Photovoltaik aufs Dach oder doch eine neue Heizung? Norbert Wullenhaetker aus der Feldmark war bei der regionalen Baumesse „Bauen & Wohnen“ im Kreativquartier Fürst Leopold in Dorsten einer von vielen Hausbesitzern, die sich mit dem Thema Energiewende „herumschlagen“. Dabei kennt sich der Energieanlagenelektroniker deutlich besser in der Materie aus als viele andere Messe-Besucher, die beruflich in anderen Branchen unterwegs sind. Und dennoch: Auch Norbert Wullenhaetker ist ein bisschen ratlos, wie er seine persönliche Energiewende gestalten soll.
„Unsere Heizung läuft noch super, hat aber auch schon mehr als 25 Jahre auf dem Buckel“, erklärt er. Eigentlich würde er gern eine Photovoltaik-Anlage auf dem Garagendach installieren, um erneuerbare Energien zu nutzen und später beim eventuellen Einbau einer Wärmepumpe auf eigenen Strom zurückgreifen zu können. Wullenhaetker ist Anfang 60, und ihm wird im Gespräch mit den Experten auf der Messe schnell klar, dass sich diese Investitionen in seinem Leben kaum noch amortisieren werden.
30.000 Euro investieren?
Die Fachleute von Schulz-PV aus Marl haben dem Dorstener nämlich ausgerechnet, dass die PV-Anlage rund 30.000 Euro kosten wird. Anschaffungskosten, regelmäßige Wartungen sowie eventuelle Reparaturen und Ersatzteile lassen die Amortisierungszeit auf realistische 20 bis 25 Jahre wachsen. „Unser Haus wird irgendwann unser Sohn übernehmen“, sagt Wullenhaetker. „Sonst würde eine solche Investition für mich gar keinen Sinn machen.“ Aber da ist ja auch noch die Heizung mit ihrer endlichen Lebenserwartung.

Würde der Hausbesitzer sich für die Sonnenenergie entscheiden, könnten die Module schon bald auf sein Dach wandern. Denn, wie Betriebsleiter Frank Hübner von Schulz-PV erklärt, haben sich trotz des großen Ansturms die Lieferzeiten für die Anlagen wieder „eingeruckelt“. „Eine Photovoltaik-Anlage gibt es derzeit deutlich schneller als eine Wärmepumpe“, sagt Hübner, dessen Firma nicht nur Dachdecker und Elektriker beschäftigt, sondern den Kunden auch beim erforderlichen „Schriftkram“ rund um die Stromproduktion hilft.
Sogar Leasing ist möglich
Die Lieferzeiten von Wärmepumpen spielten bei der Messe am Stand der Vest Haustechnik aus Dorsten eine große Rolle. Dort erkundigten sich viele besorgte und verunsicherte Hausbesitzer nach neuen Heizungen. Firmenchef Marcel Kroggel hatte noch Experten von Vaillant und des Leasingpartners EWE an seiner Seite, denn die Technik interessierte genauso wie eine mögliche Finanzierung. Viele Hausbesitzer waren jetzt nämlich nicht darauf gefasst, eine größere Investition zu tätigen.
Vielen konnten Kroggel und seine Kollegen aber auch eine große Sorge nehmen: „Wir haben heute Leute beraten“, erzählten Mitglieder des Teams, „die ihre erst zehn Jahre alte Heizung erneuern wollten aus Angst, dass es demnächst keine Ersatzteile mehr geben wird.“ Die habe man eher zu gelassenem Abwarten ermuntert. „Diese Heizungen halten vermutlich noch zehn Jahre und lassen sich in Störfällen meist auch reparieren“, rät Kroggel, „und dann wird sich die Lage vielleicht ganz anders darstellen als heute.“
Lange Lieferzeiten
Es gebe aber auch Kunden, die vor dem voraussichtlichen Inkrafttreten des Gesetzes 2024 schnell noch eine neue Gasheizung anschaffen wollen, um dann erstmal ein Vierteljahrhundert „Ruhe zu haben“, was für Neubauten ja nicht mehr erlaubt ist. Von einer effizienten Brennwertanlage raten die Experten der Vest Haustechnik nicht ab - zumal das Stromnetz derzeit noch gar nicht in der Lage sei, einen enormen Anstieg an Wärmepumpen zu verkraften. Die haben gerade übrigens Lieferzeiten von einem halben bis zu einem Dreivierteljahr, und auch die Installateure sind in Terminnot.
Norbert Wullenhaetker bleibt derweil noch in Entscheidungsnot. „Ganz in Ruhe überlegen und abwägen“, ist seine Devise.