Geplante ZUE in Dorsten Anwohner und Politik diskutieren mehr als 30 Standort-Alternativen

Anwohner und Politik diskutierten mehr als 30 ZUE-Standort-Alternativen
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Positiv hervorzuheben ist nach dem Dienstagabend im Ratssaal, dass die Tonalität der Diskussion eine völlig andere war als bei der durch Schreierei geprägten Anwohnerinformation in der Matthäus-Kirche. Allerdings waren statt über 400 Menschen im Ratssaal auch nur rund zwei Dutzend Zuhörer vertreten, was eine ruhigere und sachliche Diskussion natürlich einfacher machte.

Bürgermeister Tobias Stockhoff nutzte die Gelegenheit, deutlich zu machen, wie viele Gedanken sich die Verwaltung bereits über mögliche Flächen gemacht hatte. Zunächst habe man Ausschluss-Kriterien festgelegt: Gibt es mehr als 7.000 Quadratmeter? Ist die Fläche verfügbar? Kann schnell Planungsrecht geschaffen werden? Und: Gibt es eine Erschließung (u.a. Kanalisation)? Falls eine dieser vier Fragen mit Nein zu beantworten sei, so Stockhoff, sei die Fläche nicht geeignet.

Der Festplatz in Hervest kommt aus unterschiedlichen Gründen nicht als Standort in Frage.
Der Festplatz in Hervest kommt aus unterschiedlichen Gründen nicht als Standort in Frage. © www.blossey.eu

Neben diesen harten Ausschlussgründen hatte die Verwaltung auch Abwägungskriterien für das Umfeld entwickelt. Etwa: Sind Schulen oder Kitas mehr als 500 Meter entfernt? Ist eine Nahversorgung im Umkreis von 1.000 Metern erreichbar? Gibt es ÖPNV-Anbindung in weniger als 1.000 Metern Entfernung? Wie ist der Einfluss auf das Umfeld? Diese Kriterien seien von der Politik veränderbar und dienten nur dazu, am Ende ein Ranking der geeigneten und weniger geeigneten Flächen zu erstellen, so Stockhoff.

Mithilfe des städtischen Geodatenportals, das im für Bürger gesperrten Bereich unter anderem anzeigt, welche Grundstücke der Stadt gehören, erklärte Stockhoff dann die Besonderheiten jeder Fläche, die aus Vorschlägen von Verwaltung, Politik und Bürgern stammten.

Der Festplatz im Lippetal sei beispielsweise kleiner als die geforderten 7.000 Quadratmeter - unter anderem wegen der Stellplätze für die Feuerwehr und des Baumbestandes. Die ehemalige Olymp-Fläche sei ebenfalls zu klein und zudem keine städtische Fläche.

Munitionszentrum

Flächen am Munitionszentrum West in Deuten seien nicht verfügbar, zudem gebe es einen Konflikt mit der vorhandenen Nutzung, so Stockhoff. Gleiches gelte für eine Erweiterungsfläche im Industriepark Dorsten-Marl. Und: „Wohnen im Industriegebiet ist nicht zulässig.“

Im geplanten Baugebiet Nonnenkamp/Seikenkapelle gehöre zwar ein Teil der Fläche der Stadt, aber dort gebe es noch keine Erschließung, so Stockhoff. Zudem sei die Entwässerung des Gebiets noch nicht gesichert. Das Entwässerungssystem auf der Hardt sei dort „ausgereizt“. Der Hardter Schützenplatz dürfe aufgrund einer Hauptleitung nicht bebaut werden und sei zu klein.

Der Festplatz in Hervest habe keine gesicherte Erschließung und Hochdruckleitungen im Süden, die erst in zwei bis fünf Jahren umgelegt werden sollen. Eine Anwohnerin fragte nach der Fläche auf dem Hügel daneben. Diese von Stockhoff als Landschaftsbauwerk bezeichnete Fläche stehe auf kontaminierten Böden des Bergbaus und sei mit 2.700 Quadratmetern deutlich zu klein.

