Ärzte können nicht mehr an Hilfsorganisationen oder den Kreis verweisen

Coronavirus-Test

Reiserückkehrer, Lehrer und Beschäftigte aus Kitas werden ab sofort von den Hausärzten auf Corona getestet. Die Ärzte können nicht mehr an die Hilfsorganisationen oder den Kreis verweisen.

Kreis, Dorsten

02.08.2020, 15:00 Uhr / Lesedauer: 3 min
Reiserückkehrer, Lehrer und Beschäftigte aus Kitas werden ab sofort von den Hausärzten auf das Coronavirus getestet.

Reiserückkehrer, Lehrer und Beschäftigte aus Kitas werden ab sofort von den Hausärzten auf das Coronavirus getestet. © dpa

In den vergangenen Tagen hat es einige Entscheidungen auf Bundes- und Landesebene gegeben, die zu Veränderungen bei den Tests auf das Coronavirus führen. Das betrifft die Beschäftigten in Schulen, Kindertageseinrichtungen und Kinderpflegeeinrichtungen ebenso wie Einreisenden aus anderen Ländern, teilte der Kreis Recklinghausen mit. Das bedeutet im Einzelnen:

  • Lehrkräfte, Beschäftigte in Kindertageseinrichtungen und Kinderpflegeeinrichtungen: Lehrkräfte, Beschäftigte in Kindertageseinrichtungen und Kinderpflegeeinrichtungen können sich ab sofort kostenlos und freiwillig alle zwei Wochen bei ihrem Hausarzt testen lassen.

Mehr Infos dazu gibt es auf der Homepage des Landes.

  • Reiserückkehrer aus Risikogebieten: Reiserückkehrer aus Risikogebieten sind verpflichtet, sich unmittelbar nach ihrer Rückkehr in Quarantäne zu begeben und beim Gesundheitsamt zu melden. Darüber hinaus gilt gemäß der neuen Einreiseverordnung des Bundes, dass sie sich außerdem auf das Coronavirus testen lassen müssen. Die entsprechende Verordnung soll nach Auskunft des Bundes in dieser Woche veröffentlicht werden.

Für die Tests gibt es verschiedene Möglichkeiten

Der Test wird vor der Einreise nach Deutschland durchgeführt. Dabei ist zu berücksichtigen, dass er nicht älter als 48 Stunden sein darf, von einem zertifizierten Labor durchgeführt worden sein muss und das Ergebnis in deutscher oder englischer Sprache vorliegt. Mehr Infos dazu gibt es auf der Seite des Robert Koch-Instituts.

Der Test wird direkt bei der Einreise am Flughafen vorgenommen. Diese Tests sind für die Einreisenden kostenlos. Wichtig zu berücksichtigen: Auch in diesen Fällen gilt die Quarantäne so lange, bis das schriftliche Testergebnis vorliegt. Die Nachricht auf dem Smartphone genügt nicht, da diese weder personalisiert ist noch Informationen zum Labor enthält, das den Test durchgeführt hat. Gemäß der aktuell gültigen Einreiseverordnung muss zur Quarantäne-Befreiung allerdings eine schriftliche Bestätigung vorliegen. Mehr Infos dazu gibt es in der Corona-Einreiseverordnung. Der Test wird nach der Rückkehr vom Hausarzt durchgeführt. In diesem Fall ist vorher unbedingt telefonisch Kontakt zur Arztpraxis aufzunehmen und der Hinweis auf die Rückkehr aus einem Risikogebiet zu geben.

  • Reiserückkehrer aus Nicht-Risikogebieten: Reiserückkehrer aus Ländern, die vom Robert Koch-Instituts nicht als Risikogebiet ausgewiesen worden sind, können sich gemäß der neuen Einreiseverordnung des Bundes ebenfalls kostenlos bei ihrem Hausarzt auf eine Infektion mit dem Coronavirus testen lassen.

Alle oben genannten Testungen sind gemäß der aktuell gültigen Verordnungen durch die niedergelassenen Ärzte oder durch die von der Kassenärztlichen Vereinigung eingerichteten Testzentren durchzuführen. Sollte es dabei Schwierigkeiten geben, ist Kontakt zur Kassenärztlichen Vereinigung aufzunehmen.

Keine Tests mehr beim Kreis oder beim DRK möglich

Die Kreisverwaltung und das Deutsche Rote Kreuz weisen darauf hin, dass es in all diesen Fällen derzeit keine Möglichkeit mehr gibt, die oben genannten Tests durchzuführen. Grund dafür sind die neu getroffenen Vereinbarungen zwischen den Ministerien und der Kassenärztlichen Vereinigung sowie der erneute Entzug der Betriebsstättennummer durch die Kassenärztliche Vereinigung zum 1. August 2020. Das Deutsche Rote Kreuz hat mit Unterstützung der anderen Hilfsorganisationen im Auftrag des Kreises seit März die Tests auf das Coronavirus vorgenommen.

Die aktuellen Veränderungen betreffen auch das bisherige Verfahren für symptomatische Patienten. Bislang konnten niedergelassene Ärzte, die Patienten mit Verdacht auf Corona nicht selber testen wollten, diese zum Test durch die Hilfsorganisationen anmelden. Auch das ist ab sofort nicht mehr möglich.

Kritik vom Hausärzteverband an der neuen Regelung

Dass in vielen Fällen nun also zwingend der Hausarzt die erste Anlaufstelle sein wird, bereitet vor allem dem Hausärzteverband Sorgen. Der Bundesvorsitzende des Deutschen Hausärzteverbandes, Ulrich Weigeldt, äußert sich wie folgt: „Ich glaube, den Zuständigen ist nicht bewusst, welchen Aufwand eine Testung in der Praxis bedeutet. Hier mal ein Beispiel: Montagmorgen klingelt – im besten Fall – das Telefon, am Apparat Herr Schmidt; im schlimmsten Fall steht er mit der ganzen Familie plötzlich mitten im Wartezimmer, in dem bereits andere Patienten warten. Sie sind seit Freitag aus dem Urlaub zurück und nun drängt die Zeit, denn die 72 Stunden, um sich testen zu lassen, enden am Nachmittag.

Was kann der Hausarzt jetzt tun? Im günstigsten Falle kriegt er den Patienten noch irgendwo unter, wobei er natürlich streng darauf achten muss, das Ansteckungsrisiko für die anderen Patientinnen und Patienten so gering wie möglich zu halten. Dann heißt es Schutzausrüstung anziehen, Abstrich nehmen und Aufklärungsgespräch über Hygienemaßnahmen, Validität der Tests und deren Konsequenz führen. Im Anschluss dann die Räume lüften und desinfizieren.“

Betrachte man diesen ganzen Behandlungskomplex, dann wirkten die 15 Euro, die Hausärzte für den Abstrich bekommen sollen, wie ein schlechter Scherz. Das sei eine Geringschätzung dessen, was die Kollegen leisteten. Davon abgesehen sei unklar, ob die Hausärzte überhaupt die Ressourcen hätten, dies zu leisten und über die Verordnung zur Erbringung der Abstriche verpflichtet werden können, so Weigeldt.

Da zum Ferienende mit einem erhöhten Nachfrage-Aufkommen zu rechnen ist, hat der Krisenstab des Kreises beschlossen, dass das Corona-Infotelefon für allgemeine Fragen rund um das Thema Corona auch am Wochenende aktiviert wird. Am 8. und 9. August ist das Team vom Infotelefon jeweils von 10 bis 14 Uhr unter Tel. (02361) 532626 erreichbar.