Seit Mai leben Larysa Hlushko und Larysa Tovstik in Dorsten. Sie kommen ursprünglich aus der Nähe von Charkiw in der Ukraine und flüchteten im Frühjahr vor dem Krieg nach Deutschland. Zuerst wohnten sie hier gemeinsam mit drei anderen Frauen in einer Dreizimmerwohnung. Die zwei Dorstener Integrationslotsinnen Angelika Stiller und Ursula Jopp vermittelten ihnen dann zwei Einzimmerwohnungen im selben Haus. Das sei nicht so einfach gewesen, da der Dorstener Wohnungsmarkt aktuell kaum Einzimmerwohnungen hergebe, sagt Elena Legenina. Sie ist Russin, lebt seit zehn Jahren in Dorsten und übersetzt für sie. Denn beide können bisher weder Deutsch noch Englisch.
Seit dem 1. August leben die Ukrainerinnen in ihren Wohnungen, die allerdings nicht möbliert waren. Erst wollten sie einen Handwerker beauftragen, ihnen Möbel aufzubauen. Doch das redete ihnen Elena Legenina schnell wieder aus. Denn da die zwei Ukrainerinnen nur Sozialhilfe bekommen, könnten sie damit keine Handwerker bezahlen. Doch Elena Legenina kam eine andere Idee. Sie hatte gesehen, dass ihre Nachbarn die ukrainische Flagge gehisst hatten. Da hat sie einfach nachgefragt, ob sie ihnen helfen würden.
Richteten Wohnungen ein
Klaus Ferspohl, Klaus Büscher und Wienfried Bienbeck waren sofort einverstanden. Die drei Dorstener richteten den beiden Frauen, ohne Geld dafür zu verlangen, die Wohnungen ein. „Diese Couch haben sie mitgebracht und eine alte Mikrowelle und auch Küchenmöbel haben sie gekauft“, erzählt Elena Legenina. Im gesamten August kamen die Männer immer nach der Arbeit zu ihnen und arbeiteten weiter. Hlushko und Tovstik sind sehr dankbar für diese Hilfsbereitschaft. „Sie haben das nicht erwartet“, meint Legenina.
Aber auch bei Angelika Stiller und Ursula Jopp wollen sich die beiden bedanken. Die Integrationslotsinnen haben ihnen nicht nur die Wohnungen vermittelt, sondern kümmern sich auch jetzt noch um sie. Sie begleiten sie zum Beispiel weiterhin zu Arztbesuchen oder zur Physiotherapie.
Fühlen sich hier wohl
Generell würden die Dorstener sehr offen auf sie zugehen und sich für ihr Schicksal interessieren. „Wir fühlen uns hier schon so wohl, weil es keine Fremdgefühle gibt“, erzählt Larysa Hlushko. Beide fühlen sich nicht ausgegrenzt, sondern gut integriert. Auch die Sprachbarriere sei kein Problem, betonen beide. Im alltäglichen Leben übersetzen sie ihre Anliegen oft mit dem Handy. Dabei hätten alle immer Geduld mit ihnen. Hlushko und Tovstik machen gerade auch einen Deutschkurs, um die Sprache zu lernen. Außerdem nehmen sie hier rege am Leben teil. Sie haben zum Beispiel schon Konzerte besucht oder waren auf Festen dabei.
Trotzdem vermissen beide ihre Heimat. Zudem machen sie sich große Sorgen um ihre Familienmitglieder, die noch in der Ukraine sind. Der Mann und Sohn von Larysa Hlushko mussten dort bleiben. Ihre Tochter und Enkelkinder leben mittlerweile aber in Kamp-Lintfort. Bei Larysa Tovstik sind noch zwei Söhne in der Ukraine. Sie hat entfernte Verwandte in Düsseldorf.
Über Umwege nach Dorsten
Dort wollte sie auch eigentlich unterkommen, aber da sie zu lange unterwegs war, wurden bereits andere ukrainische Verwandte aufgenommen. Zwei Monate war sie dann erst in einer Flüchtlingsunterkunft in Bad Salzuflen, bevor sie nach Dorsten kam. Larysa Hlushko wollte eigentlich nach Bielefeld, da sie dort eine Bekannte hat, die sie zu sich holen wollte. Doch zu dem Zeitpunkt, als sie ankam, habe die Stadt keine ukrainischen Flüchtlinge mehr aufgenommen. Deswegen musste sie weiter nach Dorsten.
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