Gebürtige Dorstenerin weist Wege aus der „digitalen Steinzeit“

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Gebürtige Dorstenerin weist Wege aus der „digitalen Steinzeit“

rnOnline-Marketing

Britta Schlömer, geb. Ufermann, wurde 1972 in Dorsten geboren. Heute hilft sie Unternehmen dabei, eine Vorreiterrolle im Markt zu erringen. Mit einer neuen, zukunftsweisenden Strategie.

Dorsten

, 05.03.2019, 04:45 Uhr / Lesedauer: 3 min

Britta Schlömer wuchs in ihrem Elternhaus an der Storchsbaumstraße auf der Hardt auf. Stromerte über Äcker, rümpfte die Nase über Misthaufen und kletterte auf Bäume. Ein behütetes, idyllisches Kinderleben, das sie als Mutter auch ihrem siebenjährigen Sohn Jacob nicht vorenthalten will. Deswegen hat sie sich privat an den Rand der hektischen Finanz- und Messestadt Frankfurt zurückgezogen und lebt mit Mann und Sohn bewusst in einem kleinen Städtchen im beschaulichen Vordertaunus.

Im Raum Frankfurt leitet die Diplom-Betriebswirtin das Consulting- und Dienstleistungsunternehmen „Thought Leader Systems“, das sie vor drei Jahren gründete und das heute zu den erfolgreichsten Start-Ups der Wirtschaftsregion Rhein-Main zählt. „Wir sind Leistungspartner von Weltmarktführern wie Google, Microsoft, Marketo, Oracle, Act-On und Hubspot“, ist auf der Unternehmens-Homepage nachzulesen. Wie hat die gebürtige Dorstenerin das gemacht, und welche Management-Philosophie steckt eigentlich hinter „Thought Leader Ship“ (Meinungsführerschaft, Vordenker-Marketing), die laut Britta Schlömer in Deutschland noch nahezu unbekannt ist?

Thought-Leader-Strategie

„Ich fand das Thema Wirtschaft schon immer spannend. Zu verstehen, wie die Wirkmechanismen, die Zusammenhänge, die Machtverhältnisse funktionieren“, sagt die Geschäftsführerin. Nach ihrem Abschluss auf der St.-Ursula-Realschule in Dorsten machte sie das damals brandneue Wirtschaftsabitur am Hans-Böckler-Kolleg in Marl. Banklehre, Betriebswirtschaftsstudium mit studiumsbegleitender Arbeit bei Markenartiklern und Werbeagenturen ließen sie tiefer in die Welt der Wirtschaft eintauchen. Ein Wechsel zur Deutschen Bank führte sie auch aufs internationale Parkett - und dann sorgte ein Schlüsselerlebnis dafür, dass sie in die ganzheitliche „Thought-Leader“-Strategie schwenkte, mit der sie heute die digitale Transformation voranbringt.

“Das Schlüsselerlebnis hatte ich zu der Zeit der Lehman-Brothers-Pleite“, erinnert sich die Unternehmerin, „da habe ich im internationalen Marketing-Management der Deutschen Bank gearbeitet und musste mit ansehen, wie den Anlegern bei Champagner und Jakobsmuscheln mitgeteilt wurde, dass ihr Depot leider halbiert sei.“ Eine zynische Situation, die Britta Schlömer deutlich machte: So darf Kommunikation nicht laufen! „Sie muss wertschätzend, informativ, auf Augenhöhe sein“, betont die Fachfrau des modernen Marketings.

Die Leute wollten sich ernst genommen fühlen, nicht für dumm verkauft werden. „Heute reicht es nicht mehr, wenn wie früher die legendäre Klementine bei der Ariel-Werbung in die Kamera strahlt. Heute wollen die Leute aufgeklärt werden darüber, ob die Waschpulver-Pearls umweltfreundlich sind und trotzdem hartnäckige Flecken entfernen“, erklärt Britta Schlömer alte Nachkriegs-Werbekonzepte für tot.

Inbound-Marketing

Ein Grundsatz des sogenannten Inbound-Marketings, bei dem es darum geht, potenzielle Kunden mit relevanten und hilfreichen Inhalten auf ihr Unternehmen aufmerksam zu machen und ihnen über das gesamte Kundenerlebnis hinweg einen Mehrwert zu bieten – über Website, Blog und Social Media. Ende 2017 veröffentlichte Britta Schlömer im Rheinwerk Verlag das erste deutschsprachige Buch zu diesem Thema: „Inbound“. „Ein Muss für jeden, der mit Marketing zu tun hat“, lobt ein Rezensent das Handbuch für modernes Marketing.

Die Zeitenwende ist längst eingeläutet. „Wir befinden uns mitten in einer digitalen Revolution. Wer als Unternehmen nicht im Web präsent ist und keine nützlichen sowie wertstiftenden Inhalte liefert, wird in naher Zukunft nicht mehr existent sein“, prognostiziert die gebürtige Dorstenerin und behauptet, dass sich Deutschland im Vergleich mit den skandinavischen Ländern und den USA in der „digitalen Steinzeit“ befinde.

„Der Mensch steht im Vordergrund“

In mehr als zwölf Monaten absolvierte sie zusammen mit ihrem ersten kleinen Team von Mitstreitern eine intensive Ausbildung bei den führenden amerikanischen Softwareherstellern und fokussierte sich auf das Thema „Inbound Marketing“ oder auch „Marketing Automation“ genannt. „Inbound-Marketing als methodisches Dach und Marketing Automation als die zugehörige, technische Softwarelösung ermöglicht es Unternehmen, all ihre digitalen Aktivitäten im Netz in einem noch nicht gekannten Umfang auszuspielen, zu steuern, zu messen und zu optimieren“, erzählt Britta Schlömer.

Eine faszinierende Technologie, die ohne den Menschen nicht erfolgreich sein könne. „Der Mensch steht im Vordergrund. Er muss bei der Transformation mitgenommen, muss geschult werden. Sonst kann der Wandel nicht gelingen“, ist Britta Schlömer überzeugt. Sie selber habe schon erleben müssen, wie ein Digitalprojekt - die Einführung einer Marketing-Automationslösung - gescheitert sei, weil die „goldenen Regeln“ zur Umsetzung zu wenig beachtet worden seien.

Digitale Transformation

Die digitale Transformation wird Deutschland in den kommenden Jahren verändern. Britta Schlömer ist ganz vorne mit dabei: Sie berät, trainiert und coacht beim Umsetzen der Management-Philosophie und gibt ihr Know-how weiter, wird als Vorzeigeunternehmerin vom Land Hessen präsentiert, ist von der Bundesrepublik als Partnerin im Rahmen des Förderprogramms „Go digital“ gelistet.

Und abends im Vordertaunus genießt sie es, Jacob seine Gute-Nacht-Geschichte vorzulesen: das Muffelmonster - ganz handfest und analog.

Weitere Infos: www.thoughtleadersystems.com