Nein, es waren keine unbeschwerten Zeiten 1918. Als Erna und Bruno am 9. Juli heirateten, war Deutschland gerade im Begriff, den Ersten Weltkrieg zu verlieren. Bruno trug Uniform, seine Braut das umgeschneiderte Brautkleid der Mutter.
Die Familie verfasste zur Feier des Tages ein Gedicht, das Enkel Harald Heuser gemeinsam mit dem Fotoalbum der Großeltern mütterlicherseits noch heute in Ehren hält. Der Aufruf der Dorstener Zeitung, Hochzeitserinnerungen mit anderen Lesern zu teilen, hat den Schermbecker mal wieder einen Blick in das Album werfen lassen.
Eigentlich ist das Gedicht ein Lied, das zur Melodie „Komm‘ in meine Liebeslaube“ gesungen wurde, 1910 bekannt gemacht von Willi Rose. Auch der Krieg wird zur Feier des Tages im Hochzeitsgedicht thematisiert: „Als der König rief zum Streite, Eilte er [Bruno, Anm. d. Red.] hinaus, Todesmutig in die Weite, Focht mach blut‘gen Strauß.“
Der heute 66-jährige Enkel hat keine Erinnerung mehr an seine Großeltern, weiß aber natürlich, dass manche Prophezeiung aus dem Gedicht eingetroffen ist: „[Erna] Kann zunächst bei Muttern bleiben, Bruno fleißig Briefe schreiben, Bis vereint in Friedenszeit, Ihr dann für immer seid.“ Der Frieden war allerdings nur von kurzer Dauer.
Außerdem weiß der Schermbecker aus Erzählungen, dass die Großeltern trotz der schlechten Zeit ein gutes Essen mit Fleisch (!) am Festtag servieren konnten. „Der Vater meiner Großmutter war Bahnhofswirt, da saß die Familie wohl an der Quelle.“
Eine „Muss-Heirat“
1923 wurde Harald Heusers Mutter geboren, im Zweiten Weltkrieg flüchtete die Familie aus Breslau und landete schließlich in Dorsten. Die Hochzeit seiner Eltern habe im kleinen Rahmen stattgefunden, berichtet er. Dass bereits Nachwuchs unterwegs war, habe sich in den prüden 50er-Jahren wohl auf die Feierlaune der Familie ausgewirkt, sagt Harald Heuser augenzwinkernd. „Und viel Geld war damals ja auch nicht da.“

Das galt wohl auch für Bernhard Feller und seine Braut Maria Schonebeck, die aus Kostengründen mit Bruder Josef Feller und Hedwig Schrudde Doppelhochzeit feierten. Und auch in der Familie des Dorsteners Bernd Feller wurde damit 1951 eine Tradition der Sparsamkeit fortgesetzt: Als seine Großeltern Bernhard Feller und Johanna Bösing 1919 vor den Traualtar traten, trug die Braut kein weißes Hochzeitskleid, sondern hat sich herausgeputzt mit Rock und Bluse.
In den 50er-Jahren trugen die Bräute dagegen lange weiße Kleider und Schleier. Und im Gegensatz zu 1918 rangen sich die jungen Paare auf ihren Hochzeitsfotos 1951 zumindest ein schüchternes Lächeln ab.

Schicken Sie uns Ihre Hochzeitserinnerungen
Wir suchen alte Hochzeitsbilder und die Erinnerungen daran. Schicken Sie uns alles gerne per E-Mail an redaktion@dorstenerzeitung.de