Autor Berthold Fehmer

Berthold Fehmer ist an ELSTER und der Grundsteuererklärung verzweifelt. Doch das ging nicht nur ihm so. © picture alliance/dpa

Grundsteuererklärung: Ich bin zu blöd für ELSTER

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Wut, Verzweiflung, Resignation: Durch diese Phasen ging unser Autor bei der Grundsteuererklärung. Fazit: „Ich bin zu blöd für Elster.“ Doch offenbar ist er damit nicht allein.

Dorsten

, 07.09.2022, 07:30 Uhr / Lesedauer: 2 min

Alle Immobilienbesitzer müssen sie bis Ende Oktober ausfüllen: die Grundsteuererklärung. Ein ELSTER-Konto hatten meine Frau und ich bis dato noch nicht und auch keinen Schimmer davon, wie kompliziert es sein könnte, eines zu bekommen. Während der Prozedur dachte ich: Jetzt fehlt eigentlich nur noch der Retina-Scan, der in James-Bond-Filmen immer die Atomraketen freischaltet.

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Doch auch mit Elster-Konto versagten wir an einem Sonntagmorgen beim Ausfüllen der Grundsteuererklärung. Nach zweieinhalb Stunden brachen wir frustriert ab. Der Punkt, an dem wir nicht weiterkamen: Vor unserem Reihenhaus verläuft ein Fußweg, der uns und den Nachbarn zu je einem Viertel gehört. Gleiches gilt für den Garagenhof. Doch wo gibt man diese Quadratmeter ein, wenn in der Anlage solche Nutzungszwecke gar nicht aufgeführt werden?

Viele verzweifeln an der Grundsteuererklärung

Vielleicht weiß es die Nachbarin? Die verdrehte nur die Augen. Genau an der Stelle hatte es auch bei ihr gehakt. Drei Tage später fragte mich meine Redaktionskollegin, ob ich die Erklärung schon gemacht hätte. Und so ging es immer weiter: Von dem etwa einem Dutzend Menschen, mit denen ich über das Thema sprach, hat es niemand (!) geschafft, die Grundsteuererklärung ohne Hilfe auszufüllen.

Wenn selbst der ehemalige Leiter des Dorstener Vermessungsamts und langjährige Vorsitzende des Gutachter-Ausschusses für Grundstückswerte, Manfred Wrobel, beim ersten Versuch abbrechen musste und sein Haus erst nach drei Stunden dem System erklären konnte, frage ich mich: Für wen sind diese Formulare eigentlich gemacht?

Selbst ein ausgewiesener Fachmann wie Wrobel kann ohne Hilfetexte, Erklärungen, Recherchen die Grundsteuererklärung nicht ausfüllen? Dann kann man wohl mit Fug und Recht von einem Bürokratie-Monster sprechen. Mich würde mal interessieren, ob man die Formulare mit „richtigen“ Menschen vorher getestet hat.

Jetzt werden manche einwerfen, dass es ja auch andere Portale gibt wie dieses: grundsteuererklaerung-fuer-privateigentum.de . Portale, die einfacher zu bedienen sind. Doch die Frage muss doch vielmehr lauten: Warum steckt man überhaupt Programmieraufwand in mehrere Systeme?

Warum schickt mir die eine Behörde Daten zu, die ich in ein (kompliziertes oder weniger kompliziertes) System eingeben muss, damit die andere Behörde damit arbeiten kann? Datenschutz kann es ja wohl nicht sein. Warum bekomme ich als Immobilieneigentümer nicht einen Brief oder eine Mail vom Finanzamt mit dem Inhalt: „Schauen Sie mal bitte, ob das, was wir für Sie ausgefüllt haben, so richtig ist? Wenn nicht, melden Sie sich bitte. Ansonsten machen wir das so.“