Hausärzte in Dorsten müssen erhöhtes Test-Aufkommen allein schultern

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Hausärzte in Dorsten müssen erhöhtes Test-Aufkommen allein schultern

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Auf die Hausärzte in Dorsten kommt ein erhöhtes Test-Aufkommen zu. Grund sind Reiserückkehrer und Beschäftigte in Schulen und Kitas. Zentren, die entlasten könnten, bleiben vorerst dicht.

Dorsten

, 09.08.2020, 18:30 Uhr / Lesedauer: 2 min

Die Ferien enden, die Corona-Testzentren sind dicht - und doch sollen jetzt im großen Stil Abstriche genommen werden. Beschäftigte in Kitas und Schulen dürfen sich anlasslos alle 14 Tage testen lassen. Auch Reiserückkehrer, die nicht in einem Risikogebiet waren und einfach nur Sicherheit wollen, können sich nun testen lassen. Schultern sollen das alles die Hausärzte.

Die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) verschickt schon länger Schreiben an Hausarztpraxen, in denen um Freiwillige gebeten wird. Dem Vernehmen nach würde die KVWL am liebsten Praxen einrichten, in denen dann nur noch getestet wird. Dann ließe sich der normale Patientenbetrieb allerdings nicht mehr aufrecht erhalten, was der Grund dafür sein dürfte, dass es bislang kaum Rückläufer auf diese Schreiben gab.

„Die meisten Praxen machen Tests bei ihren Patienten“

„Wenn die Praxen sich da nicht zurückmelden, heißt das nicht, dass sie nicht testen“, sagt Dr. Stefan Möllhoff, der Vorsitzende des Dorstener Ärztenetzes. „Die meisten Praxen in Dorsten machen die Tests bei ihren Patienten.“ Er habe von keinem gehört, der sich komplett verweigere.

Grundsätzlich können Ärzte Corona-Abstriche auch ablehnen. Auf Nachfrage bestätigt das Gesundheitsamt in Recklinghausen, dass zuletzt durchaus Lehrer und Erzieher angerufen hätten, die von ihren Hausärzten abgewiesen wurden und jetzt nicht wüssten, wo sie sich testen lassen können.

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Für Corona-Abstriche bei ihren eigenen Patienten ist dennoch die Mehrheit der Hausärzte zu haben. Sie reißen sich jedoch nicht darum, darüber hinaus weitere zu machen. „Es ist ein unheimlicher Arbeitsaufwand, weil alles schriftlich dokumentiert werden muss“, sag Dr. Doris Giek von der Gemeinschaftspraxis Dr. Giek und Schattka.

Die Hervester Praxis hat von Anfang an Corona-Tests bei den eigenen Patienten gemacht - das gilt bis heute. Kita-Mitarbeiter etwa, die sich gut fühlen und einfach nur Sicherheit wollen, kommen an einem bestimmten Tag am späten Nachmittag. Wer sich krank fühlt und einen Test möchte, ruft vorher an. Dann holt in der Regel eine vom Patienten beauftragte Person das Teströllchen inklusive Anleitung ab und bringt es nach dem Abstrich wieder zurück.

Dr. Doris Giek (l.) und Mariusz Schattka (r.), hier auf einem Archivbild aus 2018, machen in ihrer Gemeinschaftspraxis seit Beginn der Pandemie Corona-Tests bei ihren eigenen Patienten. Unbegrenzt neue Patienten zu testen, ist nicht möglich, darunter würde der Regelbetrieb zu stark leiden.

Dr. Doris Giek (l.) und Mariusz Schattka (r.), hier auf einem Archivbild aus 2018, machen in ihrer Gemeinschaftspraxis seit Beginn der Pandemie Corona-Tests bei ihren eigenen Patienten. Unbegrenzt neue Patienten zu testen, ist nicht möglich, darunter würde der Regelbetrieb zu stark leiden. © Manuela Hollstegge (Archiv)

So handhaben es auch einige andere Praxen in Dorsten, weil dadurch verhindert wird, dass Corona-Verdachtsfälle mit den Patienten im normalen Tagesgeschäft in Kontakt kommen. „Entspannt ist es nicht bei uns“, sagt Doris Giek. „Aber es ist nachvollziehbar, wie es geht und das läuft eigentlich auch ganz gut.“

Testzentren könnten entlasten, sind aber geschlossen

Zu Beginn des neuen Schuljahres fürchten manche nun den großen Run auf die Hausarztpraxen. Denn Testzentren, in denen sich Beschäftige von Schulen und Kitas grundsätzlich auch kostenlos testen lassen könnten, gibt es im Kreis Recklinghausen derzeit nicht. Im Mai hatte die KVWL dem Kreis mit Verweis auf das damalige Infektionsgeschehen die Betriebsstättennummer für die Zentren entzogen.

Ohne diese Nummer konnten die Tests, wie sie zeitweise auch im Dorstener Durchfahrtzentrum am Berufskolleg durchgeführt wurden, nicht mehr über die KVWL abgerechnet werden. Der Kreis hätte die Kosten selbst tragen müssen.

Aktuell gibt es bei der KVWL keine konkreten Überlegungen, die Zentren im Kreis Recklinghausen wieder zu reaktivieren, um Hausärzte zu entlasten. Es sei grundsätzlich aber nicht ausgeschlossen, dass noch lokale Lösungen erarbeitet werden, sagte eine Sprecherin auf Anfrage. Vorerst müssen es also die Hausärzte richten.

„Ich freue mich über jeden negativen Test und hoffe, dass die zweite Welle an uns vorüber geht“, sagt Allgemeinmedizinerin Giek. Während der ersten habe man 14 Corona-Patienten mitbetreut. „Das war die Hölle im März!“

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