion findet. „Es wäre schön, wenn sich pro Stadtteil vielleicht zwei Bürger finden würden, die aktiv vor ihren Haustüren auf die Suche nach leeren Baumscheiben gehen.“ Je mehr Unterstützer, „desto mehr wird der Stadtverwaltung deutlich, dass Handeln bei diesem Thema Priorität haben sollte“.

Auch an der Alleestraße gibt es viele Stellen, wo früher einmal Bäume gestanden haben, die aber nicht wieder ersetzt worden sind - die Schutzbügel stehen aber weiter im Boden.

Auch an der Alleestraße gibt es viele Stellen, wo früher einmal Bäume gestanden haben, die aber nicht wieder ersetzt worden sind - die Schutzbügel stehen aber weiter im Boden. © Michael Klein

Danach sieht es aber derzeit nicht aus, wie eine Nachfrage unserer Zeitung bei der Pressestelle der Stadt ergab. Aber nicht etwa aus finanziellen Gründen. „Uns liegt das Nachpflanzen von städtischen (Straßen-)Bäumen sehr am Herzen, da Bäume für das Stadtklima prägend sind“, heißt es in einer Stellungnahme, aber: „Die Verwaltung verfügt aktuell schlichtweg nicht über das notwendige Personal, um das Nachpflanzen von Bäumen zeitnah abzuarbeiten.“

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Denn das scheinbar einfache Nachpflanzen sei in vielen Fällen mit erheblichen Herausforderungen verbunden. Beispielsweise im Hinblick auf die Ver- und Entsorgungsleitungen im Boden. Aufgrund der zahlreichen Maßnahmen im Breitbandausbau und bei der Neugestaltung der Fußgängerzone seien die zuständigen Kollegen in den Fachämtern derzeit stark eingebunden.

Nicht genug Personal

Auch die Grünflächenabteilung der Stadt sei durch Förderprojekte wie dem Schölzbachtal oder dem Bürgerpark Maria Lindenhof neben dem normalen Arbeitsprogramm „aktuell vollständig ausgelastet“. Diese „Wir machen Mitte“-Projekte hätten derzeit Priorität. Entweder der Stadtrat schaffe mehr personelle Ressourcen im Stellenplan oder man wartet auf frei werdende Personalkapazitäten nach dem Auslaufen des Förderprogrammes in 2020/2021, so die Stadt.

Wer Brigitte Stüwe unterstützen will, in dem er/sie ihr einen vermissten Baum nennt, schicke eine Mail . Die Initiatorin weist darauf hin, dass sie auf Wunsch keine Namen der Tipp-Geber, sondern nur die Standorte der vermissten Bäume in ihrer Liste an die Stadtverwaltung weitergibt.
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