Zechenhafen

Verwaltung, Politik und Bürger hatten den ehemaligen Zechenhafen Fürst Leopold zwischen Kanal und Lippe ins Spiel gebracht. „Die Fläche wäre erst mal nicht schlecht“, so Stockhoff, doch: „Sie gehört uns nicht.“ Teilweise stehe sie noch unter Bergrecht, habe keine Erschließung und die Erschließungsstraße sei unter der Eisenbrücke bei einem mittleren Hochwasser nicht befahrbar. Von der anderen Seite sei der Hammer Weg als Erschließungsstraße nicht ausreichend.

Eine landwirtschaftliche Fläche am Lerchenweg in Hervest gehört ebenfalls nicht der Stadt - eine Grünfläche am Katenberg sei zu klein, so Stockhoff.

Freibad und Sportplatz

Was ist mit der ehemaligen Freibadfläche? Diese sei in weiten Teilen bewaldet und Kompensationsfläche für das Atlantis. Der Sportplatz Pliesterbecker Straße wäre laut Stockhoff „eigentlich eine spannende Fläche, aber nicht, sobald Sie in den Boden eingreifen möchten“. Denn der Sportplatz stehe auf der ehemaligen Hausmülldeponie Holsterhausens. Verbunden damit wäre also „eine erhebliche Altlastensanierung“.

Zelte wäre gegebenenfalls möglich, aber die Bezirksregierung plane keine ZUE in Zelten. Ein Anwohner schlug vor, dann eben dort eine Kompensationsfläche zu schaffen. „Aktuell ist das eine Sportfläche - das müssten wir eben der Schule dann gemeinsam erklären“, so Stockhoff.

Flächen in Lembeck und Rhade

Die Fläche für die Rettungswache in Lembeck sei zu klein, ebenso die der Schulerweiterungsfläche nördlich des Lembecker Busbahnhofs. Eine Neubaugebietsfläche in Rhade gehöre nicht der Stadt, so Stockhoff. Zu einer Erweiterungsfläche nördlich des Nahversorgungszentrums Rhade sagte Stockhoff: „Grundsätzlich würden wir die noch für möglich halten.“ Man habe dort den Auftrag der Politik erhalten, den Nahversorgungsbereich zu erweitern. Stockhoff verwies aber auch auf die nahegelegene Schule und Kindergarten.

Keinen Zugriff habe man auf den Schützenfestplatz in Wulfen, so Stockhoff, der Festplatz an der Marktallee sei zu klein und nicht erschlossen. Eine Grünfläche an der Gesamtschule sei grundsätzlich groß genug und für die ZUE-Nutzung möglich, wobei Stockhoff auf die 250 Meter entfernt liegende Schule hinwies.

Zudem wies er auf die Leistungen Barkenbergs bei der Integration hin, weshalb die Verwaltung gegen einen ZUE-Standort in Barkenberg sei. Nicht unerhebliche Kosten seien damit verbunden, wolle man die Abrissfläche Wulfener Markt für die ZUE nutzen. „Wir müssten den Schutt wegräumen.“

Hochspannungsleitungen

Eine Anwohnerin machte weitere Vorschläge: etwa eine Fläche am Wesel-Datteln-Kanal, die aber auf Marler Gebiet liegt. Oder eine landwirtschaftliche Fläche in Wulfen, über der aber Hochspannungsleitungen verlaufen. Diese soll geprüft werden, ebenso wie eine Fläche nördlich des Levi´s-Distributionszentrums.

Man sei nach wie vor offen für Flächen-Vorschläge oder -Angebote, betonte Stockhoff auf Anfrage eines Anwohners: mehr als 7.000 Quadratmeter, Verfügbarkeit ab 1. Januar 2025, die Erschließung und das Planungsrecht seien aber die Kriterien.