Unfallfahrer schluchzt: „Es tut mir so leid, was passiert ist“

© Claudia Engel (A)

Unfallfahrer schluchzt: „Es tut mir so leid, was passiert ist“

rnGerichtsprozess

Es war ein grässlicher Unfall mit schlimmen Folgen: Zweieinhalb Jahre, nachdem eine 63-Jährige nur um Haaresbreite dem Tod nach einem Unfall entging, wurde der Pkw-Fahrer verurteilt.

Dorsten

, 30.05.2021, 18:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Für eine 63-jährige Dorstenerin war der 30. Oktober 2018 der schlimmste Tag in ihrem Leben. An diesem Tag endete ihr gewohntes Leben unwiederbringlich. An diesem Tag wurde die 63-jährige Frau bei Grün auf dem Fußgängerüberweg an der Halterner Straße von dem Wagen eines heute 24-Jährigen erfasst und lebensgefährlich verletzt. Unter den körperlichen Folgen wird die Dorstenerin lebenslang leiden.

Eine lange Narbe an der Wirbelsäule des Unfallopfers markiert die operativen Eingriffe, die die Frau über sich ergehen lassen musste.

Eine lange Narbe an der Wirbelsäule des Unfallopfers markiert die operativen Eingriffe, die die Frau über sich ergehen lassen musste. © Claudia Engel (A)

Der Fahrer flüchtete seinerzeit. Er stellte sich zwar wenig später der Polizei, nachdem seine Eltern ihn dazu bewegt hatten. Dennoch waren Unfallflucht, die fahrlässige Trunkenheitsfahrt und die fahrlässige Körperverletzung am Freitag angeklagt.

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Das Leid der Frau kann der Mann nicht wieder gutmachen: „Ich möchte mich aber von Herzen bei Ihnen entschuldigen. Wenn ich Ihnen helfen könnte, würde ich das tun“, sagte er unter Tränen in seinem Strafverfahren vor der Einzelrichterin am Amtsgericht Dorsten. Auch der 24-Jährige leidet. Denn er hat einem anderen Menschen schwere, unheilbare Verletzungen zugefügt durch sein verantwortungsloses Verhalten - das weiß er.

Anna S. (Pseudonym) ist seit dem fürchterlichen Unfall auf der Halterner Straße auf einen Rollator angewiesen. Sie könne keine Schritt mehr ohne Schmerzen gehen, sagt sie.

Anna S. (Pseudonym) ist seit dem fürchterlichen Unfall auf der Halterner Straße auf einen Rollator angewiesen. Sie könne keine Schritt mehr ohne Schmerzen gehen, sagt sie. © Claudia Engel

Laut Alkoholtest - 0,72 Promille ergab der Blutalkoholwert wenig später nach dem Unfall - wäre der 24-Jährige besser nicht gefahren. „Wären Sie nüchtern gewesen, hätten Sie das Rotlicht ihrer Ampel rechtzeitig bemerkt und angehalten“, sagte ihm die Richterin. Und Rot zeigte die Ampel nachweislich: Mindestens sechs Sekunden lang sei das schon der Fall gewesen, hat ein Gutachter anhand von Zeugenaussagen und Messungen ermittelt.

Pkw erfasste die Fußgängerin mit voller Wucht

Der Dorstener aber bemerkte das nicht und preschte am Unfallabend ungebremst über die Kreuzung Halterner Straße/Am Katenberg. Auf dem Fußgängerüberweg erfasste er mit seinem Pkw die Dorstenerin mit voller Wucht. Die Folge: Mehrere Rippenbrüche, Wirbelsäulenverletzungen, Lungenquetschungen, Nervenverletzungen im Bein des Opfers. Außerdem wurden der Frau bei dem Aufprall auf das Auto sieben Zähne ausgeschlagen. Sie lag danach vier Wochen im Krankenhaus, wurde zweimal operiert - zwischenzeitlich hing ihr Leben am seidenen Faden.

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Höhere Entschädigung in Aussicht

„Die Schmerzen kann mir keiner mehr nehmen“, sagte die 63-Jährige, als sich der Angeklagte unter Tränen bei ihr entschuldigte. Auch kein Geld der Welt könne das. Zumindest kann sie hoffen, dass sie entgegen der Ankündigung im Zivilverfahren vor dem Landgericht Essen nun doch eine höhere Entschädigung als angekündigt erhält: „Der Haftpflichtversicherer hat das signalisiert“, sagte ihr Anwalt.

Der Angeklagte nahm das Urteil von sechs Monaten Freiheitsstrafe auf Bewährung von drei Jahren hin. Auf seinen Führerschein hat er bereits 16 Monate verzichtet. Er darf ihn behalten.

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