22-jähriger Dorstener litt unter großem Stress Nach Selbstverletzung brach Feuer aus

22-Jähriger litt unter großem Stress: Feuer nach Selbstverletzung
Lesezeit

Wenn er in Stress geriet, neigte der junge Dorstener schon als Jugendlicher zu Selbstverletzungen. Diese „Methode“, seine Emotionen zu regulieren, hätte im Mai dieses Jahres beinahe fatale Folgen gehabt und brachte den 22-Jährigen jetzt auf die Anklagebank des Dorstener Amtsgerichts.

Im Dachgeschoss des Reihenhauses, das er allein mit seiner Mutter bewohnt, hatte der junge Mann sich an jenem Tag im Mai mit einem Feuerzeug und heißen Kabeln Schmerzen zugefügt. Als er seine Emotionen wieder unter Kontrolle hatte, verließ er den Raum und ging einkaufen. Als er wiederkam, hatte eines der Kabel die Matratze angezündet, im Dachgeschoss war Feuer ausgebrochen.

„Ich habe direkt gemerkt, dass ich dagegen allein nichts ausrichten kann“, erinnerte er sich vor Gericht, „habe die Feuerwehr gerufen und die Nachbarn rechts und links alarmiert.“ Der Brand wurde rechtzeitig gelöscht, es wurde niemand verletzt, der Schaden am Gebäude blieb vergleichsweise gering - für die psychische Situation des jungen Dorsteners hatte der Vorfall vermutlich sogar eine heilende Wirkung.

Denn sein furchtbarer Stress war dadurch verursacht worden, dass er nach drei „vergeigten“ Klausuren sein Studium nicht hatte fortsetzen können und nicht den Mut fand, seiner Mutter die Zwangsexmatrikulation zu „beichten“. Irgendwann habe er der Mutter allerdings kein X für ein U vormachen können, berichtete er vor Gericht.

Die habe ihn dann gedrängt, beim Arbeitsamt vorstellig zu werden, Bewerbungen zu schreiben und eine Bescheinigung für die Kindergeldkasse zu beschaffen. „Ich habe das alles einfach nicht hingekriegt“, erklärte er vor Gericht, „und an diesem Tag im Mai wusste ich, dass das jetzt wohl alles rauskommen würde.“ Nur durch die Selbstverletzung habe er diesen Druck aushalten und sich ablenken können.

Therapeutische Hilfe

Danach habe er sogar die heißen Kabel geprüft, damit keine Gefahr von ihnen ausgehen konnte, „aber offensichtlich nicht gut genug.“ Den Staatsanwalt konnte er davon überzeugen, dass er lediglich fahrlässig, nicht vorsätzlich einen Brand gelegt hatte. Und Gericht und Staatsanwalt nahmen erleichtert zur Kenntnis, dass der Angeklagte inzwischen seine Familie in seine Probleme eingeweiht und sich professionelle Hilfe geholt hat.

„Ich verletze mich nicht mehr selbst. Ich weiß jetzt, dass ich in schwierigen Situationen ganz viel Beistand um mich herum habe.“ Im Sommer hat er zudem mit einer Ausbildung zum Industriekaufmann begonnen.

So gab es am Ende der Verhandlung eine Menge Verständnis und keine Verurteilung. Wenn er binnen eines halben Jahres 900 Euro an den Tierschutzverein bezahlt, wird das Verfahren eingestellt und der Dorstener kann ohne Vorstrafe in sein weiteres Leben starten. Darüber zeigten sich Mutter und Sohn deutlich erleichtert.