
© Niklas Berkel
Schnelles Internet „am Ende der Welt“ - die erste Nachbarschaft in Deuten hat Glasfaser
Glasfaser
Die erste Nachbarschaft in Deuten hat bereits Glasfaser. Und das, obwohl der Breitbandausbau in Deuten noch gar nicht stattgefunden hat.
Dass die Deutsche Glasfaser Deuten erschließen will, das ist bekannt. Dass sie damit hinter dem Zeitplan liegt, ebenfalls. Dass ein kleines Gebiet in Deuten allerdings schon mit einem Glasfaseranschluss verbunden ist, wissen nur die wenigsten. Und was haben der Graf aus Lembeck und Windor damit zu tun?
Vor anderthalb Jahren definierte die Deutsche Glasfaser in Deuten ein Gebiet, in dem ein Glasfaseranschluss ausgebaut werden soll. Das reicht vom Lasthausener Weg bis zum Tennisplatz an der Birkenalle. Doch Deuten ist groß, nicht alle Haushalte in Deuten fallen in dieses Gebiet. Über die Schienen, zur Soerheide beispielsweise, wollte die Glasfaser nicht gehen.
„Wie kommen wir an Glasfaser?“
Für Holger Krajewski, Anwohner in der Soerheide, stellte sich die Frage, wie seine Nachbarschaft an schnelles Internet kommen solle. „Die Antwort war, es in Zusammenarbeit mit der Muenet GmbH selber zu machen“, sagt Krajewski. Die Muenet GmbH ist eine Kooperation mit der Stadt Dorsten und der Deutschen Glasfaser eingegangen. Darin verpflichtet sich das privatwirtschaftliche Unternehmen, den Außenbereichen in Dorsten einen Glasfaseranschluss anzubieten. Im Juni saß die Nachbarschaft mit Patrick Nettels, einem der zwei Gründer des Unternehmens, zusammen.
Die Muenet GmbH bietet die Dienstleistung ohne Fördergelder an, daher müssen die Anwohner einige Bedingungen erfüllen. So musste Krajewski 70 Prozent der Nachbarschaft überzeugen, sich am Projekt zu beteiligen. Doch die Deutener hielten zusammen, lediglich ein Haushalt von 22 Haushalten machte nicht mit. Die 70 Prozent waren weit übertroffen. Eine weitere Bedingung ist, dass sich die Nachbarschaft aktiv beteiligen und sich um einige Dinge selber kümmern muss. Dafür stellte sich ein Team aus vier Leuten zur Verfügung.
Der Graf half gehörig mit
So musste das Team Vorschläge für eine Trassenführung unterbreiten, sich um die Lehrrohrverlegung kümmern und eine Interessengemeinschaft gründen. Am 23. Juli gründeten die Nachbarn die Interessengemeinschaft. In Zusammenarbeit mit dem Unternehmen Glasfaserland Füstmann aus Senden legten sie die Lehrrohre. Und zusammen mit der Wirtschaftsförderung Dorsten (Windor) stellten sie den Kontakt zu Ferdinand Graf von Merveldt in Lembeck her. Durch seinen Wald sollte die Trasse führen. Bereits nach 70 Tagen waren die Deutener am Anschluss. Der erste Haushalt war am 31. Oktober angeschlossen, der letzte am 16. November.

Das Unternehmen Glasfaserland legte die Lehrrohre in Deuten. © Privat
Dass es so schnell ging, verwundert. Ein Grund hierfür war auch die Mithilfe des Grafen. Denn die Anbindung, über die die Nachbarschaft ans Glasfasernetz angeschlossen ist, kommt aus Reken. Dort war die Muenet GmbH bereits vertreten. Die Leitung musste also zwangsläufig durch den Wald des Grafen in Lembeck führen. Ohne seine Zustimmung wären die Deutener nicht an Glasfaser gekommen. „Ohne ihn wäre das alles nicht möglich gewesen“, sagt Holger Krajewski. „Ihm gilt ein Riesendank.“
Ein weiterer Dank gelte ein paar Anwohnern am Lasthausener Weg. Denn die Leitung verläuft auch über deren Grundstücke. „Die haben davon nichts, aber kein Problem damit gehabt. Das war toll“, sagt Krajewski.
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